106 - Das Ghoul-Imperium
Gebäude gelegentlich ansiehst«, sagte Vicky .
Ich schnappte mir das Telefonbuch und suchte Eartha Rafts Nummer heraus. Obwohl es schon spät war, rief ich Eartha an, doch sie hob nicht ab.
Mir wurde immer unbehaglicher. Auch Tucker Peckinpah machte die Nacht zum Tag. Der reiche Industrielle ließ es bei uns klingeln, kaum daß ich den Hörer in die Gabel gelegt hatte.
Ich hob so schnell ab, daß er kein schlechtes Gewissen zu haben brauchte. Ihm war etwas zu Ohren gekommen, das er nicht auf sich beruhen lassen wollte.
»Gestern nacht war ein junger Mann bei der Polizei«, sagte Peckinpah. »Leider habe ich heute erst davon erfahren. Der Mann heißt Ben Stallybrass, und er meldete, von einem Vampir attackiert worden zu sein. Ich denke, darum sollten Sie sich kümmern, Tony. Manchmal mahlen die Mühlen der Behörden sehr langsam. Die Beamten wollten Stallybrass nicht glauben, aber ich bin da anderer Meinung.«
»Auf jeden Fall«, sagte ich. »Wo wohnt Stallybrass?«
Der Industrielle nannte die Adresse. Ich schrieb sie auf.
»Und wo wurde er von diesem Blutsauger angegriffen?« wollte ich wissen. »Im Haus seiner Freundin.«
»Wie ist ihr Name?«
»Eartha Raft.«
Mir war, als hätte man mich mit Eiswasser übergossen.
***
Ich hatte Mr. Silver an der Strippe und schilderte ihm, was ich erfahren hatte. Der Ex-Dämon zog die Luft scharf ein.
»Jubilee - das Opfer eines Vampirs…« sagte er. »Verdammt noch mal, konntest du das nicht für dich behalten?«
Ich nannte ihm Ben Stallybrass’ Adresse und bat ihn, so schnell wie möglich dorthin zu kommen. Als ich am angegebenen Ort eintraf, stieg der Ex-Dämon soeben aus einem Taxi.
Mr. Silvers Blick war düster.
»Wir sind alle in großer Sorge um Jubilee«, sagte ich und schaute an der Gebäudefassade hoch.
Kein einziges Fenster war erhellt. Alle, die in diesem Haus wohnten, schliefen den Schlaf des Gerechten. Auch Ben Stallybrass. Er würde Verständnis dafür aufbringen müssen, daß wir nicht bis zum Morgen warten wollten.
Vielleicht würde er froh sein, mit jemandem reden zu können, der ihm glaubte. Ich trat näher an das Klingenbrett heran und suchte Stallybrass’ Namen. Sobald ich ihn gefunden hatte, läutete ich.
Dann blickte ich wieder nach oben. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis in einer der Wohnungen Licht gemacht wurde.
»Ja?« kam es dann verschlafen aus dem Lautsprecher der Gegensprechanlage.
»Mr. Ben Stallybrass?« fragte ich. »Ja.«
»Mein Name ist Tony Ballard. Bitte entschuldigen Sie die späte Störung, aber die Sache duldet keinen Aufschub. Ich bin Privatdetektiv, und ich weiß, was für ein schreckliches Erlebnis Sie gestern hatten. Sie waren bei der Polizei. Man hat Ihnen nicht geglaubt. Sie können versichert sein, daß ich Ihnen jedes Wort glaube. Würden Sie bitte das Haustor öffnen?«
Es summte, und das Tor ließ sich aufdrücken.
Wir begaben uns in den dritten Stock. Ben Stallybrass erwartete uns in der offenen Tür. Er trug einen dunkelgrünen Kaschmirschlafrock. Ich stellte ihm Mr. Silver vor. Dann betraten wir seine Wohnung.
Der Living-room war groß, und an der Wand hing ein riesiges Ölgemälde, das eine vom Sturm aufgepeitschte See zeigte. Wir setzten uns, und ich klärte einleitend den jungen Mann auf, was für eine Art von Privatdetektiv ich war.
Auf diese Weise gewannen wir Stallybrass’ Vertrauen am schnellsten. Er erfuhr von mir auch, daß Jubilee und Eartha Haft Freundinnen geworden waren.
Stallybrass hatte von Jubilee schon gehört, kannte sie jedoch nicht persönlich.
»Nun sind Sie an der Reihe«, sagte ich. »Was ist gestern nacht geschehen?«
Ben Stallybrass erzählte uns seine Geschichte, die immer haarsträubender wurde, je länger er redete.
»Sie hatten unglaubliches Glück, daß der Vampir Sie nicht tötete, Mr. Stallybrass«, sagte Mr. Silver, nachdem der junge Mann geendet hatte.
Ben Stallybrass nickte. »Ja, Mr. Silver, dessen bin ich mir bewußt. Diese bornierten Polizisten!« brauste er auf. »Warum haben sie mir nicht geglaubt? Wie einen Verrückten haben sie mich behandelt. Ja, ja, man würde sich um die Sache schon kümmern, aber ich müsse einsehen, daß andere Dinge vordringlicher behandelt werden müßten. Dieses blutrünstige Ungeheuer hat sich meine Freundin geholt, und das einzige, was die Polizei dazu zu sagen hatte, war, ich müsse mich in Geduld fassen.« Er tippte sich an die Stirn. »Geduld!«
Ich bereitete ihn vorsichtig darauf vor, daß er stark sein müsse. Ich
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