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1060 - Die Mystikerin

1060 - Die Mystikerin

Titel: 1060 - Die Mystikerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ginny. Vor Gericht brauchen wir Beweise.«
    Sie lachte hart auf. »Dann hat alles keinen Sinn, Chief Inspector. Dann kann ich angeklagt werden und…«
    »Ohne Waffe?«
    »Die kann ich doch weggeworfen haben.«
    »Stimmt. Nur waren Sie in einem Zimmer. Kurz nach dem Mord ist Ihre Kollegin erschienen.« Tanner wurde wieder offiziell und siezte Ginny. »Sie hätten das Messer nur im Raum verstecken oder aus dem Fenster werfen können. Meine Leute haben alles abgesucht, auch die unmittelbare Umgebung des Hauses, aber es wurde keine Tatwaffe gefunden. Das könnte für Sie sprechen, sollte es überhaupt zu einem Verfahren kommen. Doch da bin ich mir nicht sicher.«
    Ginny staunte. »Sie reden wie ein Verteidiger und nicht wie ein Ankläger, Mr. Tanner.«
    »Letzterer bin ich auf keinen Fall. Nur bin ich trotz allem zu dem Schluß gelangt, daß wir beide allein in einer Sackgasse landen. Ich werde gleich meinen Freund John Sinclair anrufen und ihn bitten, herzukommen.«
    »Ist das dieser Spezialist für Geister?«
    »So ähnlich.«
    »Wie soll der uns denn helfen können?«
    »Warten wir es ab, Ginny. Er hat schon manchen Fall aus dem Feuer geholt.«
    »Da bin ich gespannt.«
    »Das können Sie auch sein. Zuvor allerdings möchte ich noch eine genaue Beschreibung dieser Geisterfrau von Ihnen haben. Sagen Sie mir bitte alles, woran Sie sich erinnern. Wir brauchen jede leine Einzelheit, um das Bild zusammensetzen zu können. Ist das okay für Sie?«
    Ginny nickte. »Ich glaube aber nicht, daß es viel bringt. Ich habe Ihnen alles gesagt und…«
    »Ja, schon. Sie haben jetzt etwas Abstand zu dem Vorgang. Möglicherweise fällt Ihnen jetzt noch etwas ein, weil die Furcht etwas vermindert worden ist.«
    »Nein, Mr. Tanner.« Ginny schüttelte heftig den Kopf. »Die Furcht ist noch da. Und wie sie da ist. Diese Frau ist immer präsent. Sogar jetzt glaube ich, daß sie um mich herum ist und uns beide nicht aus den Augen läßt. Sie hat mir etwas versprochen. Sie will etwas von mir. Ich stehe auf ihrer Liste, und ich glaube nicht, daß sie mich entkommen lassen wird.«
    Tanner hatte die Worte der jungen Frau nicht auf die leichte Schulter genommen. Es gab Menschen, die nicht nur mit den Augen sahen, sondern auch spürten, daß sich etwas tat. Er hatte seine Hand schon ausgestreckt, ließ sie allerdings auf dem Telefonhörer liegen, weil ihm das Verhalten seines Gegenübers ungewöhnlich vorkam.
    »Was ist denn los, Ginny?«
    Sie gab keine Antwort. Aber sie stand auf, blieb neben dem Stuhl stehen und schaute sich um. Sie bewegte sich dabei hastig. Immer wieder blickte sie in alle Ecken des Büros und ließ ihre Blicke auch über die Decke gleiten.
    Tanner zog die Hand zurück. »Ist sie hier?«
    Ginny hob die Schultern. Ihr Gesicht zeigte Anspannung. Die Augen rollten. Sie atmete durch die Nase, was schnaufende Laute verursachte. So nervös hatte Tanner die Frau noch nicht erlebt, und er hütete sich, sie auszulachen.
    »Wir können sie beide nicht sehen, Chief Inspector, aber ich weiß, daß sie in der Nähe ist.«
    »Hörst du was?«
    Ginny zögerte mit der Antwort. »Ja und nein!« brachte sie dann hervor. »Nichts Echtes, verstehen Sie? Es ist mehr so ein Rauschen und schon unnatürlich.«
    »Also keine Stimmen?«
    »Noch nicht.«
    Tanner stellte keine Fragen mehr. Er schaute Ginny zu, die um ihren Stuhl herumging und dabei mit den Händen zögernd an ihrem Körper entlangstrich. »Irgendwie ist mir kalt«, flüsterte sie dabei.
    »Aber es ist eine andere Kälte. Keine normale. Ehrlich, ich sage die Wahrheit.«
    Tanner wollte noch eine Frage stellen. Es klappte nicht mehr. Genau in diesem Augenblick spürte er ebenfalls, daß er und Ginny nicht mehr allein im Büro waren.
    Da lauerte noch jemand.
    Die Kälte war eine Botschaft, die auch Ginny empfangen hatte. Sie ging wieder auf ihren Platz zu. Dabei wirkte sie wie ferngesteuert.
    Wie aus dem Unsichtbaren hervorgeschoben.
    Steif setzte sie sich wieder hin.
    Tanner konnte seine Frage nicht mehr an sich halten. Er beugte sich über den Schreibtisch. »Und? Was spüren Sie, Ginny? Los, sagen Sie es mir!«
    Sie schüttelte den Kopf. Trotzdem öffnete sie den Mund. Eine Antwort gab sie nicht, denn die erhielt der Chief Inspector von einer anderen Seite.
    Seine Augen weiteten sich, als er sah, was direkt hinter Ginnys Stuhl passierte. Dort baute sich von unten nach oben schiebend eine flirrende, durchsichtige Gestalt auf. Ein geisterhaftes Wesen mit dem Körper einer Frau.
    Tanner

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