1062 - Station der Porleyter
aufgesucht hatten. Zuerst verspürten sie ein pulsierendes Ziehen in ihren Genitalhöhlen, das immer stärker wurde und schließlich zur Ausstoßung der winzigen Embryos führte, die sich noch im Larvenstadium befanden.
Der Schock über die Schande der „Nichtgeburt" versetzte die beiden Dargheten in eine Scheintodstarre, aus der sie endgültig in den Tod hinüberdämmern mußten, wenn nicht so etwas wie ein Wunder geschah...
9.
Das „Wunder" wurde von einer Wesenheit bewirkt, die aus Furcht davor, zu einer Materiesenke zu werden, in ihrem Verhalten auf eine stammesgeschichtlich viel ältere Stufe zurückgefallen war, als es ihrem konkreten Dasein und ihren überragenden Fähigkeiten entsprach.
Seth-Apophis glaubte, in den beiden Materie-Suggestoren endlich die Helfer gefunden zu haben, die ihr den entscheidenden Erfolg bei der Suche nach den Porleytern erringen und verhindern würden, daß die Terraner das Versteck dieser einst so mächtigen Wesen fanden.
Als die Indoktrinations-Verbindung zu den beiden Dargheten plötzlich abbrach, verstärkte die Superintelligenz ihre Anstrengungen.
Auf das Nervensystem der Dargheten wirkte das wie ein Schock - und dieser Schock kompensierte die Wirkung des Schocks, der Sagus-Rhet und Kerma-Jo in ihre Scheintodstarre versetzt hatte. Die Starre löste sich. Eine Welle neuer Lebensimpulse erfüllte die beiden Körper.
Als sie das Bewußtsein wiedererlangten, befanden sich Sagus-Rhet und Kerma-Jo stärker als je zuvor im Bann der Seth-Apophis. Sie kannten nur noch den Willen, die Station der Porleyter weiter zu durchsuchen und vor allem Hinweise darauf zu finden, wo die Porleyter selbst sich verborgen hatten.
Ohne auf die am Boden verstreuten winzigen Embryos zu achten, die bereits auszutrocknen begannen, gingen sie zu ihren Nuguun-Keels und stiegen ein. Als die Überlebensgeräte sich geschlossen hatten, kamen die sechs Tripliden und setzten sich darauf.
Diesmal aktivierten Sagus-Rhet und Kerma-Jo ihre Flugaggregate, damit sie schneller vorankamen. Eingebungen der Seth-Apophis hatten ihnen gesagt, daß die Station der Porleyter ein Zentrum haben müsse und daß es, ergiebiger wäre, dort zu suchen als anderswo.
Zielstrebig bewegten sie sich über weitgeschwungene Straßen und verschiedenfarbige Ebenen tiefer, bis sie einen gelben Sektor erreichten und an den zyklopenhaften Anlagen erkannten, daß sie das Zentrum der porleytischen Station erreicht hatten.
Auch hier gab es noch Schneisen und Kammern, aber weiter hinten ragten Ansammlungen großer würfelförmiger Bauten, Türme und Kuppeln empor, die meisten von ihnen wegen des sich verlierenden Scheinwerferlichts nur zu erahnen.
„Siehst du die Kammer dort?" fragte Kerma-Jo, nachdem sie eine Zeitlang über die Schneise geflogen waren, die zu den gewaltigen Bauten führte.
Sagus-Rhet blickte in die Richtung, in die die Augenstiele seines Partners wiesen. Er sah eine ganz gewöhnliche Ausstellungskammer. Nur der darin ausgestellte Gegenstand war ungewöhnlich, denn im Unterschied zu den meisten Objekten, die sie bisher gesehen hatten, vermochte er sich etwas darunter vorzustellen.
„Ein Tor", sagte er. „Aber ein seltsames Tor, denn jede seiner Säulen ist breiter als die Öffnung."
Die beiden Dargheten näherten sich der Kammer und ließen sich vor der offenen Seite zu Boden sinken.
„Es muß einst Teil eines größeren Bauwerks gewesen sein", überlegte Kerma-Jo laut.
„Wahrscheinlich der Eingang", erwiderte Sagus-Rhet. „Der Torgiebel mit dem großen Figurenfries wird etwas über die Bedeutung des ehemaligen Bauwerks aussagen. Die große Figur in der Mitte sieht wie der Oberkörper eines Protosimianers aus."
„Eines Protosimianers mit Flügelansätzen", ergänzte Kerma-Jo.
Sagus-Rhet streckte seine Augenstiele weit in die Kammer hinein und musterte die Figuren, die in achtundvierzig Quadraten - in drei Reihen übereinander angeordnet - das Fries zierten.
„Es sind nicht nur Protosimianer, sondern auch Protofelinen, Protosaurier, Protoursinen und einige andere, uns unbekannte, Abbildungen von Protospezies", stellte er fest.
Eigenartig! Das Tor wirkt, als wäre es aus einem einzigen Monolithen herausgearbeitet worden - aus einem steinernen Monolithen. So etwas kommt doch aber nur bei Primitivkulturen vor. Entwickelte Kulturen verwenden Plastik oder Metallplastik. Aber die Abbildungen der Vertreter so vieler Arten scheinen zu beweisen, daß die betreffende Kultur Kontakt mit raumfahrenden
Weitere Kostenlose Bücher