108 - Die Werwölfe des Dr. Satanas
voran. Der Werwolf rührte
sich noch nicht. Ein Tuch wurde über ihn gelegt, dann schafften drei Beamte den
reglosen Körper nach unten. Ehe die Nachbarn darauf aufmerksam wurden, dass
hier in der Straße etwas vorging, war der Werwolf in dem Wagen, in dem
normalerweise nur Häftlinge transportiert wurden, verstaut worden. Der Wolf
wurde sofort weggefahren. Niemand wollte riskieren, dass er erwachte. Morna
begleitete den Transport zum Gefängnis, während Nourman und drei Beamte in
Brenda Galleys Haus zurückblieben, um Spuren zu sichern und zu warten, bis der
Leichenwagen eintraf, der die tote Aunt Nelly holen sollte. X- G1RL-C
vergewisserte sich, wie das Gefängnis für den Werwolf aussah. Es lag in einem
Keller und hatte nur ein winziges, vergittertes Fenster, durch das er auch dann
nicht steigen konnte, wenn es ihm gelang, die Eisenstäbe aus der Mauer zu
brechen. Die Mauer selbst bestand aus dicken Steinquadern. Die Tür war aus
massivem Holz und mit Eisenbeschlägen versehen. Der Werwolf blieb gefesselt. In
der Zelle wurde die Lampe eingeschaltet, dann wurde die Tür fest verschlossen
und zusätzlich mit einer starken Gliederkette gesichert. Zwei bewaffnete Beamte
blieben zurück, die den Auftrag hatten, regelmäßig alle Viertelstunde einen
Blick durch das Guckloch zu werfen. Auch Morna Ulbrandson verweilte noch. Eine
Stunde später kam der Werwolf zu sich. Gefährliches Knurren entrann seiner
Kehle. Wütend zerrte der verwandelte Tiermensch an seinen Fesseln. Das
Wäscheseil war kein Problem für ihn. Es riss ohne größere Anstrengung. Er
schlug seine Ketten gegen die Wand, dass es schaurig durch den nächtlichen
Keller hallte. Metall krachte auf Stein. Splitter von den Steinen platzten ab. Dann
zerrissen auch die ersten Glieder. Der Werwolf war frei! Die Männer
erbleichten, und auch Morna Ulbrandson, für die die Auseinandersetzung mit dem
Tiermensch gerade erst Vergangenheit war, hielt den Atem an. Der Werwolf warf
sich gegen die Tür. Sie erbebte in ihren Fugen, hielt aber stand. Eine halbe
Stunde währte der ununterbrochene Ansturm. Dann erlahmten die Kräfte des
Werwolfes. Er gab seine Ausbruchsversuche auf. Keuchend und schnaubend hockte
er zusammengekauert in der Ecke und starrte mit kalt glitzernden,
blutunterlaufenen Augen zum Guckloch an der Tür, das sich immer wieder öffnete.
„Jetzt hat
er’s aufgegeben“; sagte einer der Polizisten. Im gleichen Augenblick herrschte
große Unruhe im Korridor und auf dem Treppenaufgang. Eine Tür wurde aufgerissen,
ein Stuhl flog um, Schreie waren zu hören. Dann fielen Schüsse. Morna
Ulbrandson spurtete los. Auch die beiden Wächter wollten ihren Platz verlassen,
doch ein scharfer Zuruf der PSA-Agentin erinnerte sie an ihre wirkliche
Aufgabe. Morna eilte zur Treppe vor. Noch ein Schuss fiel. Ganz nahe. Dann
taumelte eine zottige Gestalt über die oberste Treppe und presste sich stöhnend
die rechte Pranke gegen das Herz. Unter den Krallen sickerte ruckartig Blut
hervor. Ein weiterer Werwolf!
Morna
stöhnte. Die Seuche hatte bereits mehr um sich gegriffen, als sie ahnen
konnten! Wo kam dieser Werwolf her? Und vor allen Dingen - wer war er? Er
krallte sich mit der anderen Pranke in den rauen Verputz der Kellerwand und
torkelte über die Treppe. Hinter ihm tauchten zwei, drei Beamte auf, die
Schusswaffen noch in der Hand. Die Männer erblickten am Ende der Treppe Morna
Ulbrandson und hielten inne. Dem Tiermensch knickten
die Beine weg. Er kullerte die Kellertreppe hinab und landete direkt vor Morna
Ulbrandsons Füßen. Aus der Kehle des Tiermenschen kam ein letztes Gurgeln, dann
trat blasiger Schaum über die Lefzen und aus den Nüstern, und gebrochene Augen
starrten die Schwedin an. Morna ging in die Hocke. Aus dem Raubtiergesicht
schälten sich die Umrisse eines menschlichen Antlitzes. Jackson, der Verwalter
des Leichenschauhauses, entwickelte sich aus dem Wolfskörper
...
●
Der Mann war
tot. Insgesamt hatten ihn zwei Schüsse getroffen. Einer davon war tödlich
gewesen. „Sie haben zu früh geschossen, meine Herren“, konnte Morna ihnen den
Vorwurf nicht ersparen. Alle ihre Überlegungen schienen sich zu bestätigen.
„Er war ein
Wolf, er wollte uns töten“, sagte der eine der beiden Schützen. „Wir konnten
nicht wissen ...“
„Eben, weil
wir noch zu wenig wissen, wäre mehr Vorsicht angebracht gewesen.“ X-GIRL-C
starrte auf Jackson. Eine normale Kugel hatte ihm den Tod gebracht. Und nach
dem Tod nahm er seine normale menschliche
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