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1060 - Die Mystikerin

1060 - Die Mystikerin

Titel: 1060 - Die Mystikerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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habe ich gesehen.«
    »Sie heißen Ginny, wie ich von Kolleginnen gehört habe.«
    »Ja.«
    »Und weiter?«
    Sie hob die Schultern. »Ist das wichtig? Eigentlich habe ich meinen Nachnamen selbst vergessen.«
    »Aber Sie wissen ihn noch?«
    Sie stöhnte auf, lehnte sich zurück, hob das rechte Bein an und umspannte das Knie mit beiden Händen. »Ginny Cramer, wenn Sie es genau wissen wollen.«
    »Das ist doch schon etwas mehr.«
    »Und das reicht auch.«
    »Mal sehen.«
    Ginny drehte den Kopf nach links, um Tanner anzuschauen. Sie wußte nicht, was sie von dem Mann halten sollte. Er war anders als die üblichen Polizisten, mit denen sie hin und wieder zu tun bekommen hatte. Er war freundlich, er fuhr sie nicht an, schrie nicht, beschimpfte sie nicht, sondern blieb ganz gelassen. Sogar freundlich, was sie diesem beißbärtigen Typ kaum zugetraut hätte. Deshalb schüttelte sie den Kopf. »He, so sitzen hier nur meine Kunden. Was wollen Sie? Welche Masche haben Sie?«
    Tanner winkte ab. »Sehen Sie, Ginny, ich gehöre zu den Menschen, die im Laufe der Jahre verdammt viel gesehen haben. Es war nicht immer gut, das können Sie mir glauben. Trotzdem habe ich versucht, den Menschen, mit denen ich beruflich zu tun habe, mit Achtung zu begegnen. Da spielt es keine Rolle, was sie getan haben und welchem Beruf sie nachgegangen sind. Für mich ist jeder ein Mensch. Natürlich kann ich auch anders, aber ich habe heute meinen friedlichen Tag, werde nicht poltern und mir gewisse Dinge in Ruhe anhören.«
    »Wie meine Aussagen.«
    »Genau.«
    »Ich habe schon alles gesagt.«
    »Stimmt. Man hat es mir berichtet. Zu dieser Zeit sollen Sie unter dem Schock der Tat gestanden haben. Ich glaube, daß es Ihnen jetzt besser geht und wir vernünftig miteinander reden können.«
    Ginny zuckte die Achseln. Danach steckte sie sich eine Zigarette zwischen ihre Lippen und ließ sich von Tanner Feuer geben. »Ich glaube nicht, daß ich Ihnen viel helfen kann, Mister.«
    »Ach, das sagen Sie mal nicht. Wir fangen einfach in aller Ruhe an.«
    Die Frau mit den Locken lachte scharf. »Wollen Sie mich einlullen? Kommen Sie jetzt auf die väterliche Tour?«
    »Das nicht«, erwiderte Tanner. »Sie werden sich allerdings denken können, daß auch ich meine Probleme habe. Ich kaue besonders an einem Brocken herum.«
    »Dann spucken Sie es schon aus.«
    »Dieser Zuhälter ist erstochen worden!« dozierte Tanner. »Man hat ihm ein Messer in den Rücken gerammt. Das haben unsere Experten festgestellt. Jetzt frage ich mich nur, wer dies getan hat, nein, ich möchte gern die Mordwaffe haben. Die ist nicht hier. Da möchte ich Sie fragen, ob Sie mir helfen können.«
    Ginny pustete den Rauch aus und schaute ihm nach. »Ich bin verdächtig, wie?«
    »Das sind alle hier.«
    »Aber ich besonders?«
    »Stimmt, Ginny. Als Ihre Kollegin das Zimmer betrat, da hat sie etwas gesehen, das darauf hindeutet. Wie gesagt, hindeutet, aber nicht sein muß.«
    »Danke, sehr nett«, antwortete Ginny spöttisch. »Aber ich weiß nicht, wo das Messer ist. Das heißt, ich weiß es schon, denn der Täter hat es mitgenommen.« Sie sagte bewußt Täter und nicht Täterin, weil sie Hildegarda schonen wollte.
    Tanner überlegte nicht lange. »Sie sprachen von einem Täter. Nehmen wir mal an, daß Sie damit recht haben, dann hätte dieser Täter aber gesehen werden müssen, als er Ihr Zimmer verließ. Es gibt genügend Personen in diesem Haus, die sich nicht in den Zimmern aufgehalten haben. Oder ist er aus dem Fenster geklettert?«
    »Nein.«
    »Was ist dann passiert?«
    Ginny drückte die Zigarette aus. »Wollen Sie das wirklich wissen, Mr. Tanner?«
    »Sonst hätte ich die Frage nicht gestellt.«
    »Klar. Aber werden Sie mir auch glauben?«
    Tanner wiegte den Kopf. »Mit dem Glauben ist das so eine Sache. Ich will jetzt nicht sagen, das können wir der Kirche überlassen, aber mich interessieren schon die Fakten, Ginny, und die sollten Sie mir erzählen. Am besten von Beginn an. Lassen Sie sich dabei von meinen Leuten nicht stören.«
    »Keine Sorge, das werde ich nicht. Aber hier ist eine große Scheiße passiert. Ich bin Zeugin gewesen, doch ich schwöre Ihnen, daß ich Rocco nicht umgebracht habe.«
    »Gut. Dann muß es einen echten Mörder geben.«
    »Den gibt es auch.«
    »Wer ist es?«
    Ginny hatte sich entschlossen, die Wahrheit zu sagen. Es brachte nichts, wenn sie log, auch wenn Tanner ihr die Worte kaum abnehmen würde. »Es war eine Frau.«
    »Oh, alle Achtung. Eine

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