1052 - Finale auf Chircool
herrschte völlige Ratlosigkeit. Erstaunen weckte das Auftauchen des fremden Raumschiffs. Der Traum von der Rückkehr der SOL, die die Nachkommen der ehemaligen Meuterer abholen sollte, gewann erneut Bedeutung.
Die Menschen waren ziemlich hilflos. Sie einigten sich schließlich darauf, daß ein paar Männer zur Erkundung ausgeschickt werden sollten. Wirklich unternehmen wollte Hanna Clement nichts. In Anbetracht der unklaren Lage war dies auch die einzig richtige Schlußfolgerung.
Francette gefiel diese Zurückhaltung nicht. Sie schwieg aber zu den Plänen ihrer Leute.
Ihre Gedanken waren bei Jörg Breiskoll und Doc Ming. Wenn sie alles richtig verstanden hatte, so lagen die beiden Männer jetzt zusammen mit den anderen Kämpfern besinnungslos im Wald und sahen einer Ungewissen Zukunft entgegen.
Noch bevor die Jäger bestimmt worden waren, die zur Auskundschaftung losgeschickt werden sollten, stahl sie sich davon. Nicht einmal ihrer Mutter hinterließ sie eine Nachricht.
Sie wußte, daß der Weg allein durch die Wildnis nicht ungefährlich war, aber sie nahm dieses Risiko auf sich. Ihre innere Unruhe verlieh ihr frische Kräfte. Die Sonne stand inzwischen hoch am Himmel. In wenigen Stunden würde es Mittag auf Chircool sein.
Sie entkam unbemerkt dem Lager und schlug den Weg in Richtung des niedergebrannten Dorfes ein. Die erste Teilstrecke führte entlang eines Flusses. Hier kam sie schnell voran. Außerdem war die Gefahr, von wilden Tieren angegriffen zu werden, hier gering.
Sie blickte sich mehrmals um, aber niemand folgte ihr.
Eine knappe Stunde später näherte sie sich dem Waldabschnitt, der der Robotstation gegenüber lag. Schon bald entdeckte sie die ersten Betschiden, die reglos auf dem Boden lagen. Sie erschauderte, als ihr bewußt wurde, welcher Gefahr diese Menschen ausgesetzt waren, denn die Tierwelt von Chircool war alles andere als freundlich.
Die Überprüfung der Herzschläge einiger Männer ergab, daß diese zwar völlig erstarrt und wahrscheinlich auch besinnungslos waren, daß sie aber noch lebten. Sie mußte schnell handeln, um hier für Hilfe zu sorgen. Noch hatte sie keine Vorstellung davon, wie sie dies tun sollte. Für einen Moment überlegte sie, ob sie nicht besser zu Hanna Clement zurückkehren sollte. Von dort hätte man zumindest eine Schutzmannschaft holen können, die die besinnungslosen Betschiden vor Angriffen wilder Tiere bewahrt hätte.
Da sie aber nicht wußte, ob die angreifenden Kranen noch in der Nähe waren und da sie unbedingt Jörg finden wollte, verwarf sie diesen Plan wieder.
In der Nähe von Doc Mings zerstörtem Unterstand fand sie den jungen Jäger. Jörg Breiskoll lag in verkrümmter Haltung auf dem Waldboden. Wenige Meter neben ihm sah sie den Heiler.
Auch Jörgs Herzschlag ging ganz ruhig und normal. Sonst zeigte er jedoch keine noch so geringe Regung. Sie zog ihn halb hoch und lehnte ihn an einen Baumstamm. Dann benetzte sie aus ihrer Wasserflasche seine Stirn und wartete.
Jörg rührte sich nicht.
Sie knöpfte das Oberteil des Fellumhangs auf, damit frische Luft an seinen Körper gelangen konnte. Auch das half nichts. Dabei fiel ihr ein schon halb verwelktes Blatt Kritzels in die Hand, das der Jäger in Seiner Brusttasche getragen hatte.
Sie wollte das Blatt schon achtlos zur Seite legen, als sie gerade noch bemerkte, daß sich die feinen blauen Adern zu verändern begannen.
Erst starrte sie Jörg an, dann wieder auf das Blatt Kritzels.
Sollte es möglich sein, daß ihr Freund im bewußtlosen Zustand ihr noch eine Nachricht mitteilen konnte? Oder war er nur starr, aber noch bei Besinnung? Sie wußte nicht, wie eine Paralyse auf den Betroffenen wirkte.
Die wenigen Worte, die sich bildeten, waren kaum zu erkennen. Entweder war das Blatt schon zu alt, oder Jörg war doch nicht voll bei Bewußtsein. Sie sah nur, wie sich ein paar Schriftzüge formten, die jedoch nicht stabil blieben.
Einmal glaubte sie das Wort Kritzel lesen zu können, aber dann herrschten nur wieder völlig wirre Muster vor.
„Jörg", sagte sie und folgte damit einer plötzlichen Eingebung. „Vielleicht kannst du mich sogar hören. Ich weiß es nicht. Vielleicht ist dieses Blatt nur zu alt. Auch das weiß ich nicht. Ich weiß aber, wo du Kritzel eingepflanzt hast. Dort werde ich ein neues Blatt holen.
Sei also bitte geduldig. Ich bin gleich zurück."
Im Gesicht des Jägers war keine Reaktion erkennbar. Seine Augen waren geöffnet, aber er blickte stur in eine
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