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1101 - Die Rache des Griechen

1101 - Die Rache des Griechen

Titel: 1101 - Die Rache des Griechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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darüber war sehr begrenzt. Gehört hatte er diesen Namen schon, und er wußte auch, daß er etwas Böses bedeutete. Wie auch Luzifer war Azrael ein Gefallener. Doch er hatte sich zurückgehalten und war nicht eingetaucht in die Tiefen der ewigen Verdammnis, um von dort das Böse auf die Welt zu bringen. Er war ein Aktiver gewesen und war es noch immer. Er war unsterblich. Er hatte seine Spuren im Altertum ebenso hinterlassen wie im Mittelalter, und in den alttestamentarischen Städten war er sogar angebetet worden. Die Menschen hatten ihm gedient wie einem Gott oder Götzen. Einer wie Azrael ließ sich auch mit Baal vergleichen.
    »Du hast lange nichts gesagt, Junge, hast du vielleicht über ihn nachgedacht?«
    »Das habe ich.«
    »Was ist dabei herausgekommen?«
    »Er ist böse.«
    Leonidas lachte so laut, daß es in Johnnys rechtem Ohr nachhallte. »Böse für dich und für viele, aber nicht für die Menschen in Sodom und Umgebung, und erst recht nicht für mich. Ich habe ihn lange gesucht und gefunden, denn ich wußte, daß es ihn noch geben muß.«
    »Er ist eine Statue!« widersprach Johnny. »Stimmt.«
    »Er lebt nicht!«
    Leonidas lachte wieder. Diesmal nicht so laut. Trotzdem bekam Johnny eine Gänsehaut. »Du mußt nicht immer das glauben, was du siehst. Auch wenn er sich nicht bewegt, steckt Leben in ihm. Auch in mehr als zweitausend Jahren hat man ihn nicht vernichten können, denn er ist das große Erbe.«
    »Wessen Erbe?«
    »Das des Engels. Des echten Engels. Azrael hat es den Menschen in Sodom hinterlassen, damit sie immer an ihn denken werden. Und er hat gut daran getan, denn sie haben ihm gehorcht und das, was du dort siehst, auch angebetet. Er hat sie erhört. Alles, was du über Sodom gelesen und gehört hast, entspricht den Tatsachen. All das Böse aus deiner Sicht, und alles ist ihm zu verdanken, dem Erbe und der Hinterlassenschaft des echten Azrael.«
    Johnny Conolly schwieg, und das gefiel Leonidas nicht. »Warum sagst du nichts? Glaubst du mir nicht?«
    »Nein.«
    Er legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Hast du meine Helfer nicht gesehen? Hast du nicht erlebt, wie ich mir die Scherben in den Körper gesteckt habe, ohne daß Blut aus den Wunden geflossen ist? Hast du den Stich mit dem Messer gesehen?«
    »Ich erinnere mich.«
    »Alles ist letztendlich das Werk derjenigen Person, die du als Statue ansiehst. Noch, und es kann dir auch niemand verdenken, aber ich werde dafür sorgen, daß sich deine Meinung ändert.«
    »Wie denn?«
    »Indem wir zu ihm gehen!« erklärte der Grieche und schob Johnny langsam nach vorn.
    Darauf hatte sich Johnny innerlich längst vorbereiten können. Er wußte auch, daß es keinen Sinn hatte, Widerstand zu leisten. Deshalb ging er auf die Treppe und damit auf den Götzen zu, der auf den Namen Azrael hörte.
    Es war eine schwerer Weg für ihn. Johnny spürte die Schwere in den Knochen. Das farbige und trotzdem irgendwie blasse und düstere Licht gab ihm ein gespenstisches Aussehen.
    Die beiden Wachfiguren hockten stumm auf den Rändern der Treppe.
    Johnny sah jetzt, daß auch sie Engelsgestalten waren. Nur standen sie nicht aufrecht und wirkten deshalb so gedrungen, mit zu großen Köpfen auf kurzen Oberkörpern.
    Sie schauten nicht zur Treppe hin, sondern zur Seite, als wollten sie das Elend nicht sehen. Erst jetzt entdeckte Johnny das Buch. Es lag auf der untersten Treppenstufe. Beim ersten Hinschauen hatte es der Junge für echt gehalten. Beim zweiten nicht mehr. Das Buch war aus Stein gehauen worden. Allerdings so genial, daß man es für ein echtes hätte halten können.
    Johnny warf dem Buch nur einen kurzen Blick zu. Er spürte die Hand des Griechen auf seinem Rücken. Der Mann schob ihn weiter, und er wollte auch den Kontakt zu seiner Geisel nicht verlieren. Ob Leonidas das Messer noch immer festhielt, wußte Johnny nicht. Die letzte Stufe.
    Der nächste Schritt, auch der letzte, denn dann stand Johnny vor dem Götzen, dem Engel - oder was immer die Figur auch darstellen mochte.
    Lebte sie, lebte sie nicht?
    Johnny kamen Zweifel, denn er spürte deutlich, daß sich die Umgebung in der Nähe der Statue verändert hatte. Es war kälter geworden. Johnny empfand die Kälte nicht unbedingt als normal. Für ihn war sie etwas Unheimliches, und er hatte das Gefühl, saß sie an ihm klebte.
    Er mußte sich zwingen, den Kopf so weit zu heben, daß er in die Augen des Engels schauen konnte. Leonidas hatte davon gesprochen, daß die Figur lebte, und Johnny ging davon

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