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1093 - Blutkult um Angela

1093 - Blutkult um Angela

Titel: 1093 - Blutkult um Angela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lage gedreht. Einer der Barkeeper würgte mich von hinten und zerrte mich zurück.
    »Du… du… bist wahnsinnig!« Seine keuchenden Worte flossen an meinem rechten Ohr vorbei. »Ich will nicht, daß du hier schießt, verdammt noch mal!«
    Er schleifte mich über die Scherben hinweg, und der Vampir erhielt die Gelegenheit, wieder auf die Beine zu kommen. Auf seinen Eispickel verzichtete er. Der blieb im Holz stecken. Er wollte es mit seinen Zähnen und den Klauen versuchen.
    Wie ein Irrer stürmte er auf mich los.
    Und lief genau in die Kugel hinein.
    Ich hatte keine andere Möglichkeit mehr gesehen. Das Silbergeschoß traf ihn in der Brust. Er zuckte noch einmal in die Höhe, bevor er gestoppt wurde. Sein Gesicht zeigte grenzenloses Staunen. Der rechte Arm schnellte zur Seite. Er versuchte noch, einen Halt zu finden, aber die Hand rutschte am glatten Holz des Hinterbaus ab, und so prallte der Blutsauger zu Boden.
    Hinter mir schrie der Keeper Worte, die ich nicht verstand, weil seine Stimme überkippte. Sein Griff hatte sich gelockert. Vielleicht war es das Entsetzen darüber, daß ich geschossen hatte. Ich konnte mich mit zwei wilden Bewegungen befreien und blieb auch auf den Beinen, während ich den Keeper mit einem Ellenbogencheck von mir entfernte, so daß er zurücktaumelte.
    Ich drehte mich um. Er war gegen seinen Kumpan geprallt. Die beiden zitterten, weil sie die Pistole in meiner Hand sahen. »Alles erledigt«, sagte ich. »Ich bin Polizist.«
    Ob sie das beruhigte, war fraglich. Zumindest hatte ich den Versuch unternommen.
    Jetzt war der Vampir wichtiger.
    Nein, kein Vampir mehr. Er lag auf dem Rücken. In seinen Haaren waren noch immer die Knochenstücke festgedreht, aber er würde sie nie mehr neu flechten können. Das geweihte Silbergeschoß hatte ihn von seinem untoten Dasein erlöst.
    Er lag da wie ein Fisch auf dem Trockenen, die Augen weit offen und völlig glanzlos. Die Kugel hatte ihn in die linke Brusthälfte getroffen, dort ein Loch hinterlassen und eine Einschußwunde, aus der kein Tropfen Blut quoll.
    Ich blies die Luft aus und wunderte mich, daß niemand der Gäste so recht von dem Schuß Notiz genommen hatte.
    Es konnte an der Musik liegen, die wieder lauter gedreht worden war. Die anderen Mitglieder dieser Gruppe hatten sich ebenfalls nicht um ihren Anführer gekümmert und sich unter die Gäste gemischt.
    Sie waren allerdings auf dem Friedhof und bei dieser grauen Beleuchtung nur schwer zu erkennen.
    Da Holger ein Vampir gewesen war, konnte ich davon ausgehen, daß auch die anderen in diesen Zustand gebracht worden waren. Dracula II mußte reiche Beute bekommen haben. Der Beginn des Blutkults war bereits gestartet worden. Um ihn nicht eskalieren zu lassen, mußte ich mir die anderen fünf Mitglieder zwischen den Gästen herauspflücken und zusehen, daß sie ebenfalls ihre normale Totenruhe erhielten.
    Auf der anderen Seite der Theke erschien Tiziana. Ich sah zunächst nur ihre Hände, die den Rand umklammert hielten und sich dann an ihm in die Höhe zogen.
    Sie schaute mich an. Das Haar war an der Stirn leicht verschwitzt und klebte dort fest. Übergroß kamen mir ihre Augen vor. Ich wußte nicht, ob ihr bekannt war, was ich getan hatte, aber sie drehte den Kopf und beugte sich so weit nach vorn, daß sie zumindest einen Teil des Körpers sehen konnte.
    Tiziana reagierte langsam. Wie jemand, der zunächst jedes Wort zusammensuchen muß. »Warum steht er nicht mehr auf?«
    »Das kann er nicht mehr.«
    »Aber…«
    »Ich habe ihn erlöst.«
    Die Antwort war schlicht, aber Tiziana mußte die Worte erst verarbeiten. Mit einer sanften Bewegung strich sie die Haare zurück. »Du hast was getan?«
    »Er ist ein Blutsauger gewesen, ein echter Vampir. Ja, es gibt sie leider doch, und für mich gab es keine andere Möglichkeit, als ihn mit einer geweihten Silberkugel zu stoppen.«
    »Geweihte Silberkugel, John?« Sie konnte es kaum glauben. »Du… du… bist kein Freund der Vampire.«
    »Das bin ich wirklich nicht!«
    Ihr glattes Gesicht bekam plötzlich Falten. Ich massierte inzwischen meinen Hals, denn der Keeper hatte ziemlich hart zugedrückt. Tizianas Falten waren entstanden, weil das Gesicht einen haßerfüllten Ausdruck angenommen hatte. Beim Haß blieb es auch, denn sie sagte mir: »Ich hasse dich! Verdammt noch mal, ich hasse dich…« Sie stieß ihre Hand über die Theke hinweg, und die langen Fingernägel zielten dabei auf mein Gesicht, um es zu zerkratzen.
    Ich fing sie am Gelenk ab.

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