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1085 - Rattenliebe

1085 - Rattenliebe

Titel: 1085 - Rattenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich, und es sah sogar niedlich aus. Eine kleine Zunge leckte über die Vorderpfoten hinweg, während der lange Schwanz zuckte.
    Die kleinen Augen starrten zu Jane hoch. Für sie waren es nicht nur einfach Rattenaugen, sondern besondere Gucker. Sie entdeckte darin einen fast schon menschlichen Ausdruck, obwohl das natürlich Unsinn war. Das Fell des Tieres glänzte schwach. Jane stieß es bitter auf, als sie daran dachte, daß die Ratte noch vor kurzem an einer Leiche geknabbert hatte. Sie brauchte sich nicht erst zu fragen, wer den Toten dort an die Wand gelegt hatte. Das mußte diese Teresa gewesen sein, die mit den Ratten im Bunde stand. Und Robert Bannister hatte in diesem Fall verdammt viel Glück gehabt.
    Die Ratte hatte aufgehört, sich zu putzen. Sie senkte jetzt den Kopf und schnüffelte über den Boden hinweg. Jane ließ sie nicht aus den Augen. Ratten sind schlau. Jane konnte sich vorstellen, daß das Verhalten des Tieres mehr einem Ablenkungsmanöver glich und es dann urplötzlich angreifen würde.
    So war es auch.
    Ohne Vorwarnung sprang die Ratte auf Jane Collins zu und hätte sie auch erwischt, wenn Jane nicht darauf vorbereitet gewesen wäre. Bevor das Tier sie erreichte, hatte sie bereits zugetreten.
    Der wuchtige Tritt erreichte den Nager im Sprung. Jane hörte es klatschen, sie spürte auch das Gewicht des pelzigen Angreifers, dann wurde er wie ein Fußball in die Höhe geschleudert und landete einen Schritt entfernt auf dem schmutzigen Boden.
    Sie schrie beinahe wie ein kleines Kind, und diese Schreie waren Rufe und keine akustischen Schmerzsignale. Die Ratte holte Hilfe. Und diese Hilfe kam.
    Auf einmal geriet Bewegung in die gesamte Halle hinein. Jane war erstaunt. Sie stand mit offenem Mund da und wußte nicht, woher die Tiere plötzlich kamen. Vor ihr und auch an den Seiten bewegte sich der Boden. Die Ratten verließen die Löcher, und das im wahrsten Sinne des Wortes.
    Sie huschten hervor. Sie wieselten. Sie fiepten. Eine Musik, die Jane gar nicht gefallen konnte.
    Plötzlich waren sie auch in ihrer Nähe. Es wäre töricht gewesen, wenn Jane jetzt noch eine Sekunde länger stehengeblieben wäre.
    Ihr Gesicht verzerrte sich, als sie sich drehte. Ein weiter Sprung, weg aus der unmittelbaren Nähe der Ratten. Es gab für sie nur den einen Ausweg.
    Raus aus der Halle. Ins Freie. Rennen, was die Füße hergaben. In den Wagen setzen, starten, fliehen…
    Sie überlegte nicht mehr, sondern handelte. Mit langen Schritten jagte sie dem Ausgang entgegen.
    Verfolgt von zahlreichen Ratten und deren Schreien.
    Jane wußte nicht, wie schnell die Tiere waren. Langsam waren sie bestimmt nicht. Wie schnell sie auch rennen konnten, sie mußte auf jeden Fall schneller sein und sie hoffte, daß sie nicht stolperte.
    Denn wie der Tote in der Halle wollte sie auf keinen Fall aussehen…
    ***
    Ich hatte davon gesprochen, ein Auto zu nehmen, war mit diesem Vorschlag bei Teresa jedoch auf taube Ohren gestoßen. »Nein, John, wir brauchen keinen Wagen. Ich wohne in der Nähe.«
    »Bitte?«
    »Ja, du hast richtig gehört.«
    »Dann müssen wir zu den Häusern hin?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Auch das nicht. Ich habe es mir auf dem alten Fabrikgelände gemütlich gemacht. Auch das geht. Du wirst dich wundern, wie es bei mir aussieht.«
    »Eine Wohnung in einer stillgelegten Fabrik?« Ich zweifelte noch immer.
    »Ja, genau.«
    »Wie…«
    Sie lachte so laut, daß ich nicht mehr weiterfragte. »Es ist ganz einfach, John, glaub mir. Zu einer Fabrik gehören nicht nur Arbeitshallen, sondern auch andere Räume. Waschräume, Kauen, und die sind nicht abgerissen worden.«
    »Ich verstehe. Du hast dir in diesen Kauen oder einer Kaue eine Wohnung eingerichtet.«
    »Ja, sogar mit Wasseranschluß und Elektrizität.«
    Das nahm ich ihr ab. Teresa war eine Frau, die nichts aus dem Bauch heraus tat. Sie hatte einen Plan gefaßt und dafür die entsprechenden Vorbereitungen getroffen. Da gab es nichts Spontanes, alles war genau kalkuliert.
    Der Wind brachte Kälte mit, die auf unseren Gesichtern klebte. Ich hielt Teresa umfaßt, und sie drückte sich eng an reich, um etwas gewärmt zu werden. Wir gingen recht schnell über den unebenen Boden hinweg, und ich war froh, daß die Frau neben mir den Kopf nach vorn gebeugt hielt. So konnte ich über sie hinwegschauen und das Gelände absuchen.
    Es war dunkel. Es gab keine Lichter. Und auch das alte Gebäude war nicht beleuchtet. Eine große Halle, die noch stand. Andere Teile der Fabrik

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