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1095 - Der Hexentrank

1095 - Der Hexentrank

Titel: 1095 - Der Hexentrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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oder zum Glück nein. Aber ich kenne mich in der Gegend aus. Wir sollten keine Schwierigkeiten haben.«
    Chris nickte, sagte aber nichts. Die Sicherheit fiel von ihr ab. Plötzlich wirkte sie sehr schutzbedürftig. Ich mußte sie einfach in den Arm nehmen.
    Dann brach es aus ihr hervor. »Es ist so schrecklich, John. So furchtbar.« Als sie den Kopf schüttelte, rieb ihr Kinn an meiner Schulter. »Ich habe noch größere Furcht als vor ein paar Tagen. Das hier kommt mir schlimmer vor als der Drache aus Aibon.«
    »Das ist deine Meinung, Chris. Wir werden sehen, wie sich die Dinge entwickeln.«
    »Denkst du denn anders?«
    »Ich frage mich zunächst, was man von dir will. Warum diese Qualen, die man dir schickt? Wer steckt dahinter?«
    »Die Tante.«
    »Die tot ist.«
    »Hör auf, John, bitte hör auf. Ich… ich … kann es nicht mehr nachvollziehen. Ich weiß nicht, ob sie tot ist. Ich weiß überhaupt nichts mehr. Ich kann mir jetzt vorstellen, das Haus hier aufzugeben und woanders hinzuziehen.«
    Ich schaute sie an. »Das willst du wirklich tun?«
    »Ich glaube schon.«
    »Was bringt das?«
    »Ruhe…?«
    Überzeugt war sie nicht, das hatte ich aus ihrer Frage herausgehört.
    »So sollte man nicht denken, Chris«, sagte ich. »Wenn es jemand auf dich abgesehen hat, dann kannst du hinziehen, wo du willst. Dieser Jemand wird dich immer und überall finden. Mit der Ruhe ist es also nicht so weit her. Daran solltest du denken.«
    »Warum denn? Warum will man…«
    Das Telefon klingelte. Chris Talbot schüttelte den Kopf. Sie ärgerte sich, mitten im Satz unterbrochen worden zu sein und starrte den Apparat an, als wollte sie ihn zertrümmern.
    »Willst du nicht abheben?«
    »Warum denn?«
    »Es könnte beruflich wichtig sein.«
    Sie räusperte sich und nickte. Dann ging sie hin und bewegte sich wie jemand, der ahnte, daß eine schlimme Nachricht auf ihn zukommt. Mit spitzen Fingern hob sie den Hörer an, hielt ihn ans rechte Ohr und meldete sich mit sehr leiser Stimme.
    »Ja, wer ist dort?«
    Zunächst erhielt sie keine Antwort. Ihrem Verhalten nach zu urteilen, war es kein beruflicher Anruf, und das machte mich schon mißtrauisch.
    Ich ging auf sie zu. Auf meinem Gesicht malte sich eine Frage ab, doch Chris zuckte nur die Achseln.
    »Nichts?«
    »Doch.«
    »He, Christine.«
    Sie hörte die Stimme, und ich nahm sie auch wahr. Eine Frau hatte gesprochen, und die Stimme selbst kam mir irgendwie verändert vor. Als wäre sie elektronisch verzerrt worden.
    Chris Talbot wirkte wie erstarrt. Dann begann sie zu zittern. Sie bewegte auch ihre Augen, die Lippen zuckten ebenfalls, aber sie war nicht in der Lage, ein Wort zu sagen.
    »He, Christine…«
    Ich nickte ihr zu. Sie sollte sprechen. Auf der Stirn glänzte Schweiß. Die Augen waren groß geworden, der Blick hatte einen ungläubigen Ausdruck angenommen.
    Endlich fand Chris Worte. »Ja, ich bin es.«
    »Wie schön, etwas von dir zu hören.«
    »Nein, das ist nicht schön. Wer sind Sie? Was wollen Sie?«
    »Ich will dir etwas sagen.«
    »Dann tun Sie’s!«
    Ich war dicht an Chris Talbot herangetreten, weil ich mithören wollte. Sie hielt den Hörer etwas vom Ohr ab, so daß ich die quälende Stimme verstand.
    »Ich freue mich wirklich, deine Stimme zu hören. Du glaubst nicht, was es für mich bedeutet.«
    »Verdammt. Sagen Sie endlich, wer Sie sind!«
    »Aber, Kindchen. Das müßtest du doch längst herausgefunden haben.« Ein hexenhaftes Lachen folgte.
    Ich hatte mir inzwischen meine Gedanken gemacht, aber ich sprach nicht aus, was mir durch den Kopf ging.
    »Nein, das weiß ich nicht!« flüsterte sie. »Ich… ich … kenne Ihre Stimme nicht.«
    »Da muß ich dir recht geben. Aber ich bin dir nicht fremd. Schließlich hast du von mir profitiert, Kindchen.«
    »Ich…«
    »Denk mal nach.«
    »Das tue ich. Das tue ich die ganze Zeit schon.« Chris schaute mich an. Ich konnte ihr keine Hilfe geben, doch ich sah in ihren Augen, daß sie allmählich begriff, obwohl sie sich innerlich dagegen wehrte und der Verstand ihr sagte, daß so etwas nicht sein konnte.
    »Ich höre nichts…«
    »Aber… aber …«
    »Ja…?«
    »Du bist doch tot!« Es war aus Chris hervorgebrochen. »Du lebst nicht mehr!« brüllte sie, und genau in diesen Schrei hinein erklang das Lachen der »toten« Tante.
    Chris war am Ende. Sie schaffte es nicht einmal, den Hörer zu halten. Er rutschte ihr aus der Hand, und ich konnte ihn soeben noch abfangen.
    Chris taumelte zurück bis zur Tür. Sie lehnte

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