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1108 - Leichengasse 13

1108 - Leichengasse 13

Titel: 1108 - Leichengasse 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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worden, um dann ihre Gesichter gegen die Schreiben drücken zu können. Dieser Druck hatte sie so stark deformiert, daß sie breiig aussahen, wie angeklatscht.
    Ich glaubte sogar, das Entsetzen spüren zu können, das die beiden Menschen empfanden. Sie hatten dieser anderen Macht nichts getan und waren doch so brutal behandelt worden.
    Dann brach die Scheibe!
    Es hatte einfach kommen müssen. Die Scherben wurden nach vorn gedrückt. Sie fielen auch in die Tiefe. Leider nicht alle, denn einige Splitter hatten die Gesichter des Ehepaars erwischt und die Haut eingeschnitten. Ich hörte keine Schreie, als die Frau und der Mann nach vorn kippten. Allerdings nicht zu Boden fielen. Sie blieben unten über dem Fensterrahmen hängen.
    Ich trat zurück. Die Lampe hatte ich längst weggesteckt. Die Beretta hatte ich nicht gezogen. Die Waffe kam mir irgendwie lächerlich vor. Ich würde mit ihr kaum etwas gegen die Masse unternehmen können. Der alte Götze hatte es geschafft, sich zu befreien. Da gab es für mich keine andere Lösung. Zusätzlich war noch etwas geschehen. Er hatte sich zu seiner gesamten Größe aufgeplustert und hielt nun die Leichengasse unter seiner Kontrolle.
    Mit ihm kehrte die Urzeit zurück.
    Zwei Menschen wollten ihn stoppen. Das war ich auf der einen und Chris Iron auf der anderen Seite. Von meinem »Partner« allerdings war nichts zu sehen.
    Mittlerweile ging ich davon aus, daß sich die Masse des Götzen auch in den anderen Häusern gezeigt hatte. Aber warum gab es keine Panik? Normalerweise hätten die Bewohner aus ihren Wohnungen und Häusern stürmen müssen. Nichts dergleichen passierte. Sie blieben zurück, als hätten sie alle einen gemeinsamen Befehl erhalten.
    Hinter dem Fenster, das zerbrochen war, bewegte sich ein Schatten. Es war die grüne Masse. Ich sah keine Krallen und auch kein Gesicht. Nur die Oberkörper der Menschen hingen nach draußen.
    Es war eine Welt für sich. Erst jetzt fiel es mir richtig auf. Ich stand in dieser Leichengasse vor dem Haus mit der Nummer 13. Ich konnte in der Gasse hoch und hinabschauen, und das war alles. Dahinter lag die normale Umgebung. Die Stadt Liverpool. Es war hier zwar nicht die feinste Ecke, aber keine tote. Ich hätte die Autos hören müssen, die auch in der Nacht fuhren. Es war nichts da. Nur die Stille außerhalb der Gasse. Es gab auch keinen Menschen, der gekommen wäre, um nachzuschauen.
    Geräuschlos war das Fenster nicht zerklirrt, und auch Fay Waldons Rufe hätten gehört werden müssen.
    Nichts, keine Reaktion. Die Leichengasse mußte von der übrigen und normalen Welt einfach abgetrennt worden sein. Sie war ein Gebiet für sich geworden, das sich zwar äußerlich nicht verändert hatte, dafür jedoch in seinem Innern.
    Dann passierte noch etwas. Jemand mußte an einem gewaltigen Schalter gedreht oder einen Hebel umgelegt haben, denn die Dunkelheit zwischen den Häusern zog sich zurück.
    Es wurde heller.
    Die von der Hauswand abstehende und auch abgeknickte Laterne in meiner Nähe gab plötzlich Licht ab. Es war ein weicher und gelblicher Schein, der kaum bis zum Boden herabfloß und sich fast ausschließlich in der gleichen Höhe ausbreitete.
    Der gelbliche Schein erreichte auch das Fenster, aus dem die beiden Menschen hingen. Sie sahen schlimm aus. Die Gesichter waren durch das Glas zerschnitten. Aus den Wunden fielen die Blutstropfen und zerplatzten auf dem Boden der Gasse.
    Es blieb nicht nur bei der Laterne. Auch hinter den Fenstern anderer Häuser war es heller geworden.
    Es gab auf einmal kein Haus mehr, das im Dunkeln lag. Irgendein Fenster war immer erhellt, und jetzt wartete ich darauf, Bewegungen zu sehen. Menschen, die aus ihren Betten aufstanden, um nachzuschauen.
    Ich irrte mich.
    Es stand keiner auf. Die Bewohner blieben liegen. Sie waren für mich unfertig wie kleine Kinder.
    Keiner von ihnen zeigte sich. Es wurde keine Tür geöffnet. So konnte ich den Eindruck haben, daß die Häuser in der verdammten Leichengasse unbewohnt waren.
    Über ihr lag der Zauber. Eine fremde Magie aus der Urzeit, die dem alten Götzen gehorchte. Er hatte es geschafft, die Zeit zu manipulieren. Er war der Herr über dieses Gebiet, das er sich zurückerobern wollte.
    Wie konnte ich dagegenhalten? Ich hätte gern versucht, die Gasse zu verlassen. Das traute ich mich nicht. Möglicherweise kam ich hinaus, aber nicht mehr hinein. Irgendwo in einem der Häuser hielt sich Fay Waldon verborgen.
    Sie war so etwas wie der Auslöser gewesen. Auf ihrer

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