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1050 - Die Nymphe und das Monster

1050 - Die Nymphe und das Monster

Titel: 1050 - Die Nymphe und das Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mal durch die eine und mal durch die andere Seitenscheibe zu schauen, wie jemand, der auf der Suche ist.
    »Suchst du was?« fragte ich.
    »Ich weiß nicht, John, ich weiß es ehrlich nicht. Hier kommt mir alles vor, als hätte man etwas vor uns versteckt. Da ist kein Leben zu sehen.«
    »Wundert dich das? Du bist doch schon hier gewesen.«
    »Ja, aber da war es anders.« Sie biß sich auf die Unterlippe. »Ich weiß auch nicht genau, wie ich es ausdrücken soll. Auf mich macht der Ort den Anschein, als hätte sich hier etwas verschlimmert.«
    »Es ist nur nichts zu sehen.«
    »Genau. Es hält sich versteckt. Warum sehen wir keinen Menschen auf den Straßen?«
    »Erstens gibt es ja kaum welche, und zweitens ist es ihnen wohl zu kalt.«
    »Könnte man meinen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ist es aber nicht. Es muß etwas anderes sein.«
    »Möchtest du die alte Kräuterhexe vorher fragen?«
    »Nein, wir fahren erst zur Kirche und schauen uns den Altar an. Schließlich ist er der eigentliche Grund unseres Kommens. Oder hast du es dir anders überlegt?«
    »Auf keinen Fall.«
    Es gab praktisch nur eine breite Straße in Llangain. Über sie rollten wir hinweg. Häuser aus dunklen Steinen standen rechts und links. Dazwischen gab es immer wieder Lücken, in denen die Bewohner ihre Gärten angelegt hatten.
    Schmale Gassen führten von der Straße weg und endeten in der freien Natur. Im Wald oder einfach nur ins Leere, den Eindruck hatte ich zumindest.
    Grace saß vorgebeugt neben mir. »Ich habe einfach das Gefühl, daß die Menschen hier unter starker Angst leiden. Daß sich deshalb niemand blicken läßt.«
    »Kann schon sein.«
    »Dann muß etwas passiert sein.«
    »Wo lebt denn diese Madge?«
    »Etwas außerhalb, aber nicht weit. Man kann jedes Ziel zu Fuß erreichen. Auch die Kirche ist einfach zu erreichen, John. Du brauchst die Straße nur durch bis zu ihrem Ende zu fahren. Sie ist nicht groß und hat einen Stummelturm. So jedenfalls habe ich ihn immer genannt.«
    Es war schon ungewöhnlich, daß wir keinen Menschen zu Gesicht bekamen.
    Auch die Autos schienen hier in Llangain erst noch eingeführt zu werden. Nur einige Wagen parkten am Straßenrand oder auf freien Flächen, die zu den Häusern gehörten. Auf allen Fahrzeugen lag eine dicke, schimmernde Eisschicht. Die Kälte hatte eben überall ihre Spuren hinterlassen. Da waren nicht nur die Bäume von der eisigen Schicht überzogen worden.
    Sogar das Licht hinter manchen Scheiben wirkte wie Fremdkörper in einer düsteren Welt. Wir sahen auch keine Schatten hinter den hellen Rechtecken. Wären nicht die Rauchwolken gewesen, die aus zahlreichen Kaminen stiegen, hätten wir wirklich annehmen können, daß Llangain menschenleer war.
    »Die haben sich alle versteckt«, sagte Grace. »Und ich würde gern den Grund wissen.«
    »Angst.«
    »Wovor?«
    »Du hast es selbst gesagt. Da gibt es den Blutaltar und auch die Nymphen.«
    Grace lächelte schief. »Allmählich glaube ich selbst daran. Die Umgebung paßt einfach dazu.«
    »Hattest du vorher Zweifel?«
    Sie verzog das Gesicht. »Wenn ich ehrlich sein soll, schon. Ich habe auch damit gerechnet, daß du ablehnst und mich auslachst. Da wäre ich nicht einmal sehr überrascht gewesen. Und ich frage mich, wie du jetzt über die Sache denkst.«
    »Ich bin neutral.«
    »Ehrlich?« Sie musterte mich. »Bist du nicht mehr auf meiner Seite, wenn du das alles hier siehst?«
    »Was soll ich dazu sagen? Die Umgebung ist zwar ungewöhnlich, aber nicht unnormal.«
    »Klar, das stimmt auch wieder. Wer sich hier nicht auskennt, wird alles als normal ansehen. Leider denke ich da anders. Irgendwie ärgere ich mich auch darüber. Ich kann einfach nicht dagegen an. Zudem wächst der Druck in meinem Magen.« Sie deutete nach links, wo sich eine Gasse öffnete. »Wenn wir dort hineinfahren, kommen wir an den Fluß.«
    »Willst du dort auch hin?«
    »Nein, warum?«
    »Wenn wir schon über Nymphen gesprochen haben, kann ich mir vorstellen, daß sie dort leben.«
    »Weiß ich nicht. Ich denke mehr an den Teich hinter der Kirche.«
    »Sollen wir bis dorthin fahren?«
    »Nein, lieber nicht. Es ist besser, wenn wir den Wagen vor der Kirche stehenlassen. Es gibt genügend Parkraum. Du kannst ihn neben dem Brunnen abstellen.«
    »Okay, wie du willst.«
    Llangains Häuser schienen sich allmählich aufzulösen. Es gab immer weniger, und die Lücken dazwischen wurden breiter. Da hatte sich die Natur dann das Gelände zurückgeholt. Feuchte Wiesen,

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