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1060 - Die Mystikerin

1060 - Die Mystikerin

Titel: 1060 - Die Mystikerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gestalt. So plötzlich, als wäre sie als Geist vom Himmel gefallen. Sie trug ein langes, dunkles Kleid oder eine Kutte und hatte die Kapuze über den Kopf gestreift. Es konnte auch ein mantillaähnlicher Schal sein, so genau war es nicht zu erkennen.
    Amy war in ihrem Element. Sie lief schneller auf den Wagen zu, wir blieben ihr dabei auf dem Fersen, und sie rief laut den Namen der Gestalt.
    »Hildegarda – endlich…«
    ***
    Ginny saß auf der Bettkante, hatte die Hände vors Gesicht gepreßt und weinte. Zumindest versuchte sie, die Tränen zu unterdrücken, was ihr nicht ganz gelang. Sie trauerte nicht wegen des toten Zuhälters, nein, es ging einzig und allein um sie selbst und um ihr weiteres Schicksal, das für sie nicht gerade rosig aussah.
    Die Bullen waren da. Sie wieselten um sie herum. Ginny hörte ihre Stimmen, ihre Befehle, die Anordnungen. Sie vernahm das Klicken eines Auslösers und nahm auch die Blitze des Fotoapparates wahr.
    Sie schimmerten durch die Lücken zwischen ihren Fingern.
    Die Flucht war ihr nicht gelungen, so wie sie es am liebsten gehabt hätte. Carlita hatte alles zusammengeschrien. In diesem Bordell war plötzlich der Teufel los gewesen. Aus allen Zimmern und Ecken waren die Kolleginnen und auch einige der »Beschützer« herbeigelaufen. Sie, die sonst möglichst wenig mit der Polizei zu tun haben wollten, waren entsetzt über Roccos Tod gewesen, und sie hatten genau das getan, was getan werden mußte. Man hatte die Bullen alarmiert, die Mordkommission.
    Und sie waren dabei, das Zimmer zu untersuchen und Spuren zu sichern, wobei Ginny noch in Ruhe gelassen wurde. Man würde sich später um sie kümmern.
    Zwar stand die Tür noch offen, doch es waren keine Neugierigen zu sehen. Zwei Beamte schirmten den Bereich ab.
    Ginny fühlte sich elend. Sie wußte nicht, was sie denken sollte und wie es jetzt für sie weiterging. Konnte sie die Bullen davon überzeugen, daß sie Rocco nicht umgebracht hatte?
    Ginny hoffte es. Sicher war es nicht. Was hier geschehen war, das paßte einfach nicht in den Polizeialltag hinein. Es gab zwar einen Toten, aber keine Waffe. So etwas passierte immer wieder, nur war der Zuhälter nicht von einem Menschen umgebracht worden, sondern von einer feinstofflichen Gestalt, von einem Geist, wie auch immer. Das konnte Ginny nicht verstehen. Das ging über ihren Verstand, obwohl sie die einzige Zeugin des Vorgangs gewesen war.
    Wer würde ihr glauben?
    Immer wieder stellte sie sich diese Frage. Auch dann, als sie die Hände sinken ließ. Zuerst ins Leere schaute und schließlich nach links drehte, denn dort mußte der Chef der Mordkommission stehen. Zumindest hatte der Mann immer wieder seine Anordnungen gegeben.
    Sie schaute ihn an.
    Zum Fürchten sah er nicht aus, aber auch nicht eben zum Liebhaben. Er trug einen grauen Anzug, eine Weste in der gleichen Farbe und einen alten Hut, den er etwas in den Nacken geschoben hatte.
    So wirkte er wie ein Kneipenbesucher, der erst spät den Weg nach Hause gefunden hatte.
    Das war er sicherlich nicht. Zwischen seinen Lippen wanderte eine erkaltete Zigarre hin und her. Und auch der Mann selbst blieb nicht an einer Stelle stehen. So weit es das Zimmer zuließ, ging er auf und ab, den Blick jeweils an verschiedene Stellen gerichtet wie jemand, der alles seziert.
    Auch Ginny wurde von ihm angeschaut. In seinem zerknautscht wirkenden Gesicht zeigte sich dabei kein Lächeln, aber seine Augen schimmerten hell und wachsam. So war Ginny schon auf einiges gefaßt. Unterschätzen durfte sie ihn nicht.
    Im Gegensatz zu allen anderen trug er keine Handschuhe. Man beschäftigte sich noch mit der Leiche, und immer wieder wurde an ihn die Frage nach der Mordwaffe gestellt.
    »Ich werde das regeln«, sagte er.
    Damit war sein Hinundhergehen beendet, und er steuerte sein neues Ziel an.
    Es war Ginny, die noch immer auf der Bettkante saß. Aus verquollenen Augen schaute sie dem Mann mit dem alten Hut entgegen. Er stöhnte leicht auf, als er sich neben sie auf das Bett setzte und sprach davon, daß er es in seinem Alter nicht leicht hatte Ginny schwieg.
    Sie traute keinem Bullen. Das hatte man ihr einfach eingeimpft, doch sie wußte auch, daß sie diesen Mann nicht ignorieren konnte.
    Er lächelte sie von der Seite her an. Seinen kalten Zigarrenstummel hatte er in einer Blechschachtel verstaut, die er jetzt in seine Manteltasche steckte. »Ich bin übrigens Chief Inspector Tanner«, stellte er sich vor. »Und ich leite diesen Haufen hier.«
    »Das

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