1130 - Zombieville
die Daumen, Freunde. Und ich komme so schnell wie möglich nach. Ich kann sie einfach nicht allein zurücklassen.«
»Ist schon klar.« Ich schlug ihm auf die rechte Schulter. »Keine Sorge, wir halten hier die Stellung.«
Wladimir Golenkow startete. Karina, Suko und ich starrten dem Wagen so lange nach, bis er von der Dunkelheit verschluckt worden war…
***
Minuten später sah es in der Umgebung anders aus. Wir hatten die Scheinwerfer wieder eingestellt und sie so ausgerichtet, daß sie den größten Teil der Umgebung ausleuchteten. Auf dem Boden lag jetzt eine helle, weiß Schicht aus Licht. Aus der Ferne gesehen mußte sie wie eine in der Luft schwebende Fahne wirken.
Wir hatten die Scheinwerfer so eingestellt, daß die Umgebung vor dem Zelt ebenfalls ausgeleuchtet wurde. Keiner konnte sich dem Platz ungesehen nähern. Auch die Rückseite war beleuchtet, wenn auch nicht so breit wie vorn.
Im Zelt selbst hatten wir das Licht gelöscht und um einen kleinen Tisch herum unsere Plätze gefunden. Wir wollten so etwas wie Lockvögel abgeben und hofften, daß die Zombies auch darauf hereinfielen. Wir rechneten mit einem Blutrausch, in den sie sich hineingesteigert hatten, und da kamen wir ihnen gerade recht.
Es war bereits mehr als eine halbe Stunde seit Golenkows Abfahrt vergangen, und getan hatte sich nichts. Kein lebender Toter war in den harten Lichtschein hineingetreten, denn mit sicherem Instinkt wußten sie, daß sie die Helligkeit meiden mußten.
»Meinst du, daß es eine gute Idee war, die Scheinwerfer einzuschalten?« fragte mich Suko.
»Jetzt nicht mehr.«
Karina war ebenfalls der Meinung. »Bleibt ihr hier, ich schalte sie ab.«
»Nimm lieber einen von uns mit.«
»Nein!« flüsterte sie und schaute uns wütend an. »Nein, nein, nein. Ich habe den Anblick der Leichen nicht vergessen, und ich wünsche mir direkt, daß ich einen von ihnen sehe, um ihm den Schädel zerschießen zu können.«
Bei anderen Frauen hätte ich nicht zugestimmt, aber Karina war eine Kämpferin, das hatte sie in meinem Beisein oft bewiesen.
Sie ging, und wir warteten. Wie zwei Figuren saßen wir auf den Stühlen, schwiegen uns an, den Blick durch den offenen Eingang nach draußen gerichtet.
Noch war es hell. Noch sahen wir den Lastwagen - und wir sahen dort die Bewegung.
Karina war das nicht.
Suko und ich sprangen zugleich auf. Das war er. Das mußte er einfach sein.
Wir duckten uns, liefen in das Licht, das genau in diesem Moment verlosch…
***
Karina Grischin war um das Zelt herumgegangen. Sie wollte den transportablen Generator erreichen, der die Scheinwerfer mit Energie versorgte. Nur dort ließ sich das Licht löschen, weil die Stromzufuhr unterbrochen war. Die Nacht war kalt. Die Temperatur war gesunken, aber es konnte ihr auch nur so vorkommen, weil sie ebenfalls innerlich fror. Und dieses Gefühl der Kälte konnte sie nicht vertreiben. Es blieb in ihr und war wie ein Druck.
Im Licht kam sie sich vor wie auf einer Bühne. Sie fühlte sich beobachtet. Zahlreiche Augen schienen in der Dunkelheit zu lauern. Ihre Sinne waren gespannt und über die Grenzen hinaus sensibilisiert. Die Gänsehaut auf ihrem Rücken blieb.
Sie war froh, den Generator erreicht zu haben. Sie mußte noch ein wenig suchen, dann hatte sie den Schalter gefunden, den sie umlegte. Hier lief alles noch über Handbetrieb ab und wurde nicht durch irgendwelche Chips gelenkt.
Die Helligkeit fiel schlagartig zusammen. Sofort nahm die Dunkelheit der Nacht wieder von allem Besitz.
Ihre Augen mußten sich daran gewöhnen. Es gab kein Ziel mehr, auf das sie sich konzentrieren konnte. Der Vorhang war gefallen, die Bühne stockdunkel, aber die Akteurin stand noch immer auf den Brettern, um sich zu orientieren.
Ihre beiden Freunde verhielten sich still. Da hatte sie auch nichts anderes erwartet, aber auch die Zombies waren nicht zu hören. Sie hatte gedacht, daß sie sofort erscheinen würden, aber sie ließen sich Zeit.
Dafür hörte sie vor dem Zelt Geräusche. Es waren Schritte, und sie ging davon aus, daß John und Suko das Zelt verlassen hatten. Wenn sie keinem Irrtum verfiel, dann bewegten sich die beiden direkt auf den Lastwagen zu.
Bestimmt nicht grundlos.
Karina wollte nicht zurückbleiben. Sie mußte hin und sehen, was dort los war.
Der Angriff erfolgte von der linken Seite. Irgendwo dort hatte sich die verfluchte Gestalt versteckt gehalten. Vielleicht hatte sie auch auf dem Boden gelegen und genau den richtigen Zeitpunkt abgewartet. Als
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