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1060 - Die Mystikerin

1060 - Die Mystikerin

Titel: 1060 - Die Mystikerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Mädchen und Frauen von der Straße zu holen?
    Ich wußte, daß es diese Menschen gab. Ich hatte große Hochachtung vor ihnen.
    Zu diesem Kreis gehörten auch die Mitglieder der Heilsarmee. Komischerweise konnte ich mich mit meinen Überlegungen nicht so recht anfreunden, obwohl sie wirklich auf der Hand lagen. Mein Gefühl sagte mir, daß mehr dahintersteckte. Sogar Dinge, die in mein Fach fielen. Vielleicht hatte Jane Collins ebenso gedacht und mich deshalb mitgenommen.
    Zudem hatte diese geheimnisvolle Hildegarda Amy ein Messer gegeben, um sich zu verteidigen. Auch das wunderte mich. Denn so etwas paßte nicht zu einer Nonne, die Gewalt normalerweise ablehnte. Nein, dahinter mußte mehr stecken, viel mehr sogar.
    Jane und Amy hatten die Tür erreicht und waren dort stehengeblieben. Sie schauten mir entgegen und warteten, bis ich sie erreicht hatte. »Hast du was?« fragte Jane, bevor sie die Tür öffnete.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Nur das übliche.«
    »Wie schön. Und was ist das?«
    »Laß es, bitte.«
    Wir verließen das Haus und traten hinein in den zu kalten Apriltag. Der Wind hatte noch stärker aufgefrischt und blies scharf gegen unsere Gesichter. Er brachte den typischen Geruch eines Güterbahnhofs mit. Konnte sein, daß ich es mir auch einbildete, aber für mich roch es nach Stahl, nach Schmieröl, auch nach Holz und anderen Waren, die auf der Schiene transportiert wurden.
    »Wo müssen wir hin?« fragte Amy.
    »Es ist nicht weit«, sagte Jane. Sie hielt Amy noch immer fest und führte sie.
    Ich blieb wieder hinter den beiden zurück. Ich wollte mich einfach nicht von ihnen ablenken lassen. Meine innere Stimme hatte sich wieder gemeldet und sagte mir, daß noch nicht alles vorbei war und es noch Überraschungen geben konnte.
    Das Haus, aus dem wir gekommen waren, wurde nicht mehr benutzt und blieb deshalb auch einsam. Es gab keine Zeugen, die uns gesehen hätten. Die Arbeiter waren zu weit entfernt und zudem zu stark beschäftigt, um sich um andere Dinge zu kümmern.
    Wir hatten unseren Wagen dort abgestellt, wo es keine Schienen mehr gab, auf einem brachliegenden Gelände, das allerdings noch zur Bahn gehörte.
    Amy verhielt sich ruhig. Sie wehrte sich nicht. Sie ließ sich willig führen und hielt nicht einmal den Kopf gesenkt. Beinahe stolz schritt sie neben der Detektivin her. Oder wie jemand, der nach einem Helfer Ausschau hielt.
    Das tat ich auch. Nur gelang es mir nicht, irgend jemand zu sehen, der uns hätte gefährlich werden können. Alles blieb so normal ruhig und still. Amys Prophezeiungen schienen ins Leere geredet worden zu sein.
    Über stillgelegte Gleisstücke gingen wir hinweg und auf die Rückseiten einiger bunt bemalter Häuser zu. Sie gehörten zu einer Straße außerhalb des Bahngeländes und waren auch bewohnt. Hier wollte ich bestimmt nicht leben, der Lärmpegel war einfach zu hoch, und das vor allen Dingen, wenn nachts gearbeitet wurde.
    Soweit ich das erkennen konnte, hatte sich niemand an meinem Wagen zu schaffen gemacht. Wäre das Gegenteil eingetreten, hätte mich das nicht einmal überrascht.
    Amy blieb plötzlich stehen und fing an zu lachen. Es waren schrille Laute, die tief aus ihrer Kehle drangen. Ich fragte mich, was so spaßig war, und auch Jane schaute sie verwundert an. Als ich die beiden erreicht hatte, stoppte das Lachen. »Was ist los? Was hast du?« fragte Jane Collins.
    »Nichts.«
    »Du freust dich also?«
    »Ja.«
    »Auf deine Zukunft?«
    »Sicher.«
    »Warum?«
    »Sie ist wunderbar. Sie fängt schon an.« Amys Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Sie strahlte uns an. Sie lächelte dabei, und ihre Augen leuchteten.
    Für Jane und mich war es schwer, diese Veränderung zu begreifen. Aber sie machte uns mißtrauisch, und wir ließen Amy nicht aus den Augen. Mit einem heftigen Ruck befreite sie sich aus Janes Griff.
    Die Detektivin wollte nachgreifen, doch ich war dagegen.
    »Laß sie mal. Laß uns schauen, was passiert. Sie läuft uns ja nicht weg.«
    »Gut, wie du meinst.«
    Amy ging weiter. Nicht sehr schnell, und sie änderte dabei auch nicht die Richtung. Ihr Ziel wäre auch das unsere gewesen, der Rover nämlich. Wenn sie so weiterging, würde sie ihn erreichen. Aber sie konnte nicht einsteigen und wegfahren.
    Das hatte sie auch nicht vor. Etwas anderes war ihr in den Sinn gekommen, und wir bekamen große Augen, denn zugleich mit ihr sahen wir, daß der Wagen Besuch bekommen hatte.
    Neben dem Rover stand eine

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