1101 - Die Rache des Griechen
suchte, ebenso wie Suko und ich, aber wir konnten in diesem Fall einfach nichts tun. Jede falsche Bewegung wäre Leonidas willkommen gewesen, um Johnny die Kehle durchzuschneiden. Aus diesem Grunde ließen wir seine Helfer auch laufen, die sich in das Dunkel zurückzogen.
Urplötzlich hörten wir seine Stimme. Es ging so schnell, daß jeder von uns zusammenschrak. Sie klang in der Stille überlaut. Entsprechende, für uns nicht sichtbare Lautsprecherboxen, sorgten dafür, daß die Worte wie ein mächtiges Donnergrollen über einen Teil der Insel hallten.
»Muß ich euch noch erklären, wen ich hier habe?« Leonidas lachte. »Bestimmt nicht. Ich will nur, daß ihr mir zuhört, damit ihr wißt, auf was ihr euch eingelassen habt. Ihr habt es geschafft, einen Diener Sodoms zu vernichten. Es ist ein Anfang, und es wird auch einer bleiben. Niemand kann meine Rache unterbrechen. Ich werde sie durchführen, und ich werde deinen Sohn nicht nur töten, Conolly, ich werde ihn auch auf meine Art und Weise zeichnen. Deiner Frau Sheila habe ich schon die Nachricht geschickt, daß ich ihm mit diesem Messer hier den rechten Daumen abtrennen werde. Ein Opfer für Sodom, für den Götzen, der mich unter seinen Schutz genommen hat. Es wird nicht dabei bleiben. Erst der Daumen, dann die Finger. Alles einzeln, und er wird dies bei vollem Bewußtsein erleben, das verspreche ich dir.«
»Der ist wahnsinnig!« keuchte Bill. »Bitte, sei ruhig.«
»Mein Haß und meine Rache konzentrieren sich nicht nur auf deinen Jungen, Bill, nein denk das nur nicht. Alle Conollys stehen auf meinem Programm. Du bist an der Reihe, deine Frau ebenfalls, und ich werde mir auch deine Freunde Sinclair und Suko holen. Die Rache des mächtigen Griechen wird euch vernichten.«
Wir standen vor seiner verdammten Burg und waren hilflos. Nichts konnten wir unternehmen. Er hielt alle Trümpfe in seinen Händen. Er war der große Sieger, zumindest für den Moment. Johnny steckte im Klammergriff des Mannes und spürte die kalte Messerklinge an seiner Kehle.
Es war klar, daß Bill Conolly von dieser Szene am meisten mitgenommen wurde. In seinem Innern tobte ein Vulkan. Wir sahen, wie er den Kopf schüttelte. Er holte Luft, dann begann er zu sprechen. Die Worte drangen stoßweise aus seinem Mund. »Nein, Leonidas, nein, dich werde ich mir holen. Du kannst machen, was du willst, aber du wirst diese verdammte Insel nicht lebend verlassen, das schwöre ich dir!«
Es sah aus, als wollte er losrennen. Da griff Suko ein. Er hielt ihn fest.
»Bill, bitte, du darfst nicht durchdrehen. Nichts überstürzen. Wir wissen, wie es in dir aussieht. Wir können auch mit dir fühlen, aber in einer derartigen Lage müssen wir einfach die Nerven behalten.«
Ich hörte nicht, was er Suko erwiderte, denn ich war bereits näher auf das Haus zugegangen und hatte den Kopf so weit angehoben, um das Fenster besser unter Kontrolle halten zu können.
Das Licht war verschwunden.
Ebenso die beiden Gestalten. Als dunkle Fläche lag das Fenster vor uns.
Nur weit im Hintergrund des Raums sah ich einige helle Flecken, aber die brachten auch nichts.
Ich drehte mich den beiden Freunden zu. »Sie werden im Haus bleiben, denn ich denke, daß sich der Grieche dort seine Hölle geschaffen hat.«
»Er will Johnny den Daumen und dann die Finger abschneiden«, flüsterte Bill.
»Noch hat er nur gedroht«, sagte ich, wobei ich an meine eigenen Worte nicht so recht glaubte.
Bill warf mir einen fast haßerfüllten Blick zu. »Machen wir uns nichts vor, John, der tut es. Der nimmt keine Rücksicht. Weder auf uns noch auf Johnny.«
»Trotzdem dürfen wir nichts überstürzen. Wir müssen mit Bedacht vorgehen«, sagte Suko.
»Und wie willst du das tun?«
»Zunächst den Eingang zu dieser verdammten Burg finden.«
»Dann los, wir…«
»Moment, Bill, das wird nicht leicht sein. Einer wie Leonidas sichert sich ab. Aber wir haben eine Chance. Die Helfer sind bestimmt nicht aus der Luft aufgetaucht, und auch nicht aus den Gaswolken entstanden. Sie müssen aus dem Haus gekommen sein, und sie werden uns auch hinführen können.«
»Wenn wir wissen, wo wir sie finden können.«
»Ja, richtig.«
»Worauf wartest du denn noch? Soll ich allein losziehen und meinen Sohn rausholen?«
»Beruhige dich, Bill. Keine Panik jetzt. Wir packen es, aber wir schaffen es nur gemeinsam.«
Der Reporter zuckte mit den Schultern. »Sorry, aber ich kann das verdammte Bild da nicht vergessen.« Auch er schaute zum Fenster
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