1093 - Blutkult um Angela
mitbekommen?«
Zumindest Dagmar, denn sie nickte. Eine Hand hatte sie auf die Schulter der blonden Angela gelegt, die Augen und Mund geschlossen hielt. Niemand wußte, wie sie sich fühlte. Positiv bestimmt nicht, denn ihr war das Wechselbad der Gefühle leider nicht erspart geblieben.
»Hast du noch Kontakt?« fragte Harry leise.
Dagmar hob die rötlichen Augenbrauen. »Was soll ich dazu sagen? Sie ist wohl nicht wie ich.«
»Also mit dem dritten Auge.«
»Ja, aber nicht mehr so stark. Der Einfluß des Pegasus ist endgültig verschwunden. Mal sehen, wohin sie tendiert.«
Harry atmete schwer. »Befürchtest du, daß sie wieder kippen könnte und sich mehr zu den Vampiren hingezogen fühlt?«
»Das will ich nicht hoffen.«
Stahl warf ihr einen längeren Blick zu, den Angela nicht bemerkte. Sie blieb in ihrem Zustand und hatte sicherlich auch nicht verstanden, was da gesagt worden war.
»Versuche es bei Suko.«
»Das wollte ich gerade.« Harry nahm sein Handy. Er hoffte auf eine bessere Verbindung und hatte tatsächlich Glück. Auch Shao hob sofort ab.
»Endlich«, sagte Harry.
»Auf deinen Anruf habe ich gewartet. Wo seid ihr jetzt?«
»Im Taxi. Auf der Fahrt nach Islington.«
»Zum Bunker?«
»Klar.«
»Ja, da sind sie. Suko und John. Jetzt will ich nur wissen, wie das alles zusammen gekommen ist. Ist das Zufall oder Schicksal? Bitte, ich möchte…«
»Mehr Schicksal.« Harry Stahl berichtete Shao in wenigen Worten, wie es überhaupt möglich gewesen war, daß sie zusammen gekommen waren. Es war ihm auch egal, ob der Fahrer zuhörte oder nicht. Jedenfalls sollte Shao versuchen, Suko oder John zu erreichen, um sie schon einmal vorzuwarnen.
»Das werde ich auch machen«, erklärte die Chinesin zum Abschluß. Dann lachte sie. »Es war doch wohl gut, daß ich hier Stallwache gehalten habe.«
»Das meine ich auch.«
»Dann drücke ich euch die Daumen. Wir werden uns hoffentlich noch sehen.«
»Bis später.«
Der Fahrer warf seinem neben sich sitzenden Gast einen schiefen Blick zu. »Na, alle Probleme bereinigt?«
»Fast.«
»Ich habe ja zwangsläufig mitgehört.« Er lachte und schüttelte den Kopf. »Im Kino bin ich nicht, wie?«
»Wieso?«
»Wenn ich an Ihre Probleme denke, über die Sie gesprochen haben. Das war schon stark. Hörte sich gruselig an.«
»Ja, wir fahren zu einem Treffen der Vampire und sonstiger Gestalten.«
»Verrückt, würde ich sagen, wirklich verrückt. Aber wir sind in London, und da ist alles möglich.«
Es kam ihnen darauf an, den Bunker so schnell wie möglich zu erreichen, doch sie waren nicht allein auf der Straße. Je näher sie dem Moloch von Stadt kamen, um so dichter wurde der Verkehr.
Zwar rollten die Fahrzeuge noch, aber es glühten vor ihnen immer mehr Bremslichter auf.
Als der Fahrer Harrys Stöhnen hörte, mußte er lachen. »Das ist nun mal so. Sie können froh sein, daß Sie nicht in die City wollen.«
»Ja, ich weiß.«
»Keine Sorge, wir schaffen es noch.«
»Wann sind wir da?«
Der Fahrer war ein Scherzbold. »Zumindest noch vor Mitternacht.«
»Danke, da bin ich beruhigt…«
***
Suko hielt noch immer das Handy fest. Es kam nicht oft vor, daß es ihm die Sprache verschlug, in diesem Fall allerdings mußte er zunächst nach Luft schnappen. Er hatte seinen Platz verlassen und war ein paar Schritte auf die Treppe zugegangen, denn dort besaß er einen besseren Empfang und konnte Shaos Stimme deutlicher hören.
»Bist du noch dran?«
»Ja«, sagte Suko, »ich habe nur meinen Standort gewechselt. Das ist ein Hammer! Sie sind in London und mit dieser Angela, auf die wir warten?«
»Sie haben sie von Deutschland aus mitgebracht. Diesen seltsamen Vampirengel.«
»Weißt du noch mehr?«
Shao berichtete ihm in kurzen Worten, was sie von Harry Stahl erfahren hatte. Sie konnte nur nicht genau sagen, wann sie im Bunker eintreffen würden.
»Das spielt auch keine Rolle«, sagte Suko. »Ich werde auf jeden Fall auf sie warten und sie in Empfang nehmen.«
»Tu das. Was ist mit John?«
»Der schaut sich im Bunker um.«
»Hast du schon Vampire gesehen?«
»Jede Menge.«
»Aber…«
Suko lachte. »Nur keine echten. Die Gäste hier sind schon stark, das kann ich dir sagen. Ein Sammelsurium von kuriosen Gestalten, die allerdings recht harmlos. Ich denke aber nicht, daß es so bleiben wird, wenn Mallmann erscheint und mitmischt.«
»Okay, dann bis später. Gib nur auf dich acht.«
»Wie immer. Ich mag dich, Shao.« Suko unterbrach die Verbindung. Er
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