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1062 - Und abends kommt der böse Mann

1062 - Und abends kommt der böse Mann

Titel: 1062 - Und abends kommt der böse Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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von mir weg, als hätte ich was an mir. »Nein oder ja. Du kannst mich nicht mit dir vergleichen. Ich erlebe das anders als du. Ich stand dicht davor, von ihm gekillt zu werden. Ich habe erlebt, wie stark der Ausdruck seiner Augen war. Das kannst du dir nicht vorstellen. Mein Wille war plötzlich weg. Und dieses Erleben habe ich auch jetzt gespürt. Ich wollte ihn angreifen, nur konnte ich es nicht. Das ist es, John. Du hättest auch eine Schaufensterpuppe mitnehmen können, sie hätte den gleichen Zweck erfüllt wie ich.«
    Er sprach nicht weiter. Das Reden und die Erinnerung hatten ihn angestrengt. Er wischte mit dem Handrücken über seine Stirn. So wie er da stand, kam er mir verlegen vor. Zurückgestuft. Er war nicht mehr der Suko, wie ich ihn seit Jahren kannte und auch schätzen gelernt hatte. Gut, auch Suko hatte schlimme Zeiten erlebt, als er der Meinung gewesen war, daß man Shao umgebracht hatte.
    In dieser Zeit allerdings war er trotz allem noch kämpferisch gewesen. Nun jedoch lagen die Dinge anders. Suko war zu einem ängstlichen Menschen geworden.
    »Was ist denn los?« Es hatte keinen Sinn, ihn anzufahren. Ich mußte ruhig mit ihm sprechen.
    »Ganz einfach, John«, antwortete er nach einem tiefen Atemzug.
    »Ich kann nicht mehr dein Partner sein, wie du es von mir gewohnt bist. Der Kinderschreck hat auf mich abgefärbt. Ich habe, und das wirst du kaum fassen, Angst vor ihm. Angst vor diesen Augen, die mich schon einmal in ihren Bann gezogen haben. Ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll. Ich hatte mich auf dem Weg hierher zusammengerissen. Du solltest nichts merken, und es war verflucht schwer. Ich brauche dir nicht zu sagen, wie hart es ist, gegen eine schlimme Erinnerung anzugehen. Das ist grauenhaft. Du versuchst es immer und immer wieder, aber du kommst nicht damit zurecht, weil das andere in dir stärker ist. Ich fühle mich wie ein Gefangener in mir selbst.«
    »Und weiter?«
    »Ich weiß es nicht, John. Ich weiß nicht, was ich noch erklären soll. Für mich steht allerdings fest, daß ich dir in meinem Zustand keine Hilfe mehr sein kann. Ich kann nur um dein Verständnis bitten. Bei diesem Fall möchte ich nicht mehr mitmachen. Das hat nicht einmal etwas mit Neutralität zu tun. Sobald Monty erscheint und ich in diese verdammten Augen sehe, bin ich fertig, gehemmt, inaktiv. Über diesen Schatten kann ich nicht springen.«
    Was sollte ich dazu sagen? Eine derartige Situation war mir neu.
    Da standen wir auf dem Friedhof, sprachen miteinander, und ich mußte zuhören, wie ausgerechnet Suko, ein Mensch, der sich vor so gut wie nichts gefürchtet hatte, plötzlich einen völlig anderen Weg einschlug.
    Das war ein Hammer.
    »Warum schweigst du?«
    »Ganz einfach. Ich kann es nicht begreifen. Ich will mich auch nicht damit abfinden. Zwar kann ich verstehen, daß du Angst hast, aber wir müssen einen Weg finden, wie du sie überwindest.«
    »Hast du einen Vorschlag?« fragte er lahm. Er war nicht davon überzeugt, daß es eine Möglichkeit gab.
    »Ja, irgendwie schon. Es sind zwar alles Theorien, die jedoch müssen nicht unbedingt schlecht sein. Ich finde, daß man sich den Problemen stellen soll, damit die Angst überwunden werden kann. Das ist meine Meinung.«
    »Theorie, John, wie du gesagt hast. Wenn ich deinen Rat befolge, kann ich nicht garantieren, wie ich handeln werde, wenn ich plötzlich Monty gegenüberstehe und zudem noch in seine verdammten Augen schaue. Dieses Licht, dieser Ausdruck hat mich völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Er ist sicherlich erschienen, um bei dir den gleichen Erfolg zu erzielen. Sei froh, daß er es nicht geschafft hat. Du scheinst besser gegen ihn gewappnet zu sein.«
    Ich schaute auf mein Kreuz in der Hand.
    Suko hatte den Blick mitbekommen. »Ja, genau dadurch.« Er hob die Schultern. »Das habe ich nicht.«
    »Bisher nicht.«
    »Wieso? Was meinst du?«
    Ich gab ihm die Antwort auf meine Art und Weise. Nahe genug trat ich an ihn heran. Lächelnd hob ich beide Arme. Die Kette hielt ich fest und ließ sie über Sukos Kopf gleiten. Wenig später hing das Kreuz vor seiner Brust.
    Er schaute etwas irritiert drein, hörte mein Lachen und auch die erste Frage. »Ist das nicht eine wunderbare Lösung?«
    Mein Freund war noch immer so überrascht, daß er nicht antworten konnte. »Keine Ahnung, John. Du trennst dich von deinem Kreuz, das weiß ich zu schätzen. Aber ich kann nicht bestätigen, ob es die Lösung ist, die ich anstrebe.«
    »Was stört dich

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