Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1108 - Leichengasse 13

1108 - Leichengasse 13

Titel: 1108 - Leichengasse 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
erkennen. Es ging alles so schnell. Der Krach und dann der Schatten… wir haben wirklich nichts sehen können.«
    »Kommen Sie raus aus dem Bett.«
    »Bitte, was?«
    »Ziehen Sie sich schnell etwas über und dann weg aus dem Haus. Bitte, beeilen Sie sich!«
    Ich hatte ihnen den Ratschlag nicht grundlos gegeben, denn abermals merkte ich, daß sich der Boden unter meinen Füßen leicht bewegte. Eine Kraft, die ich nicht sah, drückte von unten dagegen, und ich bekam auch mit, wie sie weiterwanderte. Sie schaufelte sich über die Türschwelle hinweg und drang in das Schlafzimmer ein, in dem der dünne Teppich so gut wie keinen Schutz bot.
    Die Zeit drängte, und ich drängte das Ehepaar. »Warten Sie nicht mehr zu lange, sonst…«
    Das Sonst wurde leider zu einer traurigen Wahrheit. Zu beiden Seiten des Bettes platzte der Boden auf. Der Teppich hob sich an wie eine Welle, aber er kippte nicht nach hinten über, obwohl die Falte beinahe senkrecht stand.
    Beide Menschen waren entsetzt. Sie konnten nicht einmal schreien, sie klammerten sich noch mehr aneinander und mußten dann mit ansehen, wie der alte Götze an den beiden Seiten des Bettes sich praktisch in die Höhe schaufelte.
    Es war die grüne Masse, vergleichbar mit einem eingefärbten dampfenden Teer, die sich nach oben schob und plötzlich zwei Wände rechts und links des Bettes bildete.
    Ich wollte hinspringen und die beiden älteren Menschen aus dem Bett holen, doch auch mich erwischte es. Direkt vor mir riß der Boden. Es war mein Glück, daß ich so schnell reagierte. Mit einem Sprung nach hinten rettete ich mich und prallte gegen das Treppengeländer, das unter dem Druck meines Körpers leicht nachgab. Mit einer Hand hielt ich mich fest. Die andere hielt noch die Lampe. Ich strahlte weiter nach vorn, konnte die Hand jedoch nicht mehr ruhig halten, denn der Strahl beschrieb eine gezackte Linie, als wäre der Blitz darin eingeschlagen. Verzweifelt versuchte ich, wieder in das Zimmer hineinzukommen, weil ich an die Menschen dachte, doch aus der Wand schlug mir die grüne Masse entgegen.
    Zusammen mit einer Kralle und einem schrecklich verzerrten Gesicht, in dem die Haut sich fast gelöst hatte, so daß der Kopf mehr einem Totenschädel ähnelte.
    Er hätte mich fast erwischt. Durch mein Ducken und Wegdrehen entging ich ihm, drehte mich um und hörte aus dem Schlafzimmer nichts mehr. Das ältere Ehepaar befand sich bereits in den Klauen des alten Götzen. Ob noch mehr Menschen in diesem Haus lebten, würde ich nicht mehr herausfinden können, weil mir einfach keine Zeit mehr blieb. Ich mußte mich beeilen, um selbst auf die Straße zu gelangen.
    Es war leicht gewesen, die Treppe nach oben zu laufen. In umgekehrter Richtung klappte das nicht so glatt, denn die Stufen hatten ihre Starre verloren. Auch sie bekamen den Druck aus der Tiefe mit.
    So wirkten sie plötzlich wie Trittstellen, die allmählich aufweichten. Auch bewegte sich die gesamte Treppe, und ich war froh, mit einem letzten Satz nach unten springen zu können.
    Ich landete auf meinen Füßen, rutschte noch vor und verlängerte diesen Rutsch in einen schnellen Lauf, der mich zur Haustür brachte. Chris Iron hatte recht behalten. Es war allerhöchste Zeit. Das Erbe der Vergangenheit hatte genügend Informationen gesammelt, um sich auch in der neuen Welt zurechtfinden zu können. Vermutlich hielt der alte Götze die gesamte Leichengasse unter Kontrolle, um sich auch die restlichen Bewohner hier zu holen.
    Die Haustür rammte ich mit der Schulter auf, dann stürmte ich hinaus in die Gasse, während hoch über mir eine Fensterscheibe zersplitterte.
    Ich drehte mich noch im Laufen.
    Es war das oberste Fenster des Hauses, das zu Bruch gegangen war. Letzte Glasscherben segelten noch zu Boden. Ich wollte meinen Blick wieder von der Hausfront abwenden, doch er blieb wie gebannt daran hängen, den was ich zu sehen bekam, war schrecklich.
    Ich sah es hinter der Fensterscheibe in der ersten Etage. Dort befand sich das Schlafzimmer des Ehepaars. Das Licht aus dem Flur reichte aus, um in das Zimmer zu dringen und auch bis zum Fenster zu gelangen. Im schwachen Lichtschein sah ich das Schreckliche.
    Es ging um den Mann und die Frau.
    Beide waren zu sehen. Vielleicht lebten sie noch, vielleicht auch nicht, jedenfalls war das, was ich hier unfreiwillig zu sehen bekam, entsetzlich.
    Die Masse hatte es geschafft, beide Menschen zu packen und aus ihrem Bett zu zerren. Das Ehepaar war dann quer durch das Zimmer bewegt

Weitere Kostenlose Bücher