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1089 - Horrorland

1089 - Horrorland

Titel: 1089 - Horrorland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wahnsinnig konkret, als wäre er ein Teil von ihr. Und letztendlich ist er auch das geworden. Das glaube ich. Er war hier, und er war woanders, um all das selbst zu erleben, das er später zeichnete.«
    Bisher hatte nur Suko gefragt. Ich hatte mich zurückgehalten. Aber nicht, weil ich nicht sprechen wollte, ich fühlte mich einfach nicht so gut. Irgend etwas war mit mir geschehen. Zwar hatte ich alles verstanden, doch die Stimmen der beiden hatten viel weiter entfernt geklungen, als es den Tatsachen entsprach. Wenn ich die Augen öffnete und beide anschaute, dann saßen sie zwar noch auf ihren Plätzen, doch sie kamen mir vor wie von mir weggeschoben.
    Ich hatte auch mit leichtem Schwindel zu tun. Wenn ich mich auf das abgestellte Glas Rotwein konzentrierte, da sah das Glas aus wie auf einem schwankenden Floß stehend und nicht wie auf der starren Tischplatte. Auch war mir sehr warm geworden, beinahe schon heiß, und der Schweiß hatte Tropfen auf meiner Stirn gebildet.
    »Wie konnte er hier und doch woanders sein?« fragte Suko.
    »Es war sein Geheimnis.«
    »Und er hat nie mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Nein.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht.«
    Babette hob die Schultern. »Es ist mir egal, was Sie glauben oder nicht, aber mein Mann, der Künstler, führte schon sein eigenes Leben. Auch wenn er sich hier in meiner Nähe aufhielt, war er oft nicht da, gedanklich, meine ich. Er bewegte sich immer durch seine Welt, die für mich fremd geblieben war.«
    Suko schüttelte den Kopf. Er lächelte dabei. »Fremd«, wiederholte er leise. »Ich will das einfach nicht akzeptieren, Babette. So fremd kann es für Sie nicht gewesen sein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Sie nicht einmal sehr erstaunt gewesen waren, als Sie Ihren Mann sahen. Sie sind zu ihm gegangen. Sie haben sich seine Wunde angesehen, als wollten Sie eine Bestätigung bekommen.«
    »Das wissen Sie?« fragte Mrs. Caine spöttisch.
    »Bestimmt.«
    »Woher denn? Sie waren nicht dabei.«
    »Mein Kollege hat es mir erzählt. Und noch etwas, Babette. Ihr Mann muß in diese Welt, die er gemalt hat, auch eingetaucht sein, sonst hätte er sich nicht das Andenken mitgebracht, das sich letztendlich als tödlich für ihn herausstellte. Auf dieser Welt, sage ich mal, hat er es sich bestimmt nicht eingefangen.«
    Sie zündete sich eine Zigarette an. So erhielt sie Zeit, nachzudenken. Das Deckenlicht war nicht sehr stark. Es verteilte sich mehr schwimmend im Raum und schuf sogar eine sehr gemütliche Atmosphäre, die Suko allerdings nicht so empfand.
    Er fühlte sich mehr eingelullt und von fremden Kräften umarmt, was ihm gar nicht gefiel. Im Nachhinein kam ihm der Sinn, daß er sogar der letzten Unterhaltung nicht richtig gefolgt war und von einer gewissen Müdigkeit überschwemmt wurde.
    Babette blies den Rauch über den Tisch hinweg, der von der Platte her in Wolken hoch quoll. »Ist etwas mit Ihnen, Suko? Sie sehen aus wie jemand, der einen etwas abwesenden Eindruck macht. Als wären Sie gar nicht richtig da.«
    »Doch, das bin ich.«
    »Wie schön.«
    Suko schaute sie scharf an. Das konnte er noch. Er sah dabei ihr Lächeln, und das wiederum gefiel ihm gar nicht. Es war so wissend und auch sphinxhaft. Diese Frau wußte mehr, als sie bisher zugegeben hatte. Sie war eine Teufelin in Verkleidung und brauchte nur dazusitzen und abzuwarten. Mit der linken Hand umfaßte sie den Stiel des Glases und hob es an. »Trinken wir einen Schluck, Suko.«
    Er wollte schon zu seinem Glas greifen, als er sich im letzten Moment anders besann. Suko zog die Hand wieder zurück. Er traute dem Wein nicht und schüttelte daher den Kopf.
    »Schmeckt er Ihnen nicht?«
    »Das kann man nicht sagen, aber ich habe keinen Durst.«
    »Schade. Ihr Freund hat mehr davon getrunken.«
    Diese Worte hörte auch ich. Zwar war ich nicht eingeschlafen, aber ich hatte meine Augen nur mit Mühe offengehalten. Jetzt drehte ich schwerfällig den Kopf in Sukos Richtung. Ich sah sein Gesicht in einer seltsamen Verzerrung. Sehr in die Breite gezogen, wie bei einer Gummimaske.
    »Mr. Sinclair, was ist?«
    Ich hob mühsam den Arm und konzentrierte mich auf die Fragerin. Babette war bis zur Couchkante vorgerutscht und saß dort wie auf dem Sprung. Aber sie blieb sitzen, um abzuwarten.
    Ich antwortete mit schwacher Stimme. »Nein, nein, ich bin schon okay. Nur etwas müde.«
    »Das ist schade.«
    »Keine Sorge, ich…«
    Babette ließ mich nicht ausreden. »Dabei habe ich Ihnen noch etwas Großartiges zeigen

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