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1062 - Und abends kommt der böse Mann

1062 - Und abends kommt der böse Mann

Titel: 1062 - Und abends kommt der böse Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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an, in der sich auch zwei Autos begegnen konnten, ohne daß sie dabei zusammenstießen. Es roch immer muffig unter dieser Brücke, wie er die Einfahrt nannte, denn sie brachte ihn in diese andere Wohnwelt hinein, zu der auch ein großer Hof gehörte. Er wurde von den wuchtigen Ziegelsteinfassaden der Hausfronten umschlossen, so daß die Durchfahrt der einzige Weg nach draußen war.
    Der Hof diente nicht nur als Abstell- oder Parkplatz, er war auch so etwas wie ein Kommunikationszentrum an schönen Tagen. Da fanden sich jung und alt zusammen. Man redete, man feierte auch Feste und stritt sich hin und wieder.
    Um diese Zeit war der Hof recht leer. Die wenigen Bäume grüßten mit ihren frischen Blättern. Einige Sonnenstrahlen verirrten sich etwas schüchtern in diese Umgebung hinein. Zwei Frauen riskierten es und hängten Wäsche auf.
    Eine der beiden wohnte zusammen mit Rankin im Haus. Sie hatte die Tür offengelassen, so daß Rankin das Treppenhaus betreten konnte. Er kannte es noch düster. Nach der Renovierung hatte es einen hellen Anstrich erhalten und wirkte freundlicher.
    Leider gab es keine Aufzüge, und so mußte Rankin bis zur dritten Etage hochgehen.
    Ein kleines Kind schaute ihn an. Es saß auf der Treppe und weinte. Rankin kümmerte sich nicht darum. Er war froh, wenn er mit keinem zu reden brauchte.
    Zudem wollte er etwas trinken. Er brauchte den Whisky jetzt.
    Der würde vielleicht seine innere Kälte vertreiben.
    Vor seiner Tür blieb er stehen. Auf der Etage wohnten noch vier andere Mieter. Es war ruhig an diesem Tag. Durch ein Fenster drang matt das Licht der Sonne. Hinter einer verschlossenen Wohnungstür hörte er die wütende Stimme einer Mutter, die ihr Kind ausschimpfte. Alles normal, auch die Gerüche und selbst die ersten Schmierereien an den Wänden. Es gab immer einige, die es nicht lassen konnten und demonstrieren mußten, wie künstlerisch begabt sie doch waren. Leider immer nur an den falschen Orten.
    Rankin steckte den Schlüssel ins Schloß, drehte ihn zweimal und war schon zufrieden, daß sich der Schlüssel ohne zu haken bewegte. Es hatte sich niemand am Schloß zu schaffen gemacht. Seit seiner Begegnung mit Monty dachte Rankin anders über bestimmte Dinge.
    Er rammte die Tür auch nicht auf, sondern drückte sie vorsichtig nach innen. Seine Wohnung war ihm natürlich bekannt. Dennoch betrat Rankin sie wie ein Fremder. Er nahm den Geruch auf, der so typisch war. Es roch immer nach seinem Rasierwasser. Dieser Hauch war einfach nicht wegzubekommen.
    Er schloß die Tür und blieb in seiner schmalen und ziemlich düsteren Diele stehen.
    Rankin erinnerte in seiner Haltung an ein zweibeiniges Raubtier, das in die Umgebung hinein witterte, um eine Gefahr so schnell wie möglich zu spüren.
    Nein, da war nichts.
    Enttäuscht war er darüber bestimmt nicht, aber er ließ die Hand in der Nähe seiner Waffe, als er vorging und auch kein Licht einschaltete. Er wollte den Flur auf leisen Sohlen durchqueren und die Stille der Wohnung nicht unterbrechen.
    Zwei Zimmer und eine Dusche.
    In einem Zimmer wohnte er, in dem anderen schlief er. Sein Ziel war das Wohnzimmer, dessen Tür er beim Weggehen nicht zugezogen hatte. Auch jetzt stand sie noch halb offen und gab ihm den Blick in das Zimmer frei. Er sah die helle Ledercouch. Er sah auch sein Regal und die Hi-Fi-Anlage, die unter der Glotze mit dem Video-Recorder in einem Regal stand.
    Nichts beunruhigendes. Dennoch war Rankin vorsichtig. Als er die Schwelle übertrat, lag seine Hand auf dem Griff der Waffe, die er nicht zu ziehen brauchte.
    Das Zimmer war leer.
    Don Rankin atmete auf. Sogar die Gardinen waren noch vorgezogen. In der Luft hing noch der kalte Rauch seiner zuletzt genossenen Zigarre. Nichts hatte sich verändert. Der Ascher stand auf dem Tisch, die Zeitungen lagen dort. Seine Dartplatte hing an der Wand, und es war auch kein Möbelstück verrückt.
    Don Rankin ging zum Fenster. Er wollte frische Luft hineinlassen. Für ihn hatte das Öffnen etwas Sinnbildliches. Die nahe Vergangenheit zu vertreiben, sich wieder neu auf das Leben einzustellen, das er nur mühsam behalten hatte. Die Spuren waren besonders an seinem Hals gut zu sehen. Dort hatten sie sich eingefressen. Rot, eingerissen und verquollen war dort die Haut.
    Die frische Luft tat ihm gut. Das Fenster hatte er so weit wie möglich geöffnet und ließ es auch offen.
    Er wollte sich hinausbeugen und einen Blick in den Hof werfen, als er hinter seinem Rücken etwas hörte.
    Es war

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