1122 - Raubzug der Armadaschmiede
Operanden dar."
Um die Ünglaublichkeit seines Fundes zu unterstreichen, griff er zum Schreibstift und einem Stück Schreibfolie, anstatt das Resultat auf der Videofläche abzubilden. Mit viel Bedacht malte er: 1011 0111 0010 1001 (erster Operand) Nichtund 1011 0111 0010 1001 (zu findender Code) 0100 1000 1101 0110 (Resultat) „Nein!" staunte Roi. „Ist das Zufall?"
„Was kann es sonst sein?"
„Aber das ist doch ... das ist..."
Fedder Napsus nickte grinsend. „Jetzt weißt du, wie mir zumute war, als ich das Ergebnis vor mir sah."
„Du bist ganz sicher, daß es sich um einen Zufall handelt?" beharrte Roi.
„Denk nach", forderte Fedder ihn auf. „Woher sollen die Armadaschmiede wissen, daß der boolische Operator „Nichtund" in der terranischen Computer-Algebra NAND heißt?"
Ein Interkomempfänger leuchtete auf. Naomis Gesicht erschien. Sie wirkte bedrückt.
„Es wird ernst", sagte sie. „Sieh dir's an."
*
Das Bild, das Naomi auf den Empfänger blendete, war ein Kompositum von Aufnahmen, die von insgesamt fünf Mikrosonden angefertigt wurden. Die Sonden standen über dem südlichen Ausgang des Tales und draußen in der Wüste, hoch über dem Koloß des Räumgeräts.
„Hol Sidri", sagte Roi.
Er drehte an der Perspektive und erzeugte eine Ausschnittsvergrößerung, die den Ort zeigte, an dem die Armadamonteure Vlissis Prozession aufgehalten hatten. Von den Nandiren war nichts mehr zu sehen. Er ließ den Kamerawinkel wandern und erfaßte schließlich eine Gruppe von zweihundert Eingeborenen, die am Landeteller eines der Krakenbeine vorbei nach Süden wanderten. Sie bewegten sich in eng geschlossener Formation und hatten offenbar ein festes Ziel. Sidri hatte recht gehabt. Jetzt, da der suggestive Einfluß verschwunden war und die Nandiren die Täuschung erkannten, packte sie der Zorn.
Das Aufnahmegerät wanderte weiter, erfaßte eine zweite Gruppe von Nandiren, diese etwa dreihundert Mitglieder stark, und eine dritte, die sich wie ein mächtiger Heerwurm nordwärts wälzte. Die drei Gruppen hatten es darauf abgesehen, am Fuß des großen Zentralzylinders, auf dessen nach Osten weisender Seite, zusammenzutreffen.
An den knisternden Geräuschen, die die chitinartige Oberfläche des Körpers verursachte, erkannte Roi, daß Sidri eingetreten war.
„Sag mir, wer diese Geschöpfe sind", forderte Roi ihn auf.
Der Nandir hatte zwei Stunden Zeit gehabt, sich mit der Inneneinrichtung der Space-Jet vertraut zu machen. Obwohl ihm die terranische Technik wie eine Sammlung magischer Tricks vorkommen mußte, zeigte er sich wenig beeindruckt. Er verstand nicht, wie die Dinge funktionierten, aber er begriff, wozu sie gut waren. Roi hätte sich keinen besseren Mitarbeiter denken können: von nichts eine Ahnung, aber mit snobistischem Selbstverständnis alles entgegennehmend, was ihm angeboten wurde.
Sidri hob das vorderste rechte Bein, nachdem er auf einen Stuhl gesprungen war, und deutete auf den Heerwurm. „Das sind die Leute am seichten See", sprach es aus dem Translator. „Ihr Volk ist das größte." Die Greifhand wanderte nach links. „Das ist der Stamm unter den hohen Bäumen", fuhr Sidri fort. „Und das dort..."
„Ist Vlissi mit den Bewohnern des roten Buschtals", fiel ihm Roi ins Wort. „Das wissen wir. Wo sind die Gräber der Wüstenhöhlen?"
„Es gibt ihrer nicht viele", antwortete der Nandir. „Außerdem kannst du sie nicht sehen.
Sie wohnen in tiefen Höhlen unter dem Wüstenboden, und die Farbe ihrer Körper ist auf den Wüstensand abgestimmt."
Armadamonteure zogen auf. Sie waren zu dem Entschluß gekommen, daß es des martialischen Aufmarschs jetzt genug sei und etwas unternommen werden müsse, das Abräumgebiet von unerwünschten Eindringlingen zu säubern. Ein unerwarteter Nebeneffekt kam ihnen zu Hilfe. Der Landeteller des Krakenbeins, an dem Vlissi mit seiner Gruppe vorbeimarschierte, hob sich mit schmetterndem Knall vom Wüstenboden und stieg langsam in die Höhe. Panik fuhr unter die Bewohner des roten Buschtals. Sie stoben nach allen Seiten davon. Die Armadamonteure ließen sich diese Gelegenheit nicht entgehen. Sie stießen herab. Jeder griff sich einen oder zwei Nandiren und flogen mit ihnen davon. Fassungslos beobachtete Roi, wie sie auf ein mächtiges Luk zuschwebten, das sich in der Seite des nach Westen schwenkenden Krakenarms geöffnet hatte, und darin verschwanden. Wenige Augenblicke später kamen dieselben - oder andere - Monteure wieder zum Vorschein und
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