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112 - Monster im Prater

112 - Monster im Prater

Titel: 112 - Monster im Prater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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erwecken versuchte. Wahrscheinlich bluffte er... Es gab
keine wirklichen Monster! Die Besucher gingen ins Zelt zurück, und Istvan
Perkush drückte Andreas Wibbert beiläufig den Schlüssel in die Hand. „Üb schon
mal, mein Junge“, sagte er zu dem kränklich aussehenden Mann. „Für mich ist das
alles ein bisschen viel. Ich werde auch nicht jünger und könnte eine hilfreiche
Hand gebrauchen. Schließ ab, wenn der letzte den Anbau verlassen hat. Ich
bereite vom schon mal alles vor.“ Andreas Wibbert fühlte das kalte Metall
zwischen seinen Fingern und blieb mit Marlene an der Tür stehen, während
Perkush seitlich auf die Bühne sprang und hinter einem Vorhang verschwand. Die
Leute nahmen die Plätze auf den Bänken ein. Mechanisch schloss Wibbert hinter
dem letzten Besucher der Ausstellung ab und nahm dann ebenfalls auf der
vordersten Bank Platz. Marlene war zwischenzeitlich dorthin gegangen und hatte
ihm einen Platz freigehalten. Sie wollten das mysteriöse Monster aus der Nähe
sehen, Istvan Perkush schlüpfte durch den Vorhang und zeigte sich noch mal
seinem Publikum. Er wirkte jetzt sehr ernst, lächelte nicht mehr und gab auch
keine scherzhaften Kommentare mehr von sich, die drüben im Anbau bei
Fledermäusen, Haien und Piranhas die Stimmung noch ein wenig aufgeheitert
hatten. „In wenigen Minuten ist jeder mit seiner Furcht in seinem Erlebnis
allein, Herrschaften! Noch steht die Tür nach außen offen ...jeder, der jetzt
noch gehen will, kann das tun. Aber wenn ich die Tür verschließe, ist es zu
spät...“
    Leises Lachen
war irgendwo aus den Bankreihen zu hören, aber es klang nicht überzeugend.
Jemand versuchte, seine Angst zu überspielen. Auch Andreas Wibbert fühlte einen
Druck auf der Brust, als wäre dort ein Stahlring herumgelegt. Das Gefühl
verstärkte sich noch, als der Schlüssel im Schloss knackte. Der Ausgang war
versperrt. Niemand konnte mehr von draußen herein, niemand mehr hinaus. „Ich
muss das tun“, ließ Perkush sich vernehmen, während er mit federnden Schritten
zur Bühne zurückkehrte. „Manchmal ist das Monster nicht ganz so brav, wie es
sein sollte - und dann versucht es Zu entkommen ...“
    Wieder
erfolgte leises Gelächter, diesmal aus mehreren Kehlen. Die hölzernen Wände der
Zeltbude schlossen fugendicht, so dass es keine Ritze gab, durch die ein
Lichtstrahl von draußen hätte hereinfallen können. Auch das Zeltdach, das sich
über ihnen spannte, war besonders dick und ließ kein Sonnenlicht durch. Hätte
Wibbert nicht gewusst, dass es jetzt erst Mittag war, er hätte geglaubt, dass
draußen bereits tiefste Nacht herrschte. Marlene klammerte sich an seinem Arm
fest und schmiegte sich an ihn. Er genoss ihre Nähe und vergaß sogar, sich eine
Zigarette anzuzünden. Musik erklang. Über verborgene Lautsprecher wurde sie in
den halbdunklen, gespenstisch wirkenden Zuschauerraum gespielt, in dem die
Anwesenden erwartungsvoll saßen. Manch einer kicherte, der eine oder andere
machte eine halblaute Bemerkung. Die Musik war dumpf und wurde zu einer
unheimlichen Untermalung, die anschwoll und die Geräusche von außerhalb mehr
und mehr zurückdrängte. Die andere Musik, die Stimmen der Menschen, das
Auftönen von Alarmsirenen bei den Autoscootern und Geisterbahnen in der Nähe
trat völlig in den Hintergrund. Der Vorhang teilte sich in der Mitte und die
beiden Hälften glitten leise raschelnd auseinander. Alles starrte gespannt auf
die Bühne. Da gab’s einen zweiten Vorhang. Der war schwarz wie die Nacht, und
das Licht der roten und blauen Beleuchtungskörper, die mit ihren Reflektoren
darauf gerichtet waren, wurde geschluckt.
    „Bitte, meine
Herrschaften, bewegen Sie sich nicht! Was jetzt auf der Bühne vor Ihren Augen
erscheint, haben Sie noch nie gesehen ... Schreien Sie nicht, springen Sie
nicht auf! Ich verspreche Ihnen, dass das Monster die Bühne nicht verlassen und
Ihnen kein Haar gekrümmt wird ...“
    Istvan
Perkushs Stimme übertönte kurz die unheimliche Musikuntermalung, die während
seiner kurzen Mitteilung zurückgenommen worden war. Der schwarze Vorhang teilte
sich nicht - er hob sich. Und dann - kam das Monster...
     
    ●
     
    Die Zeit war
wie im Flug vergangen. Während des Frühstücks im Ambassador hatten sie noch mal
in aller Ruhe den nächtlichen Einsatz und die mysteriöse Zeitsituation
erörtert. Zu einem handfesten Ergebnis waren sie nicht gekommen. Larry Brents
Entschluss, nun tagsüber den Einsatz zu wiederholen, stand fest. Eine innere
Uhr

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