1111 - Der Maskenmann
erklären, daß es möglicherweise doch besser war, wenn sie zusammenhielten und…
»He, was ist?«
Ihre Frage riß ihn aus seinen Gedanken. Er schüttelte den Kopf und schaute auf Melody, die vor ihm stand und ihre Hände in die Seiten gestützt hatte.
Für David war es eine aufgesetzte Selbstsicherheit, die ihm nicht gefiel. So wie Melody sah jemand aus, der alle Trümpfe in den Händen hielt, aber noch damit wartete, sie auszuspielen.
»Du kannst dich auch setzen«, sagte sie.
»Später.«
»Warum?«
»Ich möchte mich umschauen.« Er ärgerte sich über seine belegte Stimme.
Hier stimmte etwas nicht. Obwohl der Ort völlig harmlos aussah, hatte er das Gefühl, von einer unsichtbaren Gefahr bedroht zu werden.
Natürlich dachte er wieder an den Maskenmann, aber der ließ sich nicht blicken.
Obwohl die Hütte praktisch unter dem Geäst der Bäume stand, war der Blick zum See hin frei. Er wurde auch durch den Beschnitt der Bäume stets freigehalten. Ein grüner Teppich lag vor den beiden. David sah das Boot noch auf der Seemitte. Er sah auch die beiden Kollegen aus London, die sich kaum bewegten, und er fragte sich, warum sie nicht zum anderen Ufer ruderten. Nicht, daß sie ihm erstarrt vorgekommen wären, aber so bewegungslos zu sein, brachte seiner Ansicht nach wirklich nichts.
Warum taten sie das?
Dann sah er das geheimnisvolle Leuchten im und unter dem Wasser. Nur sehr schwach, aber es leuchtete an verschiedenen Stellen, und David erinnerte sich wieder an seine Begegnung mit der Schattengestalt im Garten der Scotts.
»Sie sind wieder da«, flüsterte er.
Melody hatte sich neben ihn geschoben. »Klar sind sie da.«
Er fuhr zu ihr herum. »Und das sagst du so einfach?«
»Warum nicht?«
»Die sind gefährlich!«
»Ich habe sie selbst erlebt, kurz nachdem Jerry nicht mehr aufgetaucht ist.«
»Du weißt viel mehr als du bisher zugegeben hast, nicht wahr?«
Sie lächelte hinterlistig. »Das könnte durchaus sein, mein lieber David.«
Es war schwer für den Konstabler, zu reagieren. Seinen Beruf hatte er völlig vergessen. Er sah sich hier nur noch als Privatmann, obwohl eines das andere nicht ausschloß.
»Warum verschweigst du mir etwas?« fragte er besorgt und wollte sie anfassen, aber Melody ging rasch einen Schritt zur Seite.
»Du hast recht«, antwortete sie, »ich verschweige dir etwas. Aber nicht mehr lange, das kann ich dir versprechen. Sehr bald wird die Zeit kommen, da blickst auch du durch und wirst erleben, daß es Dinge gibt, die man mit normalem Verstand nicht begreifen kann. Unsere Welt besteht nicht nur aus dem, was du siehst, darauf kannst du dich schon einrichten, David.«
»Ja, das weiß ich inzwischen auch«, gab er mit leiser Stimme zu. »Dieser See ist zu einem schrecklichen Gewässer geworden. Da lauert etwas, und du kennst dich damit besser aus.«
»Vielleicht.«
David wußte, daß er gegen einen Panzer redete. Er suchte nach Worten, um diesen Panzer brechen zu können und Melody dabei nicht anschauen. Seine Gefühle zu ihr waren in den letzten Minuten sehr wechselhaft geworden. Als sie losgegangen waren, hatte er noch gedacht, sie beschützen zu müssen. Dieser Drang war bei ihm nun nicht mehr vorhanden. Im Gegenteil. Sie wußte mehr. Sie war gut informiert, aber sie hielt sich bewußt zurück, und wahrscheinlich würde sie die Wahrheit erst sagen, wenn sie es für richtig hielt.
So blickte er wieder auf den See hinaus und sah seine beiden Kollegen in der Mitte. Das Boot hatte sich kaum vom Fleck gerührt, wie er meinte, aber es bewegte sich plötzlich.
Nur ruderte keiner.
Er sah wie es schwankte und im nächsten Augenblick vom Bug her in die Höhe gekippt wurde.
David Cole hielt den Atem an. Für einen winzigen und trotzdem langen Augenblick schien die Szene vor ihm erstarrt zu sein. Er sah sie wie ein Gemälde ohne Rahmen. Er wollte schreien und die beiden Männer warnen, aber es war zu spät.
Das Boot kippte.
Und unter ihm verschwanden seine Kollegen im Wasser…
***
Wir waren in das kalte Wasser getaucht. Ja, es war noch sehr kalt, obwohl die Sonne auf die Oberfläche schien. In einigen Wochen erst würde sich das Wasser erwärmt haben, aber im Prinzip würde es immer kühl bleiben.
Es gab jetzt einen zweiten Schatten neben mir. Das war Suko, der wie ich schräg in die Tiefe glitt.
Vor dem Eintauchen hatte ich noch zweimal kräftig Luft geholt, und jetzt glitten wir beide in einem schrägen Winkel dem Grund entgegen, den wir wahrscheinlich nicht
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