1068 - Der Höllenstar
geschlagen, die drei Riemen herausrutschen lassen und die Peitsche wieder kampfbereit in den Gürtel gesteckt.
Ein graues Haus, auch innen.
Grauer Steinboden, nicht einmal glatt, sondern uneben. Ein grauer Kamin, aus dessen Öffnung es nach kalter Asche roch. Nur wenige Sitzmöbel, ebenfalls in Grau gehalten, keine Blumen, überhaupt nichts, was auf die Anwesenheit eines Bewohners hinwies. Es sei denn, man zählte den Fernseher und den Recorder dazu.
Suko dachte ähnlich wie ich. »Hat hier jemand gelebt?« fragte er leise.
»Ryback braucht eben nicht viel. Der ist nicht so anspruchsvoll wie wir.«
»Na ja, dann schauen wir uns mal um. Groß genug ist die Bude ja.«
Um es kurz zu machen. Wir sahen keine Spuren. Dieser Bewohner hatte nichts hinterlassen. Der Raum war groß, aber beinahe leer, und es gab einen Durchgang in einen Flur.
Den erreichte ich als erster. Ich hatte inzwischen die Beretta gezogen und hielt sie so, daß die Mündung zur Decke wies.
Nichts passierte.
Ich trat hinein in den Flur, ging ein Stück weiter und betrat dabei noch immer diesen grauen, unebenen Steinboden, der sich aus lauter kleinen Puzzles zusammensetzte.
Glatte Wände rechts und links, bis mir an der linken Seite etwas auffiel. Da war die Struktur der grauen Wand unterbrochen, denn dort zeichnete sich eine glatte Fläche ab.
Sie mußte etwas zu bedeuten haben. Nach zwei Schritten hatte ich sie erreicht - und stand vor einem Spiegel. Im ersten Moment erschrak ich, denn damit war kaum zu rechnen gewesen.
Ich konnte mich selbst anschauen und kam mir etwas lächerlich vor, als ich die Beretta in meiner Hand sah.
Suko erreichte mich, runzelte die Stirn, grinste schief und meinte: »Er scheint wohl eitel zu sein.«
Ich tippte mit der Waffenmündung gegen die Spiegelfläche. »Weiß ich nicht, weil ich daran denken muß, daß es Menschen gibt, für die Spiegel etwas Besonderes sind.«
»Du denkst an den Zugang in eine andere Dimension?«
»Woran sonst?«
»Dann mach den Test.«
»Das hatte ich auch vor.« Das Kreuz lag rasch auf meiner Handfläche. Ich tastete es. Vergebens. Es erwärmte sich nicht. Ein Zeichen, daß sich in unserer Nähe keine dämonischen Feinde befanden. Ich schaute mich selbst im Spiegel an und brachte die rechte Hand mit dem Kreuz langsam nach vorn.
Noch immer tat sich nichts. Auch dann nicht, als mein Talisman über die Fläche streifte.
»Fehlschuß!« kommentierte Suko.
Ich zuckte die Achseln. »Man kann nicht immer Glück haben.« Dann drehte ich mich um, ebenso wie Suko. Wir wollten eigentlich beide weitergehen, was wir uns im nächsten Augenblick verkniffen, denn zugleich hatten wir das Kleiderbündel dicht an der Wand liegen sehen.
Suko bückte sich schneller als ich. Er hob die Klamotten hoch und hielt sie mir hin. »Da, alles in Schwarz. So hat uns die kleine Betty sein Outfit beschrieben.«
»Dann war er also hier«, sagte ich leise.
»Oder ist noch hier. Er kann sich auch versteckt halten und auf uns warten. Das Haus ist schließlich groß genug.«
Ich hörte gar nicht richtig hin, denn ich hatte noch etwas auf dem Boden liegen sehen, das Suko nicht aufgefallen war. Es waren kleine Gegenstände, auch ziemlich dunkel. Deshalb mußte man schon genau hinsehen, um sie entdecken zu können.
Vor uns lagen zwei Waffen.
Zum einen war es ein Revolver, zum anderen ein besonderer Gegenstand, den ich mit spitzen Fingern aufhob und ihn Suko hinhielt, damit er ihn sehen konnte.
»Die Mordwaffe!« flüsterte er.
»Sehr richtig.«
Eine sehr spitze Nadel, die mit einem hölzernen Griff verbunden war.
»Warum hat er sie hier zurückgelassen?« fragte Suko. Er gab sich selbst die Antwort. »Können wir jetzt davon ausgehen, daß er sie nicht mehr braucht?«
»Das ist möglich.«
»Dann verläßt er sich auf andere, gegen die diese hier nur Peanuts sind.«
Wir steckten sie trotzdem ein. Ich nahm den Revolver, Suko begnügte sich mit der Stichwaffe.
Im Haus hatte sich noch immer nichts gerührt. Die Stille empfanden wir schon als unnormal. Es war auch kalt geworden. Selbst die Wände schienen eine gewisse Kühle abzustrahlen.
Wir entdeckten auch andere Räume. Ein Schlafzimmer war ebenfalls vorhanden. Auf dem Boden lag so etwas wie eine Matratze, ein Futon-Bett. Auch dieser Raum war leer. Der Besitzer mußte unterwegs sein. Das aber wollte ich nicht so recht glauben.
»Weißt du, worüber ich nachdenke?« fragte ich mit leiser Stimme. »Ich mache mir darüber Gedanken, wie stark die Waffe ist,
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