1102 - Assungas Blutfalle
hast, Cathy.«
»Wahrscheinlich.«
»Kennst du ihn?«
»Das ist so schwer«, flüsterte sie. »Da war etwas…«
»Die Briefmarken?«
Ich hatte das Stichwort gegeben. Plötzlich lag sie starr und schaute mich auch ebenso an. Das Gesicht war blaß, auch sehr schmal, da fielen die dunklen Augen besonders auf.
»Habe ich recht?«
»Ja, die Marken.«
»Was hast du mit ihnen gemacht?«
»Ich habe sie auf Briefe geklebt.«
»Die du abgeschickt hast?«
»Nein, noch nicht. Sie stecken im meiner Jacke. Sie sollten zu meinen Brieffreunden.«
»Soweit sind wir schon. Du hast sicherlich an den Rückseiten der Marken geleckt - oder?«
»Das muß ich doch.«
»Was hast du dabei gedacht, Cathy? Oder besser, was ist dir dabei aufgefallen?«
»Sie… sie… haben anders geschmeckt.«
»Tatsächlich? Wie denn?«
»Eben anders. Mit Geschmack, meine ich. Und der war so anders.«
»Wie Blut?«
»Weiß ich nicht«, flüsterte sie. »So ähnlich. Oder auch nicht. Das kann ich nicht sagen.«
»Und danach hast du dich anders gefühlt - oder?«
»Klar. Aber nicht sofort. Das dauerte noch. Da habe ich dann meine Katzen ge…« Sie konnte nicht mehr sprechen, schluckte. Die Augen füllten sich mit Tränen.
Ich gab ihr einige Sekunden, um sich zu erholen und sagte dann: »Darüber wollen wir nicht reden, Cathy. Für mich ist wichtig zu erfahren, wer dir die Marken gab und ob es noch andere gibt, die sie bekommen haben.«
»Im Park.«
»Wie…?«
»Da sind wir oft. Mit der Clique. Wir treffen uns fast jeden Abend. Dann kam die Frau.«
Jetzt war ich überrascht. »Eine Frau?«
Cathy deutete im Liegen ein Nicken an. »Ja, es war eine Frau. Sie sah irgendwie toll aus. Rötlichblonde Haare, eine klasse Figur. Sie gab uns die Marken. Sie sprach davon, daß sich unser Leben ändern würde. Es würde einen Kick bekommen, und wir würden alles vergessen, was wir bisher erlebt hatten. Jeder aus der Clique bekam die Marken.«
»Wie stark ist sie denn?«
»Wir sind meist zu sechst.«
»Das ist viel.« Ich lächelte. »Dein Freund war auch darunter?«
»Eric? Klar.«
»Dann hätte ich noch eine Frage. Du hast mir die Frau ja beschrieben. Hatte sie auch einen Namen? Oder hat sie ihn euch gesagt?«
»Ja. Zuerst nicht. Aber ich habe sie heute nacht noch getroffen. Zusammen mit Eric. Ich war vorhin im Park. Da ist sie noch einmal erschienen und war über uns erfreut.«
»Bitte, wie heißt sie?«
»Assunga…!«
***
Plötzlich war es vorbei mit meiner Lockerheit. Ich saß wie festgeleimt auf dem Rand der Couch und mußte wieder einmal feststellen, daß das Leben immer wieder die tollsten Überraschungen bot. An sie hatte ich beim besten Willen nicht gedacht, doch Namen wie Assunga lösten bei mir starke Emotionen aus.
Assunga war eine Vampirhexe. Oder auch Schattenhexe genannt. Eine, die ein langes Schicksal hinter sich hatte, einmal eingemauert gewesen und dann auf zahlreichen Umwegen zu dem Supervampir Dracula II gelangt war. Wir hatten mit ihr schon einigen Streß gehabt, und es war uns nicht gelungen, sie endgültig zu stellen, denn sie trug einen Zaubermantel.
Es hörte sich an wie ein Märchen, aber es stimmte. Dieser Mantel war außen schwarz, innen gelb, und das Futter bestand aus der Haut eines alten Schamanen. Lilith war die erste Besitzerin des Mantels gewesen, sie hatte ihn Assunga überlassen. Aber auch Vlad Dracula hatte ihn schon gekannt, und dieser Mantel hatte wirklich eine Odyssee hinter sich, bis er schließlich bei Assunga gelandet war. Gehalten wurden die beiden Teile dicht unter dem Hals von einer Brosche, auf der die Fratze eines Dämons zu sehen war.
Cathy Ambler fiel mein Schweigen auf, und sie fragte mit leiser Stimme: »Warum sagst du nichts, John?«
»Ich denke über Assunga nach.«
»Was?« Jetzt war sie überrascht. »Du kennst sie?«
»Ja.«
»Wer ist sie denn?«
»Eine Vampirhexe.«
Das junge Mädchen hielt den Atem an. Diesen Begriff hatte es wohl noch nie gehört und fragte deshalb: »Eine Hexe und zugleich auch ein Vampir? Das verstehe ich nicht.«
Ich lächelte sie an. »Es ist auch nicht wichtig, daß du es begreifst, Cathy, aber ich muß dir sagen, daß ihr mit einer sehr gefährlichen Person Kontakt gehabt habt, die wahrscheinlich auf Befehl eines anderen handelt.«
»Wer ist das denn?«
»Das ist jetzt nicht wichtig. Bleiben wir bei Assunga. Sie hat euch die Marken gegeben und davon gesprochen, daß ihr, wenn ihr sie normal benutzt, ein anderes Leben führen könnt.«
»So
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