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1108 - Leichengasse 13

1108 - Leichengasse 13

Titel: 1108 - Leichengasse 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seine Tentakel ausstreckte.
    Einer hatte mich gefunden.
    Wie eine platte Schlange glitt er über das Kopfsteinpflaster hinweg auf mich zu. Die lange Zunge blieb nicht in ihrer ursprünglichen Gestalt, denn auch sie veränderte sich, und an der Vorderseite bildeten sich so etwas wie Finger. Fünf gestreckte kleinere Tentakel, deren vordere Hälften sich in die Höhe stellten und wie Sensoren fühlten, wo sich etwas Greifbares in der Nähe befand. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von diesen Händen abwenden, deren Spitzen nicht mehr rund blieben.
    Sie veränderten sich zu einer anderen Form. Aus ihnen wuchsen Krallen hervor.
    Die Masse war da. Sie wollte etwas. Sie drängte sich vor. Sie war dabei, etwas an sich zu reißen, aber sie mußte es erst einmal finden.
    Ich war zurückgewichen. Wenn ich über den Gully und die Masse hinwegschaute, sah ich Fay auf der anderen Gassenseite. Sie war ein paar Schritte weitergegangen, hielt sich allerdings noch in meinem Sichtbereich auf. Ich hörte sie laut atmen, während die erste Kralle jetzt versuchte, nach mir zu schlagen. Sie hatte sich leicht vom Boden abgehoben, sie wollte mich mit einem Griff an den Füßen erwischen, doch ich war schneller und drehte mich zur Seite.
    Noch in der Drehung zog ich die Beretta. Das Zeug aus dem Gully war nicht normal. Für mich war es auch kein chemischer Stoff, der sich zu dieser Mutation entwickelt hatte. Es mußte bei ihm einen magischen Ursprung geben.
    Ich zielte auf die Kralle. Sie stand etwas hoch, und sie versuchte, immer wieder nach mir zu schnappen. Ich zögerte nicht mehr, senkte die Waffe und schoß.
    Die Kugel erwischte die Hand. Sie klatschte hinein. Sie hinterließ ein Loch, und das grüne Zeug spritzte mir entgegen, ohne mich allerdings zu erreichen.
    Ich glaubte, einen Schrei zu hören. Zugleich blähte sich in der Nähe des Gullys die Masse auf. Es entstand auf der Oberfläche eine Blase, die mich an ein großes, schillerndes Auge erinnerte, gegen das ich leuchtete.
    Das Licht meiner Lampe wurde gebrochen. Spektralfarben schimmerten auf der dünnen Haut, die einen Moment später zerplatzte. Einige Spritzer flogen noch umher und landeten wieder dort, wo sie auch hingehörten.
    Da, wo meine Kugel getroffen hatte, breitete sich eine andere Farbe auf dem Grün aus. Sie war dunkel. Zuerst grau, dann schwarz. Wenig später hörte ich ein Knirschen, dann brach genau die Stelle ab, an der die Kugel eingeschlagen war. Es hörte sich an, als wäre Kunststoff gebrochen, und zugleich zog sich die Masse wieder zurück.
    Der Rückweg gestaltete sich wesentlich schneller als die Ankunft. Er wurde von schleifenden Geräuschen begleitet, und wenig später war das Untier wieder in der Tiefe verschwunden.
    Es gab nur den offenen Gully auf der Straße. Einen gefährlichen Kreis, in den leicht jemand hineinfallen konnte. Besonders bei Dunkelheit. Ich trat an den Rand heran und schaute in die Tiefe.
    Die Masse war im engen Spalt verschwunden und drückte sich zurück in die Tiefe, wo sie mehr Platz hatte und sich in den Kanälen ausbreiten konnte.
    Ich schoß noch einmal.
    Der Schacht verschluckte einen Großteil des Knalls. Die Kugel hieb in die Masse hinein. Ich sah ihr Zucken, denn zusätzlich hatte ich noch in den Schacht geleuchtet.
    Mehr erlebte ich nicht. Das Monstrum zog sich zurück. Trotz seiner Verletzungen. Es tauchte ab.
    Und es würde unten mehr Platz haben, um sich zurückzuziehen. Da gab es die alten Gänge, Schächte und Wasserbette. Das war seine Welt. Und wenn es wollte, drang es immer wieder nach oben, um sich Opfer zu holen - wie meine beiden Kollegen. Einen anderen Grund konnte ich mir bis zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen. Es war durchaus möglich, daß sich die Masse von Menschen ernährte. Wenn von Toten, dann war es möglich, daß diese Masse ghoulähnliche Eigenschaften aufwies.
    Auf der anderen Gassenseite stand noch immer Fay Waldon. Sie bewegte sich nicht und war in ihrer Angst erstarrt. Sicherlich hatte sie alles mit angesehen und wartete auf eine Erklärung. Die konnte ich ihr nicht geben.
    Fay hatte es geschafft, sich von der Hauswand zu lösen. Mit kleinen Schritten kam sie näher. Sie zitterte dabei und hatte die Hände um ihren Körper geschlungen. Um den offenen Gully machte sie einen Bogen. So dauerte es etwas, bis sie mich erreicht hatte.
    Ich schaute mich derweilen um, so gut es möglich war. Eigentlich hätten die beiden Schüsse gehört werden müssen. Sie waren so laut gewesen, um Menschen aus

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