1068 - Der Höllenstar
sie etwas. »Wissen Sie, Mrs. Crown, manchmal gibt es Dinge auf unserer Welt, die man einfach nicht fassen kann. Und so etwas, was die Mädchen gesehen haben, zähle ich dazu:«
»Die… diese Verwandlung?«
Suko und ich nickten.
Denise Crown lachte. Es klang sehr bitter. »Aber das war doch nicht der Teufel, verflucht?«
»Da haben Sie schon recht«, stand Suko ihr bei.
»Und wer ist es dann gewesen?«
Ich lächelte sie an. »Wissen Sie, Mrs. Crown, es hat keinen Sinn, wenn wir uns jetzt den Kopf darüber zerbrechen. Wir müssen davon ausgehen, daß es den Mann gibt. Wir beide sind gekommen, um ihn zu finden. So einfach ist das.«
»Kann ich Ihren Worten entnehmen, daß Sie ihn kennen?«
»Leider nicht persönlich.«
»Aber…?«
»Wir wissen zumindest wie er heißt«, sagte Suko. »Sein Name ist Ryback.«
»Nie gehört.«
»Er lebt trotzdem hier!«
»Was sagen Sie da?« Mrs. Crown wäre beinahe in die Höhe gesprungen. Nur mühsam riß sie sich zusammen. Sie ballte die Hände zu Fäusten. »Er lebt bei uns? Hier im Ort? Hier in Allhallows? Nein, das ist unmöglich. Ich kenne die Bewohner hier. Auch die Gäste, die uns besuchen, sind keine Teufel oder Mörder…«
Ich unterbrach sie. »Da gebe ich Ihnen recht, Mrs. Crown. Er lebt auch nicht zwischen den Einwohnern, sondern etwas abseits des Ortes hat er ein Haus.«
Trotz der Panik hatte sie mir zugehört. Sie deutete zum Fenster hin. »Meinen Sie diesen komischen Bau auf den Klippen? Der flache Schuhkarton?«
»Wenn Sie es so nennen, ja.«
Sie starrte zu Boden. »Stimmt, dort wohnt jemand. Aber keiner aus dem Ort kennt ihn richtig. Ich weiß gar nicht, ob ihn einer von uns jemals zu Gesicht bekommen hat. Er ist auch nie hier einkaufen gewesen. Hin und wieder haben wir sein Auto gesehen, aber auch da waren die Scheiben dunkel wie oben in seinem Haus.«
»Gesehen hat man ihn hier schon?« fragte Suko.
»Aber nur selten. Und das ist auch kein Teufel mit Hörnern auf der Stirn gewesen. Er war wohl dunkel angezogen, hatte aber blonde Haare und auch keine so langen Finger, wie die Kinder erzählt haben. Da haben sie wohl gelogen.«
»Ob gelogen oder nicht, Mrs. Crown, dieser Mann ist kein Phantom. Den gibt es wirklich.«
Sie nickte. Sie preßte die Lippen zusammen, obwohl sie den Eindruck machte, etwas sagen zu wollen. Noch suchte sie nach den richtigen Worten und fragte dann: »Sagen Sie ehrlich und bitte, keine Ausreden. Sind die Mädchen noch in Gefahr? Muß ich tatsächlich damit rechnen, daß dieser Mensch zurückkehrt und das vollendet, was ihm nicht gelungen ist? Ich meine, die Kinder sind so etwas wie Zeugen gewesen. Sie können ihn identifizieren, und ich weiß, nicht aus eigener Erfahrung, sondern aus Büchern und Filmen, daß gerade Zeugen immer sehr gefährdet sind. Deshalb möchte ich die Wahrheit erfahren.«
»Darauf haben Sie ein Recht, Mrs. Crown. Nur können wir Sie nicht beruhigen. Wir wissen nicht, was dieser Mensch vorhat. Wir hoffen nur, daß wir ihn stellen können, denn wir werden im Anschluß an diesem Besuch zu seinem Haus gehen.«
Denise Crown holte langsam und tief Luft. »Das wollen Sie tun? Haben Sie keine Angst? Ist das nicht gefährlich? Sie sind nur zu zweit. Es gibt noch andere Polizisten hier. Da ist die Mordkommission erschienen, wie ich hörte.«
»Alles richtig«, sagte Suko. »Aber dieser Ryback ist einzig und allein unsere Angelegenheit. Wir sind dem Mann auf der Spur und können froh sein, ihn gefunden zu haben. Ich denke, daß Sie und die anderen Bewohner hier in der nächsten Nacht ruhig schlafen können.«
»Sie sind aber optimistisch.«
»Das gehört dazu.« Suko erhob sich. Auch ich stand auf, und Mrs. Crown ebenfalls.
»Etwas möchte ich Ihnen noch sagen, meine Herren. Ich werde meine Tochter nicht mehr aus dem Haus lassen, und bei Eva wird es das gleiche sein. Nur sind ihre Eltern heute morgen schon früh nach Rochester gefahren und werden erst spät am Abend zurück sein.«
»Dann kann Eva bei Ihnen bleiben.«
»Das auf jeden Fall.«
Unser Besuch hier war beendet. Was wir erfahren wollten, hatten wir gehört. Es gab nichts Neues mehr, und so ließen wir uns von Denise Crown zur Tür bringen.
»Weißt du was?« sagte ich, als wir durch den Vorgarten gingen. »Ich habe ein schlechtes Gefühl.«
Suko nickte nur. »Und ich auch.«
Wir mußten wieder zurück zur Kirche, um den Wagen zu holen. Wir hätten ihn doch mitnehmen sollen, das war nun nicht mehr zu ändern. Das Haus lief uns nicht weg, und
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