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1105 - Glendas Totenhemd

1105 - Glendas Totenhemd

Titel: 1105 - Glendas Totenhemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Grabsteine bewegte. Er stand nicht einmal weit entfernt von ihr. Sehr langsam kippte er nach links.
    Um ihn zu bewegen, mußte schon ein verdammt harter Druck vorherrschen. In der Erde hatte er sich ausgebreitet, um nach oben zu steigen. Der Stein verlor immer mehr seinen Halt. Er neigte sich stärker dem Boden entgegen und verließ mit der rechten unteren Kante bereits das Erdreich. Es riß auseinander, und genau in diese Lücke drang der rötliche Lichtschein hinein.
    Glenda wußte nicht, was passieren würde. Die Erde gab ihr Geheimnis frei. Sie würde eine Gestalt entlassen, die man später als einen untoten Engel ansehen könnte. Einen Zombie-Engel.
    Ihr Gehirn weigerte sich, das zu glauben. Sie hatte viel gehört, auch einiges erlebt und durchlitten, doch so etwas konnte sich Glenda auch jetzt nicht vorstellen.
    Wieder fühlte sie sich so einsam und allein. Wie auf einem schwankenden Brett, das sich über den gesamten Friedhof ausgebreitet hatte.
    Der Grabstein fiel.
    Es war einer der größeren und auch schwereren. Mit einem dumpfen Geräusch prallte er auf und blieb liegen. Er hatte seinen neuen Platz gefunden.
    Dort, wo er zuvor gestanden hatte, war der Boden aufgerissen. Es war kein tiefes Loch, eher eine Mulde, über der ebenfalls die rötliche Farbe schwebte.
    Glenda blickte auf die anderen Grabsteine. Sie blieben an ihren Plätzen. Kein Zittern, kein Kippen, kein Schütteln. Sie blieben stehen, wo sie waren.
    Nicht in der Mulde. Da befand sich das Zentrum. Die Blitze hatten allesamt den Himmel verlassen und ihren Platz auf dem alten Friedhof eingenommen. Besonders stark konzentrierten sie sich auf die Mulde und gaben dem gekippten Grabstein zusätzlich noch eine fahl wirkende Farbe.
    In der Mulde kam es zu einer Bewegung.
    Die Erde riß.
    Glenda ging zwei Schritte vor. Etwas trieb sie an. Sie wollte es besser sehen können, und plötzlich erstarrte sie. Was da aus der Graberde kroch und sich schon hochgearbeitet hatte, das sah beileibe nicht aus wie ein Engel. Es war eine Gestalt, die auch zu einem Menschen gepaßt hätte, der lange genug im Boden gelegen hatte.
    Das Bleiche konnten nur Knochen sein, die zu einem Skelett gehörten. Sie schabten gegeneinander, sie bewegten sich höher, und Glenda sah zum erstenmal den Kopf.
    Blank - fast blank! Einige wirre Haare verteilten sich auf der mit Schmutz bedeckten Schädelplatte.
    Das Skelett war nicht völlig nackt. Um den Unterkörper herum spannte sich ein schmutziges Tuch, das vielleicht mal ein Teil des Leichenhemds gewesen war.
    Glenda schaute weiterhin zu. Erfüllt von Angst und Spannung. Die Schneidezähne hatte sie in die Unterlippe vergraben, so fest, daß die Haut gerissen war und sie einen leichten Blutgeschmack spürte.
    Noch steckte das Skelett mit seinen Knochenfüßen im Boden. Es blieb auch so stehen und schaute sich dabei um wie jemand, der einen völlig neuen und für ihn fremden Raum betreten hatte. Es schien etwas zu suchen - und hatte auch das Ziel gefunden.
    Es war Glenda!
    Der Knochenschädel hatte sich gedreht, so daß er auf ihr Gesicht gerichtet war.
    Er wollte etwas von ihr!
    Mühsam unterdrückte Glenda das Zittern und zugleich den Wunsch, von diesem Ort zu fliehen. Sie hätte auch nicht gewußt, wohin sie laufen sollte. In dieser Welt war sie nicht nur ein Fremdkörper, sondern auch eine Verlorene.
    Das Skelett besaß keine Augen. Die Höhlen waren leer, abgesehen von einigen Dreckkrumen. Dennoch hatte Glenda das Gefühl, von einem brennenden Blick angestarrt zu werden.
    Er hatte sie gesucht - und gefunden.
    Sie wartete. Die Mauer befand sich hinter ihrem Rücken, nur brachte ihr das keinen Vorteil: Das Skelett hatte sich auf ein Ziel konzentriert, und das war ausgerechnet sie.
    Glenda wartete. Die anderen Grabsteine und auch die gesamte Umgebung waren für sie nicht mehr interessant. Nur diese eine Gestalt zählte noch, und die hatte es endlich geschafft, sich aus dem Boden zu lösen.
    Mit etwas wackligen Schritten ging die makabre Gestalt auf Glenda Perkins zu. Die Arme schwankten neben dem Körper auf und nieder, als wären sie der Antrieb für das Geschöpf.
    Glenda überlegte, ob sie zurückgehen sollte, um über die Mauer zu fliehen, nur hatte das keinen Sinn. Sie war die Beute, und man würde sie immer finden.
    Ihr Körper glänzte leicht. Als wäre er von innen beleuchtet. Das Andere umschwebte sie wie eine leichte Fahne. Es half ihr dabei, einen großen Teil des Menschseins zu verlieren, obwohl sie es im Prinzip mit allen

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