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1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

Titel: 1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte sich nicht geirrt. Sie waren von zwei Zeugen entdeckt worden, wie sie über die Wellen hinweggeschritten waren.
    »Dann ist da noch etwas gewesen«, erklärte Kluge flüsternd. Er beugte sich Stahl entgegen wie jemand, der befürchtete, daß jemand mithörte.
    »Ich höre.«
    »Nach den acht Erscheinungen sahen wir noch eine neunte. Eine Person, die mich an eine Lichtgestalt erinnerte. Oder uns. Sie stand auf den Wellen. Sie tat nichts, aber sie war da.«
    »Kanntet ihr sie?«
    »Nein.«
    Harry nickte. »Das ist sie aber gewesen. Das war die Person, die alles eingeleitet hat. Das war Hildegard Klose, alias Hildegarda, die von sich behauptet, von der Kraft einer Hildegard von Bingen erfüllt worden zu sein. Sie lebt praktisch mit und in ihr. Es ist schwer zu erklären, ich begreife es auch nicht. Wir müssen es zunächst einmal so hinnehmen, meine Herren.«
    Helmut Kluge und Günter Heller starrten Harry an. Sie schienen ihm kein Wort glauben zu wollen und sagten es ihm auch.
    »Die ist tot!«
    »Stimmt, Herr Kluge.«
    »Und das schon seit einigen hundert Jahren. Wie… wie … kann sie denn auf einmal hier auf dem Rhein sein? Okay, sie hat hier ihre Spuren hinterlassen, auch ein Kloster gegründet. Sie hat hier gelebt, und alles ist aufgeschrieben worden, aber tot ist doch tot.«
    »Sollte man meinen.« Harry lächelte schief. »Aber nicht immer, und das haben Sie erlebt.«
    »Was ist mit unseren Töchtern?« fragte Heller. »Verdammt noch mal, sie haben nicht viel anders ausgesehen als diese… ahm … Hildegarda. Sind sie auch tot? Oder leben sie? Befinden sie sich in einem Zwischenreich? Sind sie halbtot …?«
    Harry zuckte die Achseln. »Sie glauben nicht, wie gern ich Ihnen eine konkrete Antwort auf ihre Fragen geben würde. Als Optimist gehe ich davon aus, daß Verena und Susanne noch leben.«
    »Und warum tun Sie das?«
    »Ganz einfach, Herr Heller. Was soll Hildegarda mit Menschen anfangen, die nicht mehr leben? Nichts, denke ich. Sie müssen zu ihrem Kreis und zu ihrem Vorhaben passen.«
    »Vorhaben«, flüsterte Helmut Kluge. »Das hört sich an, als hätte sie noch Pläne.«
    »Bestimmt.«
    »Und welche?«
    »Was ich jetzt sage, kann weit hergeholt sein, aber man hat Sie beide nicht grundlos auf den Fluß gelockt. Man wollte Ihnen zeigen, daß die Töchter noch leben.«
    »Kann sein.«
    »Und ich sage Ihnen, daß dies alles erst der Anfang gewesen ist. Ich rechne damit, daß die jungen Frauen im Sinne einer Hildegard von Bingen weitermachen, geführt von Hildegard Klose, die sich Hildegarda nennt. Sie wollen bekehren. Sie wollen den Menschen erklären, daß es nichts bringt, wenn sie so weiterleben wie bisher. Sie sollen sich drehen. Sie sollen ihr Leben überdenken, und sie sollen das in ihren Augen Böse ausmerzen. Nicht nur Ihre beiden Töchter sind verschwunden, um das noch einmal zu wiederholen. Andere ebenfalls. Und sie stehen so stark unter dem Einfluß dieser Hildegarda, daß es nichts gibt, womit sie sich aufhalten lassen. Sie tun alles für sie, verstehen Sie?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Sogar töten!« Harry fügte nichts hinzu. Er wartete, bis die Männer ihren Schock verdaut hatten. Sie schluckten. Sie starrten sich an, sie schüttelten die Köpfe.
    »Töten?« hauchte Helmut Kluge.
    Stahl nickte. »Ja, es hat bereits einen Toten gegeben. Seine Mörderin hieß Amy. Das alles ist in London passiert, und aus London werde ich gleich Unterstützung bekommen. Für Hildegarda war es wichtig, daß die ihre Freundinnen, Schwestern, Botschafterinnen, wie auch immer, sammeln konnte. Das hat sie jetzt getan.« Er klopfte auf den Tisch. »Bingen ist der Ausgangspunkt. Man hat Ihnen bewußt Bescheid gegeben. Man wollte Sie beruhigen. Ob Ihre Töchter ein schlechtes Gewissen hatten, weiß ich nicht. Jedenfalls sollten Sie beide erkennen, daß es sie noch gibt. Ob Sie allerdings jetzt beruhigter sind, weiß ich nicht.«
    »Nein«, sagte Günter Heller. »Wir sind völlig fertig. Wir kommen damit nicht klar. Das waren weder Lebende noch Tote. Sie haben uns ja ans Ufer gelockt, und sie haben dabei auch nicht mit den normalen Stimmen gesprochen. Ihre klangen anders, ganz anders. So weich und auch flüsternd. Wir sind damit nicht zurechtgekommen.«
    Harry nickte.
    »Können es Totenstimmen gewesen sein?« erkundigte sich Helmut Kluge. »Nicht lachen, aber ich habe schon früher darüber gelesen. In den Zeitungen steht ja so vieles und…«
    »Nein, gehen Sie nicht davon aus!« Harry Stahl blieb bei seinem

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