1062 - Station der Porleyter
Es hatte keine Ähnlichkeit mit dem ersten Wesen, sondern sah aus wie ein aufrechtgehender, zwei Längeneinheiten großer Protosaurier mit zwei Protofelinenköpfen, vier schlanken Beinen mit Hufen und einem Arm, der in einer Klauenhand endete.
Sagus-Rhet keuchte vor Grauen. Er vermochte nicht mehr klar zu denken. Dennoch spürte er mit einem klar funktionierenden Teil seines Bewußtseins, wie sich etwas mit seinen Fortpflanzungsorganen tat. Er vermochte nicht zu erkennen, was dort vorging, aber eine Ahnung sagte ihm, daß es etwas war, das nicht geschehen durfte. Das genügte, um ihn in Panik zu versetzen.
Als nach unbestimmter Zeit die Panik allmählich wich, fand er sich in einem großen Felsendom wieder, dessen Boden kesseiförmig vertieft und von einem See aus kochendheißem Wasser ausgefüllt war. Ununterbrochen stiegen Dampfschwaden auf, die Luft war sehr warm - und das ehemals schwache Donnern war zu einem unheilverkündenden Grollen angeschwollen.
Sagus-Rhets nächste Feststellung war, daß die psionische Verbindung zu seinen persönlichen Tripliden nicht mehr bestand. Er ließ seine Sensoren spielen, vermochte aber weder seine Tripliden noch Kerma-Jo zu entdecken.
„Sagus-Rhet?" dudelte es angstvoll aus dem Kommunikator seines Nuguun-Keels. „Wo bist du?"
„Ich bin hier", antwortete Sagus-Rhet.
Er hörte ein erleichtertes Blasen, dann erklärte sein Partner: „Ich fürchtete schon, du wärst in die Magmakammer gefallen."
„Magmakammer?" wiederholte Sagus-Rhet - und plötzlich begriff er, wie die angestiegene Temperatur, der höhere Kohlendioxidgehalt der Luft, das Donnern und Grollen und der See aus kochendheißem Wasser zusammenpaßten. Es gab auf Dargheta keinen Vulkanismus, deshalb waren sie bei den ersten Anzeichen dafür nicht darauf gekommen. Natürlich kannten sie Vulkanismus theoretisch, aus Informationen über andere Planeten.
„Wo ist die Magmakammer?" erkundigte er sich und merkte sofort, daß die Frage so sinnlos war, als hätte Kerma-Jo ihn gefragt, wo der heiße See sei. „Ich meine, wir müssen wieder zusammenfinden. Am besten senden wir beide Peilzeichen und probieren dann aus, in welche Richtung wir fliegen müssen, damit sie lauter werden, wir uns also einander nähern. Übrigens, sind deine Tripliden auch verschwunden?"
„Ja", sagte Kerma-Jo bedrückt. „Sie müssen geflohen sein, als ich in Panik geriet. Das wird mir, wenn ich berichtet habe, den Vorwurf einbringen, ich käme meiner Fürsorgepflicht für meine Tripliden nicht nach. Aber ich konnte nicht anders, weil ich merkte ..." Er stockte.
Plötzlich wurde es auch Sagus-Rhet klar, was der Anlaß für seine Panik gewesen war.
Seine Fortpflanzungsorgane hatten sich aktiviert und die Befruchtung herbeigeführt. Er war zur unrechten Zeit schwanger geworden, denn die Befruchtung hätte erst in elf und zwei zehntel Tagen erfolgen dürfen.
„Du also auch, Kerma-Jo", stellte er fest. „Wären wir noch in der Ausbildung, würde man uns aus dem Haus der Inneren Kraft weisen."
„Ich weiß", erwiderte Kerma-Jo. „Aber warum eigentlich? Wir können doch nichts dafür.
Es muß durch einen Schock ausgelöst worden sein, den uns der Anblick der zwei Mutanten versetzte."
„Wir haben uns vor ihnen gefürchtet", sagte Sagus-Rhet. „Das war ein Zeichen unserer Unreife, denn die Toleranz von Materie-Suggestoren soll bis an den Rand der Selbstaufopferung gehen."
„Dann haben wir also das Erwachsenenstadium noch nicht erreicht, obwohl wir schwanger sind und in vierzig Tagen gebären werden", meinte Kerma-Jo. „Vielleicht ist es so, daß man nicht schwanger werden soll, bevor nicht auch die geistige Reife abgeschlossen ist. Aber das hat man uns nicht gesagt. Der Orden der Inneren Kraft hat uns zu früh auf eine Mission geschickt."
„Die wir dennoch erfüllen müssen", erklärte Sagus-Rhet unter dem erneuten Zugriff der Seth-Apophis. „Wir werden unserer Bestimmung folgen. Schalten wir die Peilsender ein, damit wir zusammenfinden. Dann kehren sicher auch die Tripliden zurück."
6.
Sagus-Rhet starrte durch die torbogenförmige Öffnung in der Felswand auf die zuckende, wabernde, auf und ab tanzende Glut, deren Farben zwischen Gelb bis Dunkelrot wechselten. Ab und zu spritzte glutflüssiges Magma durch die nur triplidengroße Öffnung am jenseitigen Ende der Felsröhre.
„Das also ist das Tiefenfeuer eines Vulkans", sagte Sagus-Rhet bewundernd und erschauernd zugleich.
„Ein Gemisch von Lava und Gasmassen",
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