1102 - Assungas Blutfalle
sprach sie.«
»Ging sie auf Einzelheiten ein?«
»Nein, sie sagte nur, daß wir es schon merken würden.«
»Das ist für dich zum Glück ja vorbei«, sagte ich. »Aber es war doch bestimmt nicht euer letztes Treffen?«
»Nein.«
»Wann hättest du sie sehen sollen?«
»In der nächsten Nacht.«
»Wieder im Park?«
»Ja, am Spielplatz. Alle wollen kommen. Dann werden sie schon die Marken probiert haben.«
Ich überlegte kurz, bevor ich wieder sprach. »Aber du weißt nur über Eric Bescheid. Da bist du dir sicher, daß er an den Marken geleckt hat.«
»Ja, er hat ja auch Blut getrunken.«
Das hörte sich nicht gut an. »Von wem?«
»Von einem Hund.«
»Wann war das?«
»In dieser Nacht.«
»Okay. Wo kann ich deinen Freund finden?«
»Das weiß ich nicht.«
»Wo wohnt er?«
»Bei seinen Eltern. Nicht weit von hier. Ich weiß aber nicht, ob er wieder nach Hause gegangen ist.«
»Das müssen wir leider befürchten«, sagte ich. »Sag mir den Hausnamen und die Telefonnummer.«
Ich bekam beides und holte mein Handy hervor. Es war schon nach Mitternacht, keine günstige Zeit für einen Anruf, aber ich mußte es einfach probieren.
Nach einiger Zeit meldete sich eine verschlafene Männerstimme. Daß sie so klang, darüber freute ich mich, denn das wiederum war normal, zu dieser Zeit so zu sprechen.
»Sie sind Mr. Rodman?«
»Ja, zum Teufel. Wer sind Sie? Sagen Sie nicht, daß Sie sich verwählt haben, Mister.«
»Nein, das nicht.« Ich stellte mich vor und nannte meinen Beruf. Am Atmen des Mannes merkte ich, daß er jetzt aufgeregt war.
»Was will denn Scotland Yard von mir?«
»Es geht um Ihren Sohn, Mr. Rodman.«
»Ach, um den Bengel. Was hat er angestellt?«
»Im Moment nichts. Ich möchte nur wissen, ob er schon nach Hause gekommen ist.«
»Das weiß ich nicht.«
»Würden Sie vielleicht nachschauen?«
»Okay, ich gehe in sein Zimmer. Warten Sie.«
Ich faßte mich in Geduld und lächelte Cathy aufmunternd zu. Sehr schnell war Mr. Rodman wieder zurück und erklärte, daß sein Sohn nicht zu Hause war.
»Danke, das habe ich…«
»Moment mal, Mr. Sinclair. Das war nicht alles. Auf seinem Bett lag ein Zettel. Er hat meiner Frau und mir eine Nachricht geschrieben. Er wird die ganze Nacht wegbleiben.«
»Ist das normal für Eric?«
»Zumindest nicht ungewöhnlich. Er ist achtzehn, erwachsen, wir haben da nicht viel Einfluß. Aber vielleicht rufen Sie mal bei den Amblers an. Deren Tochter Cathy ist Erics Freundin.«
»Danke für den Tip, Mr. Rodman, und entschuldigen Sie bitte die Störung.«
»He, so einfach kommen Sie mir nicht davon. Was wollten Sie denn von meinem Sohn? Was ist so wichtig, daß Sie hier mitten in den frühen Morgenstunden anrufen?«
Ich beruhigte ihn und erklärte, daß wir ihn als Zeugen suchten. »Außerdem werde ich mich noch einmal bei Ihnen melden, Mr. Rodman. Sie können sich wieder hinlegen und beruhigt schlafen.«
»Das glaube ich nicht mehr so ganz. So ein Anruf schreckt einen schon hoch.«
Ich entschuldigte mich noch einmal und legte auf. Cathy hatte das Gespräch mitbekommen. Nachdem sie zweimal geniest hatte, bekam sie eine Gänsehaut.
»Was sagst du?« fragte ich.
»Der geht in dieser Nacht nicht mehr nach Hause.«
»Bist du sicher?«
»Klar.«
»Was tut er dann?«
»Er will auch Blut haben, wie ich.«
»Auch von Menschen?«
Sie nickte.
Nach dieser Antwort stand für mich fest, daß der Junge eine Gefahr darstellte. »Kannst du dir wirklich nicht vorstellen, Cathy, wohin Eric gegangen sein könnt?«
»Nein.«
»Lassen wir das zunächst. Dann wäre es noch gut, wenn du mir die Namen all der Mitglieder eurer Clique aufschreibst. Die Adressen ebenfalls.«
»Okay, mach ich.«
Ich stand auf, damit ich Cathy erheben konnte. Sie war durch den Einsatz des Kreuzes wieder zu einer völlig normalen Person geworden. Natürlich würde sie darunter zu leiden haben, was sie getan hatte, aber sie war auf der anderen Seite jung genug, um dies so bald wie möglich zu vergessen.
Cathy verließ das Wohnzimmer, in dem ich noch blieb und an Assunga dachte. Sie und Mallmann gehörten zusammen. Sie waren Partner, und Dracula II versuchte immer wieder mit neuen und abartigen Tricks, Menschen in seine Gewalt zu bekommen. Diesmal hatte er die Klebeseite von Briefmarken verändert und sie wahrscheinlich mit Teilen seines Blutes infiziert. Hinzu kam sein Porträt auf der Marke, das natürlich auch eine Spur war. Aber Mallmann war ein Typ, der zu dieser leichten
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