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1108 - Leichengasse 13

1108 - Leichengasse 13

Titel: 1108 - Leichengasse 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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oder bewegte sich etwas, das jetzt auch von einigen Geräuschen begleitet wurde. Ich fand nicht genau heraus, was sich da unter unseren Füßen tat, aber ein geheimnisvoll klingendes Wispern war schon zu hören. Es setzte sich meiner Ansicht nach aus verschiedenen Stimmen zusammen, als befände sich unter unseren Füßen ein Gefängnis der Geknechteten.
    »Was ist das, John?«
    Ich legte einen Finger gegen die Lippen. Es war so still, daß wir beide zuhören konnten.
    Leise Schreie, aber auch lautere. Nie ängstlich, eher wütend. Dazwischen das gefährlich klingende Knurren, doch auch dieses klang gedämpft zu uns hoch.
    »John, was ist das?« Fay trat vom Gully zurück. Ihre Angst war zu groß geworden. Sie schaute sich ein paarmal um und ließ ihre Blicke auch über die Hauswände streifen, ohne jedoch etwas Verdächtiges sehen zu können.
    »Ich kann es dir nicht sagen. Es muß mit dem zu tun haben, was du erlebt hast. Die andere Kraft in der Tiefe. Sie kann die Herrschaft über die Gasse gewonnen haben.« Mehr wollte ich nicht sagen, denn ich mußte mich auf den Gullydeckel konzentrieren und auch darauf, was sich darunter abspielte.
    Aus den Löchern quoll der dunkle Nebel. Er war noch grauer geworden. Er roch auch und brachte einen morbiden Gruß aus der Umgebung der Unterwasserkanäle mit.
    Ich trat ein wenig zurück, weil ich das Gefühl nicht loswurde, daß etwas geschehen würde. Da unten kulminierten gewisse Vorgänge. Ich blickte zu Fay, die jetzt an einer Hausmauer stand und sich mit dem Rücken dagegengedrückt hatte. Sie wirkte wie eine Person, die an der Mauer klebte. Sie hatte die Schultern wie fröstelnd hochgezogen.
    Vor uns knirschte es leicht. Es waren keine Schritte, die das Geräusch verursacht hatten. Da tat sich etwas anderes, denn aus der Tiefe verstärkte sich der Druck.
    Der Gullydeckel bewegte sich. Er klappte etwas hoch, fiel aber wieder zurück. Als Fay das schwappende Geräusch hörte, schrie sie leise auf und schüttelte den Kopf. Sie wollte es nicht akzeptieren und wich zur Seite, weg vom Deckel.
    Ich stand auch nicht mehr in seiner Nähe. Ich war nur noch ein Beobachter. Der dunkle Qualm hatte sich verflüchtigt. Er bekam auch keinen Nachschub mehr, aber die Gefahr war damit nicht gebannt.
    Hier kochte ein großer Topf, und der Deckel würde bald nicht mehr in der Lage sein, den Druck zurückzuhalten. Schon jetzt bewegte er sich stärker. Er knirschte an den Seiten - und dann war es soweit.
    Plötzlich schnellte er hoch. So hart und auch schnell, als hätte er kein Gewicht. Er kippte mir entgegen, schlug auf das Kopfsteinpflaster der Gasse und wie aus einem gewaltigen Topf quoll der dunkle Rauch in die Höhe.
    Nur für wenige Augenblicke nahm er mir einen Teil der Sicht. Ich hörte Fays schrille Stimme. »Was ist das, John? Was ist das?«
    Ich wußte es selbst nicht.
    Wie hypnotisiert starrte ich auf das, was endlich freie Bahn hatte und aus der Tiefe ins Freie quoll…
    ***
    Dabei wurde ich an den Mann mit den hochgekämmten Haaren erinnert, den es ebenfalls erwischt hatte. Auch bei ihm hatte ich zuerst diese Schatten gesehen, das war bestimmt der Rauch gewesen, und dann war etwas erschienen, das ihn verschlungen hatte, denn ich glaubte nicht mehr daran, daß er noch lebte.
    Die Masse, die sich aus der relativ engen Öffnung drückte, war noch unförmig. Aber sie veränderte sich, als sie mehr Platz bekam. Nur ein flüchtiger Blick galt Fay Waldon. Sie hatte zum Glück einen genügend großen Abstand zu dieser Masse bekommen, die ihr nicht mehr unmittelbar gefährlich werden konnte.
    Aber sie breitete sich aus.
    Es war kein Schleim, zumindest kein direkter. Dazu war das dunkle Zeug einfach zu fest. Da ich seine Farbe erkennen wollte, leuchtete ich es an verschiedenen Stellen an. Die Masse schimmerte dunkelgrün, besaß aber auch braune Einschlüsse, die sich wie dicke Adern durch das Zeug zogen.
    Konkret zu beschreiben war die Masse nicht. Sie wies auch keine Gestalt auf. Sie war weder menschen- noch tierartig, sondern einfach nur kompakt - und lebendig.
    Sie wurde angetrieben. Sie war auf der Suche, und sie blieb nicht dort liegen, wo sie den Gully verlassen hatte. Sie breitete sich aus und rollte dabei über den Boden. An verschiedenen Stellen löste sich etwas von ihr, das mir vorkam wie auf der Suche nach bestimmten Dingen.
    Die Masse rollte weiter. Jetzt flach über den Boden. So etwas wie Arme hatten sich abgespalten wie bei einem widerlichen und riesenhaften Kraken, der

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