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1095 - Der Hexentrank

1095 - Der Hexentrank

Titel: 1095 - Der Hexentrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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etwas fleischige Gesicht zeigte einen gespannten Ausdruck.
    Die dunklen Augen wirkten tatsächlich wie kleine Öllachen. Bevor er sprach, zog er die Lippen zusammen wie jemand, der Speichel in seinem Mund sammelt.
    Ich war auf der Hut…
    »Wer sind Sie?«
    Eine simple Frage, die eigentlich immer paßte. »Na ja, ich bin jemand, der sich einmal umschauen möchte. Ist doch nichts Falsches – oder? Ein Spaziergänger…«
    »Der mit einem Wagen gekommen ist.«
    »Stimmt, Mister. Warum auch nicht? Ich schaue mir gern eine so stille Gegend an. Daß ich allerdings von Ihnen mit einer Schußwaffe empfangen werde, habe ich nicht erwartet. Was soll das?«
    »Ich habe Sie beobachtet.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Sie sind mit Chris Talbot gekommen.«
    »Stimmt auch.«
    »Warum?«
    »Sie hat mich mitgenommen.«
    »Also kein Spaziergänger.«
    »Doch. Jetzt wäre ich spazierengegangen.«
    Mannix wäre ein Narr gewesen, wenn er mir das abgenommen hätte. Er schüttelte auch den Kopf. »Ich weiß nicht, was Chris Talbot Ihnen alles erzählt hat, jedenfalls hat sie einen Fehler begangen, denn sie ist der Anfang für Ihr Ende gewesen.«
    »Sie wollen mich also erschießen?«
    »Ja.«
    »Ohne Grund?«
    »Es gibt Gründe genug.«
    »Erzählen Sie davon!« forderte ich ihn auf.
    »Nein!« Er ruckte mit der Waffe. Es war eine Pistole der Marke Luger. »Gehen Sie!«
    »Wohin?«
    »Zu dem kleinen Kiosk dort, den Sie sehen, wenn Sie nach links schauen.«
    Das Haus sah ich tatsächlich. Es war aus Stein erbaut und sah stabil aus. Jedenfalls hatte sich Mannix einen guten Platz für seine Tat ausgesucht. Dort würde er bestimmt nicht gestört werden und konnte mir eine Kugel in den Kopf schießen.
    Auf dem Weg dorthin würde er nicht abdrücken. Ich dachte daran, daß ich mir etwas einfallen lassen mußte.
    Ich sah Mannix nicht mehr, aber ich hörte ihn. Er setzte seine Füße hart auf. Anhand der Geräusche versuchte ich herauszufinden, wie weit er von mir entfernt war. Er kam nicht zu nahe an mich heran, blieb mir auf der Spur wie ein Schatten und ließ mich ansonsten in Ruhe.
    Der graue Kiosk sollte zu meinem Grab werden. Von Chris Talbot hörte ich nichts, und auch keine andere Stimme drang an meine Ohren.
    Das Licht hatte sich verdüstert. Aus dem Himmel rieselten die ersten Flocken. Sehr kleine Kristalle, die gegen mein Gesicht peitschten.
    Ich hörte sie auch auf die Bäume prasseln. Wenn es so zu schneien begann, blieb das Zeug auch länger liegen. Zudem paßten die Temperaturen.
    Es gefiel Mannix nicht, daß ich direkt auf die Vorderseite des keinen Baus zuging. Er dirigierte mich daran vorbei zur Rückseite hin, wo ich eine offene Tür sah.
    Davor blieb ich stehen.
    »He, ich habe nicht gesagt, daß Sie anhalten sollen.«
    Ich drehte mich sehr langsam um. Allmählich war ich es leid, ihn hinter meinem Rücken zu wissen. Ich ging das Risiko der Aktion bewußt ein. Noch stand ich draußen. Im Kiosk wäre es gefährlicher und riskanter gewesen.
    Er schoß auch nicht.
    Ich sah jetzt, daß er die Waffe mit beiden Händen festhielt. Ein Profi war er nicht, denn er wirkte verkrampft. Als wäre er dabei, noch mit der Waffe zu üben.
    Ich schaute ihn an. »Sie sollten es sich überlegen, ob es sich lohnt, einen Menschen zu erschießen.«
    »Für mich schon.«
    Ich hob die Schultern. Meine innere Spannung konnte ich durch ein Lächeln überspielen und hoffte zudem, ihn ablenken zu können.
    »Wie gesagt, Sie sollten es sich überlegen. Einen Polizisten zu erschießen, bringt meistens Ärger mit und…«
    »Bulle?« schnappte Mannix. Wie er das gesagt hatte, ließ darauf schließen, daß er mit meinen Kollegen schon genügend Erfahrungen gesammelt hatte. Freudig hatte das Wort nicht geklungen.
    »So kann man es auch sagen!«
    »Ausgezeichnet«, flüsterte er mir zu. »Ich liebe euch Bullen besonders. Es gab eine Zeit in meinem Leben, da habe ich tolle Erfahrungen gemacht, wirklich.«
    Er ging einen Schritt auf mich zu. Sein Gesicht verzerrte sich voller Wut.
    Ich bewegte mich blitzschnell. Nichts hatte den Kerl gewarnt.
    Nicht das berühmte Blitzen in meinen Augen, kein schneller Atemzug, eigentlich gar nichts.
    Dafür schlug ich zu.
    Der Schlag meiner rechten Hand erwischte den Unterarm wie ein Schwerthieb. Überlaut hallte der Schuß in meinen Ohren wider. In einem Reflex hatte Mannix abgedrückt, aber die Kugel traf mich nicht. Sie hieb neben mir in den Boden, und zu einem zweiten Schuß ließ ich ihn nicht kommen. Bevor er sich erholen

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