1052 - Finale auf Chircool
Richtung.
Francette stand auf und eilte los. Das Versteck Kritzels war nicht weit entfernt. Sie hatte sich die Stelle auf Jörgs Geheiß genau gemerkt. Als sie auf Kritzel, der nur knapp eine Armlänge hoch war, zutrat, erlebte sie eine kleine Überraschung. Während sie sich bückte, um nach einem geeigneten Blatt Ausschau zu halten, löste sich eins ohne ihr Zutun ab und fiel zu Boden.
„Danke, Kritzel", murmelte sie. Für einen Moment schien es ihr, als ob sich die Pflanze leicht bewegte, aber das mußte wohl eine Täuschung sein, denn es war völlig windstill.
Rasch eilte sie zurück.
Noch bevor sie Jörg erreichte, entstand auf dem Blatt ein klarer Schriftzug.
Gut gemacht, Liebste!
Also war Jörg bei vollem Bewußtsein. Nur sein Körper war bis in die letzte Faser gelähmt.
Sie kniete sich vor ihm hin. Die Unterhaltung, die sich nun entwickelte, war wohl die seltsamste, die jemals zwei Menschen geführt hatten. Francette stellte die Fragen und blickte Jörg Breiskoll dabei an. Der junge Betschide antwortete mit seinen Gedanken in der Schrift Kritzels und sah dabei starr in die Luft.
„Kannst du mich verstehen?"
Ja.
„Was ist geschehen?"
Ich weiß nicht genau. Es kamen vier Kranen, die uns überwältigt haben.
„Was kann ich tun, um dir zu helfen?"
Du mußt nicht mir helfen. Hilf allen Betschiden.
„Wie?"
Ich spüre gute Impulse aus dem Raumschiff. Es muß dort gute Wesen geben, wahrscheinlich Menschen.
„Menschen? Bist du sicher?"
Ja. Auch das Raumschiff hat eine gute Ausstrahlung.
„Ist es die SOL?"
Vielleicht.
Francette schwieg für einen Moment, denn der Gedanke, daß es sich tatsächlich um die ersehnte SOL handeln würde, erfüllte sie mit Erregung. Jörg schrieb unterdessen neue Worte auf Kritzels Blatt.
Versuche, die guten Menschen zu finden. Nimm das Blatt mit. Ich werde spüren, wenn du an der richtigen Stelle bist. Wir alle brauchen Hilfe von dort. Nimm dich vor St. Vain in acht. Er ist ein Verräter.
Sie las die Worte zweimal.
„Wie soll ich in das Raumschiff gelangen?"
Ich weiß nicht, wie. Aber versuche es.
Sie nickte. „Ich werde sehen, was sich machen läßt. Soll ich jetzt gehen?"
Ja. Bitte denke daran, daß ich dich liebe. Trotzdem mußt du jetzt etwas tun, was du für alle Betschiden tust. Ich wünsche dir viel Glück.
„Das wünsche ich uns allen, Jörg."
Ihre Hand streichelte über seine Wange. Es gab in ihrem Herzen einen Stich, als er darauf nicht reagieren konnte.
Mit einem letzten Blick auf Jörg eilte sie davon. Das Blatt Kritzels verbarg sie sorgfältig in ihrer Tasche.
Das riesige Raumschiff war nur wenige hundert Meter entfernt. Es ragte mit seiner unheimlich anmutenden Höhe empor und warf einen langen Schatten in die Landschaft.
Francette war von einer starken Unruhe getrieben. Sie überlegte daher nicht lange, welches der günstigste Weg für sie war. Mit großen Schritten eilte sie direkt auf das Raumschiff zu.
Weit und breit war weder ein Mensch noch ein Krane zu sehen. Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, daß sie beobachtet würde.
Als sie sich dem Schiff auf Rufweite genähert hatte, erkannte sie eine große Öffnung in dem zylindrischen Teil, der auf großen Stützen auf dem Boden stand. Der Eingang war jedoch so hoch, daß sie ihn niemals erreichen konnte.
Sie blieb ratlos am Fußende des Raumschiffs stehen. Die gewaltige Kugel, die oben saß, wölbte sich erdrückend über ihr. Gerade wollte sie rufen, als plötzlich etwas Unsichtbares nach ihrem Körper packte.
Sie wurde in die Höhe gerissen. Verzweifelt suchte sie Halt, aber es ging immer weiter aufwärts. Der Schreck lahmte ihre Stimme.
Dann setzte sich die Bewegung, die sie machen mußte, seitwärts in Richtung der Öffnung fort. Als sie dort angelangt war, wurde sie sanft auf dem Boden abgesetzt.
Sie taumelte noch etwas, als zwei Menschen auf sie zutraten. Zweifellos waren es Betschiden, aber sie waren völlig anders gekleidet. Nach dem wenigen, was sie über Raumschiffe wußte, mußte es sich um Angehörige der Besatzung handeln.
„Wen haben wir denn da eingefangen", begrüßte sie ein älterer Mann freundlich.
„Ich heiße Francette", sagte sie mit fester Stimme. „Ich bin eine Betschidin."
Unauffällig zog sie Kritzels Blatt ein Stück aus ihrem Fellumhang und warf einen Blick darauf. Da keine Schrift zu sehen war, folgerte sie daraus, daß dies nicht die Menschen waren, mit denen sie sprechen sollte.
„Was führt dich zu uns?" fragte der andere Mann.
Weitere Kostenlose Bücher