1102 - Assungas Blutfalle
verdammten Marken wohl verteilt?«
»Hör auf!« flüsterte Glenda und schloß die Augen. »Du weißt ja, daß Cathy oft mit der Clique unterwegs war.«
»Wie groß ist die?«
»Das hat mir Sharon nicht gesagt.«
»Dann sollten wir sie fragen.«
Glenda deutete auf die Tür. »Willst du hochgehen?«
»Nein. Sie hat sicher Telefon.«
»Okay«, murmelte Glenda. »Ich rufe sie an. Kann auch sein, daß sich Cathy schon gemeldet hat.«
»Daran glaube ich nicht.«
Glenda stand auf und holte das tragbare Telefon von der Station. Ich schabte derweil den Rest der Asche zusammen und ließ sie in einen Ascher rieseln. Diese Marken konnten kein Unheil mehr anrichten. Allerdings reichte schon aus, was bisher geschehen war. Eigentlich hätte Glenda längst sprechen müssen, und ich wunderte mich darüber, daß sie es nicht tat.
»Komisch«, sagte sie.
»Nimmt niemand ab? Ist besetzt?«
»Nein, es nimmt niemand ab.« Glenda legte das Telefon wieder zurück auf die Station. »Sie wird doch nicht aus dem Haus gegangen sein? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Ich auch nicht.«
»Was denkst du?« fragte Glenda und schaute zu, wie ich mich von der Couch erhob.
»Ich glaube, daß etwas nicht stimmt«, sagte ich. »Wir gehen hoch und klingeln…«
»Nicht nötig.«
»Wieso?«
Glenda lächelte mich an. »Nicht nur bei dir und Suko gibt es so, etwas wie Nachbarschaftshilfe. Das ist auch hier der Fall. Ich besitze einen Schlüssel zur Wohnung der Amblers. Wenn sie mal weg sind, begieße ich die Blumen und so weiter.«
»Das ist ja noch besser.«
Glenda verschwand in der Küche und holte den Schlüssel aus einem kleinen Schrank.
Im Flur trafen wir wieder zusammen. Mein Gefühl sagte mir, daß eine Etage über uns etwas Entscheidendes passierte…
***
»Du?« Sharon Amblers Stimme klang fremd. »Bist du es wirklich, Cathy?«
»Ja, das ist nicht mein Geist.«
»Himmel, wie siehst du denn aus?«
»Ist doch egal, ich war draußen.«
»Du bist ja ganz naß.« Erst jetzt war Sharon so weit, daß sie aufstehen konnte. Mit zittrigen Schritten und dabei immer wieder den Kopf schüttelnd, ging sie auf ihre Tochter zu. Sie umrundete dabei den Tisch und streckte die Arme vor, wie jemand, der einen anderen umarmen wollte. Das ließ sie bleiben, denn im letzten Augenblick zuckte sie zurück, als wäre Cathy etwas Böses.
Beide schauten sich an. Sie waren ungefähr gleich groß, so konnten- sie sich in die Augen sehen.
Sharon faßte sich als erste und schüttelte den Kopf, wobei sie fragte: »Was hast du nur getan, Kind? Was ist in deinem Kopf vorgegangen? Ich… ich… kann dich nicht begreifen. Die Katzen waren so lieb. Du hast sie geliebt. Du hast sie großgezogen, du hast mit ihnen gespielt, und jetzt hast du sie getötet. Richtig erstochen oder aufgeschlitzt.«
»Es mußte sein!«
Die harte Antwort ihrer Tochter erschreckte die Frau. »Warum, Kind? Warum mußte das sein?« Das Gesicht erhielt einen säuerlichen Ausdruck, und in den Augen war das Nichtverstehen zu erkennen.
»Ich brauchte das Blut!«
»Blut?«
»Ja, frag nicht so. Du hast mich genau verstanden. Du hast doch gesehen, wie ich es abgeleckt und getrunken habe.«
»Es war schlimm für mich.«
»Du wirst dich daran gewöhnen müssen!« erklärte Cathy kalt.
Trotz ihrer Furcht hatte Sharon die Antwort begriffen. »Soll das heißen, daß es nicht das Ende gewesen ist? Daß du… du… weitermachen möchtest?«
»Das will ich, Mutter!«
»Aber…«
»Das muß ich sogar.«
Sharon schloß die Augen. Die letzte Antwort hatte sie schwer erschüttert. Sie spürte ihre Knie weich werden und hatte zudem das Gefühl, sich zu drehen. So etwas durfte alles nicht wahr sein. Das… das… war ein Traum. Wie kam ihre Tochter dazu, noch mehr Blut zu trinken? So etwas konnte sie nicht fassen.
»Schau mich an, Mum!«
Sharon öffnete die Augen wieder. Sie sah das falsche Lächeln auf dem Gesicht ihrer Tochter. Zwei Wasserperlen liefen aus den Haaren und rannen an den Wangen entlang. »Ich will Blut haben, viel mehr Blut, aber das von den Tieren, wie von Katzen oder von Hunden, das schmeckt mir nicht so.«
»Du… du bist ja verrückt!«
»Nein, ich weiß genau, was ich will.«
»Blut?«
»Ja, neues Blut, anderes. Von einem Menschen, Mum. Von einem besonderen Menschen.« Cathy legte den Kopf schief. »Kannst du dir denken, was ich damit gemeint habe?«
»Nein… ja… aber…«
»Kein Aber und kein Nein und auch kein Ja. Ich will das Blut haben. Dein
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