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1085 - Rattenliebe

1085 - Rattenliebe

Titel: 1085 - Rattenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie festgestellt, daß der Geruch stärker geworden war. Das Ziel lag nicht mehr weit entfernt. Wahrscheinlich dicht vor der Wand.
    Sie ging behutsam weiter. Das Knirschen unter ihren Sohlen kam ihr plötzlich lauter vor als sonst.
    Sie hielt den Atem an und folgte dem hellen Strahl der Lampe.
    Er klebte bereits an seinem Ende als bleicher Kreis auf der alten Wand. Ungefähr dort hatte sie auch die Ratte weghuschen gesehen. Jetzt war sie nicht mehr da, und es hatten sich auch keine anderen hinzugesellt.
    Löcher im Boden oder in der Wand sah sie nicht. Trotzdem ließ sie den Stahl wandern. Er huschte über den Boden hinweg und traf das Ziel.
    Jane stand da wie paralysiert. Zuerst wollte sie es nicht glauben, aber was sie sah, stimmte.
    Auf dem Boden lag eine Leiche. Oder das, was von ihr übriggeblieben war, denn die Ratten hatten sich den Toten als Nahrung ausgesucht…
    ***
    Klar, sie sind Allesfresser, dachte Jane. Sie sind verdammte Allesfresser und machen auch vor einem Toten nicht halt. Wahrscheinlich waren sie noch beim Fressen gewesen, als Jane sie durch ihr Kommen und durch das Licht gestört hatte.
    Es widerstrebte ihr zwar, aber sie tat es trotzdem. Jane senkte den Strahl, um den Toten direkt anzuleuchten. Die Ratten hatten sich durch die Kleidung gefressen oder sie auch selbst geschluckt. Im Schein der Lampe schimmerte das Gebein besonders bleich, das an manchen Stellen zum Vorschein gekommen war. Knochen, die restlos abgenagt waren und im kalten Licht glänzten.
    Jane schüttelte den Kopf. Sie schluckte. Der Anblick schlug ihr auf den Magen. Aber es war kein Grund, sich abzuwenden. Sie ließ den Lichtkreis nach links wandern, um das Gesicht der Leiche zu erreichen.
    »O Gott!« flüsterte sie. Der Anblick hatte sie hart getroffen, denn die Ratten waren auch bis zum Kopf hochgewandert und hatten ihre Zähne wie kleine, schnell rotierende Messer eingesetzt. Der größte Teil der Haut war in den Mägen der Allesfresser verschwunden, so daß viele Knochen freilagen.
    Jane drehte den Kopf schaudernd zur Seite. Ihr war etwas übel geworden, und sie preßte beide Hände gegen den Magen. Der Lichtarm war durch diese Bewegung aus der Richtung gekommen. Jetzt »klebte« der Kreis über dem Toten an der Wand.
    Die Detektivin war keine Frau, die so leicht in Panik verfiel. Sie hatte auch nicht losgeschrieen, aber sie brauchte schon eine Weile, um sich wieder zu fangen. Das drückende Gefühl im Magen blieb bestehen, sie atmete scharf durch die Nase und überlegte dabei, daß es hier irgendwo ein Rattennest geben mußte. Dorthin hatten sich die Viecher verkrochen. Sie bezweifelte, daß die Tiere schon satt waren. Sie hockten sicherlich zitternd und weiterhin hungrig in ihren Verstecken und warteten auf die nächste Beute.
    Es gab nur eine.
    »Und das bin ich«, flüsterte Jane vor sich hin.
    Der Gedanke daran wühlte sie auf. Jane drehte sich auf der Stelle heftig herum. Das Licht machte die Bewegung mit und wirkte dabei wie ein Blitzstrahl.
    Es war keine Ratte zu sehen. Jane leuchtete noch einmal so gut wie möglich die Umgebung ab, aber die pelzigen Körper zeigten sich nicht. Sie blieben in den Verstecken.
    Auch wenn Jane den Mann persönlich gekannt hätte, es wäre ihr kaum möglich gewesen, ihn zu identifizieren. Zu stark hatten die Ratten bereits an ihm genagt.
    Ich bin richtig! dachte sie. Ich bin hier genau richtig. Es gibt sie, verdammt. Sie warten auf ein neues Opfer. Oder auf diese verdammte Teresa.
    Jane Collins wußte nicht, wie es für sie weitergehen sollte. Sie hatte auch nicht herausgefunden, was die Ratten mit Teresa zu tun hatten. Diese Person hatte sie nicht zu Gesicht bekommen.
    In der linken Seitentasche spürte Jane das Gewicht des Handys. Sie dachte daran, John Sinclair anzurufen, aber sie setzte den Vorsatz nicht in die Tat um. Sie wußte nicht, in welcher Lage sich John befand. Da konnte ein Anruf zur falschen Zeit stören.
    Trotzdem wollte sie herausfinden, was mit ihm geschehen war und wo er sich aufhielt. Jane spielte mit dem Gedanken, zum Lokal zu gehen, um einen Blick hinein zu werfen.
    Es kam anders.
    Den leisen Schrei hörte sie hinter ihrem Rücken. Vielmehr dachte sie an einen Schrei, aber das war es nicht. Es war ein schrilles Geräusch, das nicht von einem Menschen verursacht worden war. Jane sah das Wesen, als sie sich gedreht hatte und auf den Boden leuchtete.
    Wie in einem Zielvisier hockte die Ratte im hellen Lichtkreis. Sie war fett. Sie war ein Klumpen aus Fell. Sie putzte

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