1111 - Der Maskenmann
den Gesetzen der Physik folgen, kippten über und tauchten in das grüne kalte Wasser ein…
***
Melody Scott ging schnell, sogar sehr schnell. David hatte Mühe, ihr zu folgen, und sie hatte sich dabei auch den bequemeren Weg ausgesucht, denn sie liefen nicht mehr in Ufernähe weiter, sondern auf dem normalen Spazierweg, der etwas höher lag und durch den lichten Wald führte.
»He, warum hast du es so eilig?«
»Komm.«
»Wo laufen wir überhaupt hin?«
»Das wirst du schon sehen.«
»Ich hätte doch meinen Roller mitnehmen können.«
»Nein!«
Die Antworten hatten ihm alle nicht gefallen, doch er konnte nichts dagegen tun, wenn er seine Freundin behalten wollte. David hatte sich vorgenommen, Melody nicht im Stich zu lassen, weil er davon überzeugt war, daß sie seine Hilfe benötigte. Sie war in irgend etwas hineingeraten und zu einer anderen Person geworden, so daß sie selbst nicht mehr in der Lage war, die Gefahr zu überblicken.
Diese Veränderung mußte mit dem Verschwinden von Jerry Randall zusammenhängen. Für David gab es keine andere Erklärung. Jerry war die treibende Kraft in diesem höllischen Spiel. Mit ihm war etwas passiert, das der junge Konstabler nicht nachvollziehen konnte. Normale Gründe konnte er sich nicht vorstellen. Er dachte an die Gestalt, die er im Garten der jungen Frau entdeckt hatte. An den Schatten mit den roten Kugeln, doch er wollte und konnte nicht so recht daran glauben, daß es sich um Randall gehandelt hatte.
Melody ging mit langen Schritten. Sie hatte das Haar wieder zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie trug Jeans und Turnschuhe. Das Oberteil saß knapp, sehr eng und ließ einen Streifen Haut zwischen seinem Ende und dem Hosengürtel frei.
Einige Male drehte sie den Kopf, um zu sehen, ob David ihr noch folgte. Sie sah einen verschwitzten jungen Mann, der sich fühlte wie in einer Sauna. Es gab keinen trockene Faden mehr an seinem Körper. Er fragte sich auch, ob es nicht verrückt war, was er hier tat, doch es ging ihm in erster Linie um Melody. Er wollte sie aus der Gefahr herausholen und so etwas wie einen persönlichen Schutzengel spielen. Um die anderen Dinge konnten sich die beiden Kollegen aus London kümmern. Jetzt war Melody wichtiger.
Auf der anderen Seite machte er sich Vorwürfe, sein Versprechen nicht gehalten zu haben. Er hatte auf Sinclair und Suko warten sollen, aber Melody war eben stärker. Hin und wieder gelang ihm ein Blick auf den See. Dann sah er auch das Boot der beiden. Die Männer waren nicht bis zum anderen Ufer gerudert und hielten sich in der Mitte des Sees auf.
»Wie weit ist es denn noch, verdammt?«
»Keine Sorge, wir sind bald da.«
»Und wo, bitte, bringst du mich hin?«
Melody ging etwas langsamer. So konnte David zu ihr aufschließen. »Kennst du nicht das Liebesnest?«
»Die… die… Hütte?«
»Genau die.«
Er schloß für einen Moment die Augen. »Was sollen wir denn da?« flüsterte er.
Plötzlich tat sie sehr lieb und besorgt. Sie strich über seine schweißfeuchten Wangen. »Hast du denn nicht immer schon davon geträumt, mit mir allein sein zu können?«
»Schon. Aber nicht unter diesen Umständen, wenn du verstehst.«
»Die kann man sich oft nicht aussuchen.« Sie drehte sich wieder herum und ging weiter.
Die Hütte war ihm bekannt. Jeder aus dem Ort kannte sie. Am Ufer hatte man sie gebaut, und sie war eigentlich nur ein Unterstand. Ein Dach aus Holz, das mit verschiedenen Ästen und Stämmen verbunden war. Unter dem Dach gab es Sitzgelegenheiten aus rohem Holz, und das letzte Stück zum Wasser hin war frei. Es wurde zumeist als Grillplatz genutzt, denn der große Eisengrill stand dort das gesamte Jahr über.
Vom normalen Rundweg mußte man abbiegen und über einen schmalen Pfad zum Ziel gehen. Die beiden blieben jetzt nebeneinander, und Melody faßte David an die Hand. So sehr er sich sonst darüber gefreut hätte, hier war er schon mißtrauisch, sagte aber nichts. Er fühlte sich etwas ausgenutzt.
Oder wie jemand, der mit offenen Augen an einen schlimmen und schrecklichen Ort geführt wurde.
Sie gingen über den staubigen Pfad dem See entgegen, und der Blick wurde freier. Während Melody auf das Wasser schaute und dabei wissend lächelte, konzentrierte sich David mehr auf die primitive Behausung. Er war mißtrauisch und rechnete damit, daß unter dem Schatten des Daches jemand auf ihn lauerte.
Es war nicht so, und schon atmete er auf. Vielleicht wollte sie ja auch nur mit ihm reden und ihm
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