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1095 - Der Hexentrank

1095 - Der Hexentrank

Titel: 1095 - Der Hexentrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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widerlichsten Gerüche miteinander, und nichts stammte von einem Parfüm, das eine Wohltat für die menschliche Nase gewesen wäre.
    Eklig…
    Sie ging noch einen Schritt nach vorn. Die Augen mußten sich erst an das Halbdunkel gewöhnen.
    Von ihrer Tante war nichts zu sehen. Aber von der linken Seite her, wo sich der untere Raum öffnete, der für sie aber noch nicht einsehbar war, vernahm sie eine zischelnde Flüsterstimme.
    »Komm, liebste Nichte. Komm zu deiner Tante…«
    Den Worten folgte ein Kichern, das Chris als hexenhaft einstufte, denn einen normalen Menschen hatte sie noch nie so kichern gehört.
    Sie fürchtete sich. Der Druck in ihr war stärker geworden. Aber sie wollte nicht zurück, obwohl ihr der gesunde Menschenverstand dazu riet.
    Einen zögernden Schritt ging sie noch vor. So hatte sie einen besseren Blick – und sah zum erstenmal ihre Tante.
    Chris Talbot erschrak bis ins Mark!
    Ihr wurde schwindelig. Sie konnte den Anblick dieser Ausgeburt an Häßlichkeit kaum ertragen und dachte daran, daß die alten Bilder und Zeichnungen nicht gelogen hatten.
    So also sah eine Hexe aus.
    Chris konnte alle modernen Hexen vergessen. Die Beschreibungen stimmten nicht. Sie war weder modern, noch normal, denn ihre Tante glich mehr einem Irrtum der Natur.
    Sie war viel kleiner als Chris, und der Körper wurde von einem grünlichen Gewand verdeckt. Das aufgequollene Gesicht, mit dem nur einen normalen Auge, denn über das andere war die Haut gewachsen und hatte es fugendicht verschlossen. Langes Haar, das wie ein Vorhang von ihrem Gesicht herabhing. Darin vereinigten sich blond und grau, und an einigen Stellen kam sogar eine grünliche Färbung durch.
    Der Anblick schüttelte sie. Er regte sie auf. Sie konnte dem Blick des einen Auges kaum etwas entgegensetzen. Er war einfach zu widerlich oder häßlich, aber auch sezierend, als wollte Edina tief in ihre Seele starren.
    Sie stand neben einem großen Bottich. Er war so hoch, daß sie kaum hineinschauen konnte. Unter dem Bottich glühte ein Feuer. Es wurde von Kohlen und Holz gespeist und sorgte dafür, daß die im Bottich befindliche Flüssigkeit einen steten Dampf abgab, der sich im Haus ausbreitete.
    »Ich freue mich, mein Täubchen. Ich freue mich wirklich, daß wir uns endlich sehen.«
    Chris wußte, daß sie etwas sagen mußte. Aber sie war kaum in der Lage, die richtigen Worte zu finden. Als sie schließlich sprach, kam sie sich dumm vor.
    »Tante Edina…«
    »Ja, Täubchen, ich bin es tatsächlich. Du hast mich gefunden. Oder ich habe dich gefunden.«
    »Ja, ja… dabei dachte ich, du wärst tot.«
    Edina warf ihren Kopf zurück und lachte lautlos. »So kann man sich eben irren.«
    Chris mußte schlucken. »Bitte, ich… ich … weiß nicht, was das alles soll.«
    »Oh, wirklich nicht?«
    »Ja…«
    »Die ganze Sache ist doch die, mein Täubchen. Schau mich an. Ich bin älter geworden, aber noch nicht senil. Ich weiß, daß ich einmalig bin, und ich möchte diese Einmaligkeit an dich weitergeben, mein Täubchen. Um es genau zu sagen, ich brauche dich, um eine Nachfolgerin zu haben. Ich werde dich anlernen. Meine Wahl ist auf dich gefallen, weil du eben jemand bist, der mir gefällt. Du bist die einzige Verwandte, die ich habe, und ich habe dich schon auf deine Aufgabe vorbereiten können, indem ich dir das weltliche Erbe schon vorher zukommen ließ, wenn du verstehst, Kleine.«
    »Das verstehe ich schon.«
    »Dann bin ich zufrieden, obwohl ich dir ansehe, daß du noch viele Fragen hast.«
    »Stimmt.«
    »Weißt du, Täubchen…«, Edina deutete auf den Bottich, »… hier habe ich es endlich geschafft. Ich habe den perfekten Hexentrank brauen können. Mein Adept Mannix hat mir das entsprechende Buch aus deinem Haus gebracht. Es ist ja schön, daß du die Bücher übernommen hast, auch dein Haus finde ich toll. Ich habe es mir schon einige Male angeschaut in den Nächten, aber du hast trotzdem meinen Rat nicht befolgt, kleine Nichte. Du hast es nicht segnen lassen.«
    »Von dem Druiden?«
    »Genau, du weißt ja Bescheid.«
    »Nein, weiß ich nicht. Ich hasse die Druiden. Ich hasse auch ihre verdammte Magie. Ich möchte nichts damit zu tun haben. Das ist mir alles so schrecklich fremd…«
    »Jetzt noch, aber es wird sich ändern.«
    Chris glaubte ihrer Hexentante aufs Wort, doch sie ging nicht darauf ein. »Hast du mir den verdammten Drachen geschickt?«
    »Ja, ja, er sollte dich überzeugen.«
    »Das hat er nicht geschafft.«
    »Ich weiß es.«
    »Und

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