1089 - Horrorland
haben mußten, daß der Vogel plötzlich durch die Glaswand rammte und sie erwischte.
Das trat nicht ein.
Dafür bewegte das Tier seine Krallen. Sie schabten über das Glas hinweg, doch sie fanden nichts, an dem sie sich festhalten konnten, und so rutschte das Tier nach unten.
Ich nutzte die Gelegenheit aus. Ich hatte keinen Skrupel, die Beretta einzusetzen, das Ziel war auch groß genug. Bevor sich der Vogel drehen und damit neu orientieren konnte, hatte ich bereits abgedrückt.
Das Geschoß schlug in die Seite des Vogels. Das seltsame Tier kam nicht mehr hoch. Es schien betäubt zu sein wie nach einem heftigen Faustschlag. Die Einschußwucht preßte das Tier gegen das Glas, aber es blieb dort nicht kleben, wie es für einen Moment den Anschein hatte. Es riß die beiden Schnabelhälften auseinander und schickte mir Geräusche entgegen, die sich fast anhörten wie das Schreien einer gequälten Katze.
Die Stelle, an der die Kugel das Tier erwischt hatte, malte sich deutlich ab. Das Fell oder Gefieder war einfach nicht so dicht, um den leicht grünen Schein zurückhalten zu können. Ich sah auch das Loch, das die geweihte Kugel gerissen hatte.
Mich faszinierte mehr das grünliche Licht. Es war mir bekannt. Ich wußte, daß es zum Aibon-Licht gehörte. Der Vogel stammte aus dem Paradies der Druiden, das stand für mich jetzt fest. Er hatte sich nur einen Gastkörper gesucht, um in die normale Welt eindringen zu können. Das war ihm gelungen, doch er sollte hier nicht bleiben, wenn es nach mir ging. Der Vogel gab nicht auf.
Vielleicht war er etwas geschwächt und sprang deshalb ein wenig langsamer, das bekam ich nicht heraus, doch seine Beute war weiterhin noch immer ich.
Der bogenförmige Sprung brachte das Wesen direkt in meine Nähe. Bevor es vor mir aufprallte, schoß der Kopf nickend vor. Der Schnabel war verflucht lang geworden, und er wäre gegen mein Knie gehackt.
Im letzten Augenblick riß ich das linke Bein zurück. Der lange Schnabel hackte ins Leere. Ich hörte noch, wie die Hälften dabei mit einem Klacken aufeinanderschlugen.
Von oben her schoß ich dem Vogelmonstrum in den Kopf. Meine Kugel war schneller als seine Reaktion. Das Geschoß traf und zerstörte einen großen Teil des Schädels. Da spritzte die Masse heraus, ein braungrünes Zeug, das sich um den Vogel herum verteilte. Beinahe wäre es auch bis zu meinem Kinn hochgeflogen. Mit einem Tritt schaffte ich den Vogel außerhalb seines direkten Angriffskreises. In der Mitte der Insel blieb er deformiert liegen. Wie ein an einer bestimmten Stelle eingerissener Klumpen.
Aber er war noch nicht tot.
Wieder mußte ich feststellen, daß sein Körper noch zuckte. Er schlug auch mit den kurzen Flügeln um sich, und sie schleiften dabei über den Boden.
Die Tür wurde aufgerissen. Tanner erschien. Woher er sich den sehr neu aussehenden und grünlackierten Spaten besorgt hatte, wußte ich nicht. Jedenfalls setzte er ihn als Waffe ein, bevor ich ihn davon abhalten konnte.
Mit der unteren, geschliffenen Seite des Spatenblatts hackte er auf den Körper ein. Mochte der Vogel auch magisch beeinflußt sein und aus dem Lande Aibon stammen, dieser primitiven Waffe hatte er nichts entgegenzusetzen.
Er verlor seinen Kopf. Er wurde beinahe durch die nächsten Stiche geteilt – und lag schließlich als halb zerhacktes Bündel still, als Tanner zurücktrat.
Das Gesicht des Chief-Inspectors war rot angelaufen, als er mich anschaute. Er hielt den Spaten noch fest, und ich bemerkte sein Zittern. Tief saugte er den Atem ein. Er nickte mir zu. »So, John, das hat einfach sein müssen.«
»Ja, du hast recht.«
»Ich mußte es tun, verstehst du? Verdammt, es kam über mich.«
Er schleuderte den Spaten zu Boden. »Ich wäre mir blöd vorgekommen, hätte ich alles dir überlassen.«
»Schon gut, Tanner.«
»Bist du dagegen gewesen?«
»Nein, bestimmt nicht. Ich hätte seine Spur auch nicht mehr zurückverfolgen können.«
»Ja, das stimmt.«
Die Tür wurde wieder aufgezogen. Ziemlich scheu betrat Glenda Perkins die Insel. Sie war blaß um die Nase herum und sprach mich sofort an. »Habe ich richtig gesehen, John? Ist der Vogel tatsächlich aus dem Mann gekrochen?«
»Ja, er steckte in ihm.«
»Und wieso?«
Ich sah ihre fragenden Blicke und zuckte die Achseln. »Tut mir leid, so genau kann ich dir das auch nicht sagen.«
»Dann sag es ungenau.«
»Er ist oder war ein Gruß aus Aibon. Jerry Caine, der Weihnachtsmann, muß ihn mitgebracht haben.«
Glenda
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