1111 - Der Maskenmann
liebte sie, das wußte er, und das wußte vielleicht auch sie. Deshalb wollte er ihr beistehen, sollte sie sich in eine tödliche Gefahr begeben.
Daß sie ihn auch in eine Falle führen konnte, daran wollte er nicht denken…
***
Es war kein Witz. Wir saßen tatsächlich fest. In einer solchen Lage gab es keinen Humor mehr.
Suko hatte den Kopf gedreht und blickte mich an wie jemand, der einen Rat verlangt. Ich tat es nicht und kümmerte mich auch nicht weiter um ihn, denn ich beobachtete mißtrauisch den Schatten, der unter der Wasserfläche dahinglitt, zwar schwarz war, aber auch die roten Blutkugeln aufwies, die beim Dahingleiten rötliche Streifen im Wasser hinterließen.
Rote Augen, ein pechschwarzer Körper, der schneller wurde und dann auch tiefer tauchte, um aus meinem Blickfeld zu verschwinden. Es konnte sogar sein, daß er unter dem Boot verschwunden war.
Suko hatte ihn ebenfalls gesehen. Er wirkte wie festgewachsen und das gleiche war mit den Rudern passiert. Er bewegte sie nicht mehr, aber wir wußten auch nicht, wieso und warum er sie nicht mehr durchs Wasser ziehen konnte.
War es wirklich die Gestalt mit den roten Blutkugeln, die unser Boot festhielt?
»Abgetaucht, John?«
Ich nickte. »Was ist denn mit unserer Bewegungsfreiheit?«
»Bitte, schau selbst.« Suko schob die Ruder wieder zurück in das Wasser. Er wollte sie bewegen, doch das war nicht möglich. Er bekam das Boot einfach nicht vom Fleck. Ein leichter Schub nach vorn, das war in diesem Moment alles.
»Das ist nicht der Schatten«, sagte ich leise.
Suko runzelte die Stirn. »Ich befürchte es leider auch. Wir haben es noch mit einem anderen Gegner zu tun.« Er schaute auf das Wasser. Momentan war nichts zu sehen. Eine grüne, sich leicht bewegende Masse. Längliche Wellen hatten sich gebildet und sorgten für eine minimale Dünung.
»Ein Zufall war es nicht«, sagte ich leise. »Unser Freund hat etwas vor.« Mein Grinsen fiel nicht eben fröhlich aus. »Außerdem sitzen wir hier wie auf dem Präsentierteller.« Dabei dachte ich auch an die Kugeln, die noch dicht unter der Wasserfläche schwammen oder mal auf sie stiegen, als wollten sie uns beobachten.
Die eine, die wir zerstört hatten und deren Reste sich im Boot verteilten, hatte es noch nicht aufgegeben, auch weiterhin am Holz zu fressen. Aber noch hielten die Planken. Es gab kein Loch, durch das Wasser hätte eindringen können.
Wir waren in eine Falle gerudert. Der Schattenmann hatte sie uns gestellt, wobei ich darüber nachdachte, ob der Begriff Schattenmann der richtige war.
Wir hatten ein Wesen gesehen. Eines, das schnell schwimmen und sich geschickt bewegen konnte.
Es hatte menschliche Umrisse gehabt, doch es war fraglich, ob wir es hier auch mit einem Menschen zu tun hatten. Wenn ja, dann mehr mit einer Veränderung oder Mutation.
Was oder wer lauerte noch in der uns unergründlich erscheinenden Tiefe dieses kleinen Gewässers?
Ich fand keine Antwort auf die Frage, doch ich ging davon aus, daß etwas vorhanden war.
Suko versuchte es wieder. Er tauchte die beiden Ruder ein und versuchte, sie durchzuziehen.
Nichts!
Ein kurzes Zittern nur, dann hakte er fest. Er hatte nur dafür gesorgt, daß sich das Boot schaukelnd bewegte.
»Man will uns hier festhalten, John. Das ist genau die richtige Position. Die Mitte des Sees. Von dem einen Ufer ebenso weit entfernt wie vom anderen. Super.«
»Schwimmen!«
»Es wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben.«
»Aber darauf hat er gewartet«, sagte ich.
Suko gab mir durch sein Nicken recht. ER allerdings war verschwunden. Abgetaucht und ließ sich nicht mehr blicken. Wahrscheinlich glitt er über den Grund hinweg und wartete darauf, uns angreifen zu können. Im Wasser war er uns überlegen.
Ich rechnete damit, daß er unser Boot angriff und kippte.
Beide spürten wir den Stoß. Er hatte das Boot von unten erwischt und etwas mehr an der Backbordseite. Es krängte nach backbord über. Ein paar Wasserspritzer erwischten meine Hand, und schon erhielten wir den nächsten Schlag.
Diesmal in der Mitte. Sogar das Knirschen von Holz war zu hören. Den Schatten sahen wir dabei nicht. Es leuchtete auch keine Kugel. Die Gestalt befand sich direkt unter unserem Boot - und sie hob es urplötzlich an.
In Höhe des Bugs hatte sie zugegriffen. Er stieg plötzlich aus dem Wasser hervor und wurde zugleich nach backbord gedreht. Suko und ich gerieten ins Rutschen. Es gab nichts, woran wir uns hätten festhalten können. So mußten wir
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