1120 - Grauen hinter Gittern
gehabt, ihm die Klinge in den Schädel zu treiben, aber da war die innere Mauer, die ich nicht überspringen konnte.
Er hüpfte zur Seite. Nicht mehr so schwungvoll wie noch beim Herabgleiten. Seine Augen waren und blieben geöffnet. So geriet er auch in einen Lichtstrahl hinein, der ihn für einen Moment anleuchtete, so dass er einen Schatten warf.
Der Schatten glitt weiter, sein Körper glitt, aber plötzlich zuckten beide herum. Ich hörte den schrillen Schrei. Er war wie ein Signal aus der Trillerpfeife, und es erfolgte der zweite Angriff. Er hatte Kraft sammeln können, und er sprang mich mit einer Wucht an, die mich erschreckte. Als so schnell hatte ich ihn nicht eingeschätzt.
Deshalb gelang es mir auch nicht, ihm auszuweichen. Seine Hände fanden meine Schultern. Genau dort krallte er sich fest. Er stieß seinen Kopf mit dem noch immer offen stehenden Maul vor, um dann zuzubeißen, wenn er mein Gesicht erwischte.
Es blieb mir nur eine Möglichkeit. Ich riss das Beil hoch und brachte die Schneide zwischen mein Gesicht und dem Maul. Dass ich dabei zurückgedrückt wurde, war mir kaum bewusst.
Ich erlebte nur, wie die Mutation den Biss nicht mehr stoppen konnte, aber dabei nicht das Ziel erreichte, das vorgesehen war. Er biss in die scharfe Klinge hinein.
Es war furchtbar. Sein Blut spritzte mir ins Gesicht. Noch immer klammerte sich der Mensch-Affe fest. Die Klinge schnitt sein Maul weiter auf, wie eine Schere, und ich hieb ihm die linke Faust gegen den Brustkasten.
Der Schlag reichte aus, um mich endlich befreien zu können. Die Mutation fiel nach hinten. Sie überschlug sich, schlug dabei die Krallen in das halb zerfetzte Gesicht. Jetzt handelte das Wesen wie ein Tier. Es kümmerte sich nicht mehr um mich und kroch von mir weg.
Wie ein zuckender Schatten glitt es über den Boden.
Ich blieb stehen. Ich hatte diesen Kampf gewonnen. Nur fühlte ich mich alles andere als glücklich. Ich merkte auch, wie mich ein Schwindel überkam.
Von der Klinge fielen die letzten, roten Tropfen. Sie klatschten auf den Boden neben meinen Füßen. »Na, du Held?« höhnte die Lautsprecherstimme. »Fühlst du dich jetzt als Sieger?«
Der Unsichtbare erhielt von mir keine Antwort. Ich stand einfach nur da und schaute zu Boden. Mir war ein erster Gegner geschickt worden, aber weitere würden folgen.
Allmählich beruhigte sich mein Kreislauf. Das Rauschen in den Ohren verstummte. Ich nahm die Geräusche in der Umgebung wieder normal wahr. Sofort fiel mir der unterschiedliche metallische Klang auf, der von oben auf mich herabwehte.
Nur langsam hob ich den Kopf. Es war noch nichts zu sehen. Wer immer da kam, er hielt sich zurück. Aber es war nicht nur einer, sondern mehrere, die ihre Zellen verlassen hatten und nun erfahren wollten, was in diesem Zentrum geschehen war.
Diesmal lachte die Lautsprecherstimme. »Hör genau hin, Sinclair. Ist es nicht gut? Bist du nicht auch der Meinung, dass dich alle sehen und auch ausprobieren wollen, wie stark du wirklich bist? Ich habe ihnen den Befehl gegeben, dich zu besuchen. Und sie haben gehört. Alle diejenigen, die sich hier aufhalten. Kleine Laborunfälle ebenso wie Killer und Irre. Alle werde sie erscheinen, um dich zu sehen, Sinclair. Sie lieben die Helden. Jeder von ihnen fühlt sich selbst wie ein Held, und sie müssen es immer wieder bestätigt bekommen. Das ist nun mal so. Das sind die Regeln hier.«
Ich sagte zunächst nichts, weil ich Luft brauchte. Dann brach es aus mir hervor. »Ja, Mörder und Killer. Kreaturen, die von Verbrechern gezüchtet wurden. Verdammt noch mal, was ist das hier für ein Theater? Sind alle dem Wahnsinn verfallen?«
»Das Leben ist der Wahnsinn, Sinclair. Die meisten wissen es nur nicht. Sie denken, dass alles normal läuft. Sie glauben auch daran, was man ihnen vorsetzt. Die schöne und bunte Welt aus der Glotze. Aber die Realität sieht anders aus. Sie ist nicht so bunt, und du hast die Chance, sie hier zu erleben. Das ist sie doch, Sinclair. Hier lauert die wahre Macht, nichts ist Schein, alles ist Sein.«
»Du kannst dir deine Philosophie irgendwo hin stecken!« brüllte ich ins Leere hinein. »Ich akzeptiere es nicht. Das Leben besteht nicht nur aus Mitgliedern irgendwelcher genmanipulierter Wesen. Soweit sind wir zum Glück noch nicht.«
»Stimmt. Nur sind wir auf dem besten Weg dorthin. Hier ist das beste Beispiel. Die Mischung aus Mensch und einem Affen. Ist es nicht ein erster Schritt? Natürlich fallen beim Hobeln Späne ab, aber
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