1135 - Cathys Friedhof
Suko.
»Wie Sie wollen. Es ist selten, daß meine Kunden einen Drink ablehnen.« Sie nahm uns gegenüber Platz. Das Lächeln blieb, aber ich merkte sehr genau, daß sie uns aufmerksam musterte. Wahrscheinlich schätzte sie uns ab.
»So, meine Herren. Wer zu mir kommt, der hat ein kleines Problem, das sich leicht lösen läßt. Hinzufügen muß ich noch, daß ich eine seriöse Begleitagentur betreibe. Die Damen oder Herren, die ich vermittle, sind keine Prostituierten, sondern Menschen wie du und ich, sage ich mal.«
»Wie sind sie denn« fragte Suko.
»Nun ja.« Sie zuckte mit den Schultern. »Gebildet, im Umgang perfekt. Sie können sich auf jedem Parkett bewegen. Ihre Allgemeinbildung ist überdurchschnittlich. Zudem sind sie zweisprachig, und ich habe noch, nie Klagen gehört.«
»Das haben wir auch vorausgesetzt«, sagte Suko, bevor er mir zuzwinkerte, da er mir das Feld zunächst überlassen wollte. Das hatten wir im Wagen so abgesprochen.
Ich hatte auch den Namen des letzten Toten erfahren und holte das Blatt hervor, auf dem ich die Namen notiert hatte. Mrs. Alford wunderte sich zwar, gab jedoch keinen Kommentar ab und hörte zu, wie ich die Namen der Reihe nach vorlas.
»Melvin Monkfort, Sam Blyde, Dino Fironto und Bernie Slade. Sagen Ihnen diese Namen etwas?«
Das Lächeln der Dame verkrampfte sich etwas. »Pardon, ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich habe es mir zur Regel gemacht, nicht über meine Kunden zu reden.«
»Sehr nobel«, gab ich zu. »Doch in diesem speziellen Fall wird Ihnen nichts anderes übrigbleiben.«
»Ach ja?«
»Ich will Ihnen auch den Grund sagen. Die vier Männer leben nicht mehr. Sie wurden umgebracht.«
Diesmal verlor Luise Alford etwas von ihrer Beherrschung. Sie zeigte menschliche Züge, atmete schneller und begann auch leicht zu zittern. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Sie suchte nach Worten, schluckte zweimal, und dann endlich konnte sie sprechen. »Muß ich davon ausgehen, daß Sie nicht als normale Kunden zu mir gekommen sind, die eine Begleitperson suchen?«
»Das müssen Sie«, sagte ich. »Bei einem der Toten haben wir die Telefonnummer Ihres Instituts gefunden. Wir sind davon ausgegangen, daß Ihnen die drei anderen auch bekannt sind.«
Auf dem Tisch zwischen uns stand ein Tablett. Darauf verteilten sich Karaffen mit Cognac und Whisky. Gläser standen ebenfalls bereit. Mrs. Alford brauchte jetzt einen Drink. Sie entschied sich für das Produkt aus Frankreich. Beim Einschenken zitterten ihre Hände. Sehr langsam trank sie das Glas leer und schaute dabei in die Ferne, die Augen hinter den Gläsern der Brille leicht verdreht.
»Wir warten noch immer auf eine Antwort, Mrs. Alford«, erinnerte ich.
»Ja, ich weiß. Sie sind Polizisten, und ich lebe praktisch in einer anderen Welt. Es ist nicht einfach für mich, mich diesen Problemen zu stellen. Das ist alles sehr neu.«
»Können wir uns denken. Trotzdem sind Sie eine sehr wichtige Person für uns, Mrs. Alford«, sagte Suko.
»Ich kannte die Herren.«
»Alle vier?«
»Ja.«
»Dann waren sie Kunden bei Ihnen?«
Sie nickte, und die Schweißperlen auf ihrer Stirn hatten sich um einiges vermehrt.
Ich übernahm wieder das Wort. »Das ist mehr als wir zu hoffen wagten, Mrs. Alford. Sie haben es also geschafft, den vier Männern Begleiter oder Begleiterinnen zu vermitteln.«
»Ja, das habe ich.« Sie mußte sich räuspern und schaute auch nicht uns an, sondern die Tapete. »Es war eine Begleiterin.«
»Gut. Sie kennen…«, ich stutzte und hakte noch einmal nach. »Haben Sie tatsächlich von einer Begleiterin gesprochen? In der Einzahl? Waren es nicht Begleiterinnen?«
»Nein, das waren sie nicht.«
»Das wundert mich.«
»Ja, es ist ungewöhnlich. Die Herren waren seltsamerweise nur auf eine Frau fixiert. Sie hatte in den letzten Wochen wirklich viel zu tun. Manchmal kommt so etwas vor.«
»Wie heißt sie denn?«
»Cathy.«
»Schön. Und wie weiter?«
»Sorry, aber ich kenne sie nur unter dem Namen Cathy. Das gibt es. Manche meiner Mitarbeiter wollen ihre Identität nicht preisgeben. Sie haben dafür gewisse Gründe, die ich auch akzeptiere. So ist es auch bei Cathy.«
»Und wie nahmen Sie Kontakt mit ihr auf?« wollte Suko wissen. »Ich rief sie an.«
»Gut, wenn sie telefonisch erreichbar ist.«
Die Frau stand auf, strich ihren Rock glatt und ging zu ihrem Schreibtisch. Dort holte sie einen Schlüssel und öffnete damit einen ihrer Schränke an der Wand. Sie griff hinein. Zurück kam
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