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1095 - Der Hexentrank

1095 - Der Hexentrank

Titel: 1095 - Der Hexentrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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konnte, hatte ich das rechte Handgelenk umklammert und hebelte den Arm hoch.
    Gleichzeitig drehte ich ihn von mir weg und hörte den schon tierischen Schrei des Mannes, als der Schmerz durch den Arm in seine Schulter jagte. Er taumelte zurück, verlor die Luger und ich trat ihm die Beine weg.
    Wie ein schwerer Klotz landete Mannix auf dem Boden. Durch die Verletzung seines Arms war er angeschlagen. Er konnte sich damit nicht aufstützen und mußte sein Gewicht auf die linke Seite verlagern.
    Mir gelang es sogar, die Luger an mich zu nehmen. Ich steckte die Waffe ein und blickte auf Mannix nieder, der mich aus seiner sitzenden Position ankeuchte.
    Diesmal schaute er in die Mündung. »So schnell kann es gehen, Mannix. Jetzt bin ich an der Reihe.«
    »Schieß doch!«
    »Später!«
    »Los, schieß. Ich bin nicht so wie du. Ich habe keine Angst vor der Kugel.«
    »Sind Sie kugelfest?«
    Weit riß er seinen Mund auf und lachte mich an. Ich konnte nicht anders und mußte in seine Mundhöhle schauen. Dort bewegte sich etwas zuckend. Ob es seine Zunge oder der Schleim war, konnte ich nicht genau erkennen. Angenehm zumindest sah es nicht aus.
    Er schloß den Mund wieder, und ich wiederholte meine Frage.
    »Du kannst es versuchen.«
    »Traust du Edina so weit?«
    »Ja.«
    »Dann ist sie nicht tot!«
    Mannix kicherte. »Warum sollte sie tot sein? Sie ist etwas Besonderes. Vielleicht sogar eine Frau, die es geschafft hat, den Tod zu überwinden.«
    »Sind Menschen dazu fähig?«
    »Menschen…?« flüsterte er.
    Ich hatte begriffen. »Also ist sie kein Mensch.«
    »Vielleicht.«
    »Dann ist sie eine Hexe.« Daß ich ins Schwarze getroffen hatte, sah ich an seiner Reaktion. Ein Ausdruck des Triumphs huschte für einen Moment über sein Gesicht. »Und du bist ihr Helfer, Mannix. Dich hat sie zu Chris Talbot geschickt, um das Buch zu holen.«
    »Es war nötig.«
    »Was hat sie damit vorgehabt?«
    »Der Trank mußte perfekt werden. Sie hat ihn gekocht, gebrüht, hergestellt. Sie brauchte nur letzte Zutaten, um alles so zu regeln. Ist das nicht toll?«
    »Es kommt auf die Sichtweise an. Was geschieht mit jemand, wenn er den Trank zu sich nimmt?«
    »Dann gehört er zu ihr. Zu der Hexe. Er wird nicht so wie sie, aber er ist den Menschen überlegen. Die Kräfte des Tranks breiten sich auch in seinem Körper aus. Man fühlt sich gut. Man hat keine Angst mehr. Man hat etwas bekommen, auf das man sich verlassen kann. Der Hexentrank vermischt sich mit dem Blut der Menschen. Er macht denjenigen stark, der ihn zu sich genommen hat. Ich habe es getan, und ich habe auch keine Furcht vor dir.«
    »Was wollte Edina von Chris?«
    »Sie ist ihre Nichte.«
    »Das weiß ich.«
    »Edina mag sie. Sie hat ihr alles vererbt.«
    »Klar. Und sie hat so getan, als wäre sie tot.«
    »Das mußte sie. Es gehörte zu ihrem Plan.«
    »Zu welchem Plan?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Ich habe Zeit.« Es war gelogen, aber ich wollte wissen, was hier gespielt wurde.
    »Nein, ich kenne den Plan nicht. Ich will ihn auch nicht kennen. Ich weiß nur, daß sie eine besondere Frau ist. Jetzt, wo der Hexentrank fertiggebraut wurde, da ist sie noch stärker geworden. Edina ist jetzt perfekt.«
    Ich hatte ihn nicht aus den Augen gelassen. Was er tat, war wirklich eine Kunst. Er hatte beim Sprechen seinen Mund und auch die Wangen so bewegt, daß zwei Kuhlen darin entstanden waren. Zudem zuckte die Haut um die Mundwinkel herum, und ich wußte genau, daß er seinen besonderen Speichel sammelte. Chris war leider von dieser Masse getroffen worden, aber ich wußte Bescheid.
    »Noch mehr Fragen…?«
    »Sehr viele, Mannix, aber…«
    Das schmatzende Geräusch war kaum zu hören gewesen. Einen Moment später verließ der Speichel seinen Mund. Er war wuchtig ausgespuckt worden und hätte mein Gesicht direkt getroffen, wäre ich nicht mit einer blitzartigen Bewegung ausgewichen. Neben der linken Wange und auch oberhalb der Schulter zischte die Ladung hinweg. Hinter mir klatschte sie gegen die Wand des kleinen Hauses.
    Ich hörte Mannix nicht nur fluchen. Ich sah auch, wie er sich bewegte und auf die Beine kommen wollte. Er hatte Schwierigkeiten, weil ihm sein rechter Arm nicht gehorchte, und so brauchte er etwas mehr Zeit als unter normalen Umständen.
    Die gab ich ihm nicht.
    Mit einem langen Schritt hatte ich Mannix erreicht und schlug mit der Luger zu.
    Seinen Nacken erwischte ich beim Hochkommen. Er schien für die Dauer eines Wimpernschlags noch in seiner Haltung

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