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112 - Monster im Prater

112 - Monster im Prater

Titel: 112 - Monster im Prater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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trieb ihn förmlich an, dies so schnell wie möglich in die Tat umzusetzen.
Aber er wollte es erst dann tun, wenn eine Elektrikfirma die von ihr installierte
Scheinwerferanlage inspiziert und instandgesetzt hatte.
    Anton
Sachtler wurde auch bald wieder im Revier benötigt. Ein anderer großer
Kriminalfall hielt das Kommissariat und die Wiener Bevölkerung derzeit in Atem.
In der Woche vor Larrys und Mornas Eintreffen waren in Wien insgesamt fünf
Frauen als vermisst gemeldet worden. Da es sich nur um Frauen handelte, war die
Befürchtung geäußert worden, dass ein neuer, schrecklicher Frauenmörder umging,
von dem man bisher noch nichts wusste. Auch über dieses Phänomen sprachen sie,
und Sachtler gab seinen Freunden bereitwillig Auskunft. In drei Fällen hatte
die Polizei inzwischen eindeutig recherchiert, dass die Betreffenden am Mittag
oder Abend des gleichen Tages noch mit Freunden oder Verwandten im Prater gewesen
waren. In der Nacht verschwanden sie dann spurlos. „Bei zweien“, hatte Sachtler
seine Ausführungen ergänzt, „wurde sogar beobachtet, wie sie das Haus
verließen.“
    „Dann gab’s
also jemand, mit dem sie sich treffen wollten“, sinnierte Larry Brent. „Um was
für Frauen handelt es sich? Waren sie alleinstehend oder verheiratet?“
    „Sowohl das
eine wie das andere. Ich rekonstruiere, Larry. Fall Nummer eins: Frau Eva
Matoky, siebenunddreißig Jahre alt, verheiratet mit einem prominenten
Frauenarzt, hat Verwandtenbesuch aus dem Ausland. Frau Matoky zeigt den
Besuchern Wien, unter anderem ist auch ein ausgedehnter Spaziergang im Prater
fällig. Bei dieser Gelegenheit werden eine Fahrt im Riesenrad unternommen und
verschiedene Vergnügungsbetriebe aufgesucht, denn der Besuch hat zwei Kinder
mitgebracht, die natürlich nichts versäumen wollen. Am Abend sitzen alle noch
gemütlich in einem Heurigen-Lokal im Grinzing zusammen. Kurz vor Mitternacht
löst sich die Gesellschaft auf. Alle sind sehr müde und begeben sich nach der
Rückkehr - es ist etwa halb eins - sofort zu Bett. Gegen zwei Uhr - so glaubte
eine Besucherin sich zu erinnern, die in der großen Wohnung der Matokys
übernachtet hatte - hört sie eine Tür quietschen. Die Zeugin ist der Meinung,
dass jemand die Toilette aufsucht. Erst am nächsten Morgen entdeckt man das
Verschwinden der Arztfrau. Alles weist darauf hin, dass sie freiwillig das Haus
verlassen hat - und scheinbar ohne Grund. Die Ehe der Matokys - zwar kinderlos
- wird als sehr glücklich beschrieben. Fall zwei: Erika von Freese. Die
vierzigjährige Journalistin lebt seit fünfzehn Jahren in Wien. Sie ist
alleinstehend und freie Mitarbeiterin verschiedener Zeitungen, Zeitschriften
und des Hörfunks. Am Mittag vor ihrem Verschwinden war Frau von Freese im
Prater. Das war, wenn mein Gedächtnis mich nicht im Stich lässt, genau einen
Tag nach der Vermisstenmeldung Eva Matokys. Die Reporterin wollte einen Bericht
über den Prater heute und damals schreiben. Sie hatte Material aus der
Vergangenheit zusammengetragen, beginnend ab dem Zeitpunkt, als der Prater der
Öffentlichkeit noch nicht zur Verfügung stand, sondern Ausflugsziel, Park und
Jagdterrain für die Kaiserfamilie war. Viel später wurde das Vergnügungsgelände
erst zu dem, was es heute ist. Erika von Freese hatte bereits eine beachtliche
Bilder- und Fotosammlung zusammengetragen. Viele Betriebe, hatte sie
herausgefunden, befinden sich schon in der zweiten und dritten Generation, und
manche reisenden Schausteller, die nur eine Saison oder gar nur wochenweise um
die Errichtung eines Standes nachsuchen, können ebenfalls oft eine so weit
zurückreichende Bekanntschaft mit dem Prater machen. Menschen und Vergnügungen
über die Jahrzehnte hinweg gesehen ... Wie amüsierte man sich damals, wie
heute? Mit Sicherheit steht fest, dass Erika von Freese nach Einbruch der
Dunkelheit den hellerleuchteten Prater verließ und in ihrem Auto nach Hause
fuhr. Warum sie später nochmal weggefahren ist, entzieht sich unserer Kenntnis.
Als wir von ihrem Verschwinden unterrichtet wurden, mussten wir die Tür zu
ihrer Wohnung aufbrechen. Ihr Schreibtisch quoll über von Papier und Notizen.
Mitten in der Arbeit - dies ließ sich eindeutig rekonstruieren - war sie
aufgestanden und einfach davongegangen. Sogar ihren Wagen hatte sie auf der
Straße vor dem Haus stehen lassen.“
    „Jemand
scheint sie angerufen und danach vielleicht abgeholt zu haben“, mutmaßte Morna
Ulbrandson.
    „Diese
Vermutung drängt sich als Erstes auf.

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