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1138 - Zurück aus der Hölle

1138 - Zurück aus der Hölle

Titel: 1138 - Zurück aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Menschen gegeben, der besser gewesen ist als ich. Verstehst du?«
    »Ich begreife es sogar.«
    »Ausgezeichnet. Dann weißt du auch, dass es für dich kein Zurück mehr gibt.«
    »Damit hatte ich gerechnet.«
    »Mutig«, gab sie zu, »sehr mutig sogar. Du hast dich nicht einmal von meiner kleinen Demonstration draußen abschrecken lassen. Das finde ich außergewöhnlich.«
    »War es tatsächlich eine Demonstration?« fragte ich.
    »Unter anderem.« Sie schloss für einen Moment die Augen, dann klatschte sie plötzlich in die Hände.
    Nur dieses eine Geräusch klang auf, und es reichte auch, um die Beleuchtung zu verändern. Sie reagierte auf Schall. Die Lampen an der Decke verloren einen Teil ihrer Leuchtkraft, als hätte sich ein dunkler Vorhang über sie geschoben.
    Eine künstliche Dämmerung erfüllte plötzlich den Raum und gab ihm eine völlig andere Stimmung.
    Meiner Ansicht nach passte sie zu dem, was hier ablaufen würde. Da hatten sich Schatten über die Wände, die Decke und den Boden gelegt, und auch das spaltbreit einsickernde Licht des Tages änderte nichts an der düsteren Atmosphäre.
    Die normale Welt hatte sich zurückgezogen, um das Geheimnisvolle in den Vordergrund zu stellen.
    Ich konnte mir vorstellen, dass Zingara dies auch mit ihren Kunden praktizierte.
    Sie saß in einer helleren Insel, während sich in meiner Umgebung das Licht stärker zurückgezogen und eine Welt aus Schatten die Regie übernommen hatte.
    Deutlich war Madame Tarock zu sehen, als wären ihre Konturen noch einmal nachgezeichnet worden, und das Licht hatte auch den breiten Kartenfächer erreicht.
    »Gefällt es dir, John?« fragte sie. Selbst ihre Stimme hatte einen anderen Klang bekommen. Sie war dunkler und auch raunender geworden.
    »Es geht. Ich muss allerdings eingestehen, dass es zu deiner Arbeit passt. Du hast sicherlich viele Kunden damit beeindrucken können.«
    »Danke, das habe ich tatsächlich.«
    Es war für mich nicht erkennbar, ob sie sich über das Lob freute. Sie spielte weiter, und sie spielte ihre Rolle gut. Sehr langsam hob sie den rechten Arm an und legte den nach oben gestreckten Zeigefinger auf ihre Lippen. Dabei ließen mich ihre dunklen Augen nicht aus dem Blick.
    Ich verstand die Geste und schwieg. Ich befand mich in Madame Tarocks Reich, und sie war es, die diktierte. Nach dieser Geste blieb mir nichts anderes übrig, als mit ihr zusammen zu lauschen.
    Bisher hatte ich - abgesehen von unseren Stimmen - keine weiteren Geräusche gehört. Auch jetzt war nichts vorhanden, auf das ich mich konzentrieren konnte, höchstens auf die Wahrsagerin und deren gespannten Gesichtsausdruck.
    Er blieb noch eine Weile bestehen, bevor sie den Finger sinken ließ. »Hörst du sie?« fragte sie dann.
    »Wen oder was?«
    »Ihre Stimmen.«
    Ich lauschte. Meine Antwort musste sie enttäuschen, denn ich hob nur die Schultern.
    Davon ließ sich Zingara beirren.
    »Sie sind trotzdem vorhanden«, erklärte sie.
    Dass ich nicht sofort nachfragte, lag auf der Hand.
    »Wer?« wiederholte sie und gestattete sich ein Lächeln. »Es sind die Toten, John. Es sind die Bewohner einer anderen Welt. Es gibt sie. Sie umgeben uns.« Mit der rechten Hand malte sie einen großen Kreis. »Überall, John, in diesem Raum. Aber auch noch weiter. Draußen auf dem Flur und in den anderen Zimmern. Die Luft ist gefüllt mit ihnen, denn nichts vergeht.«
    »Von wem sprichst du denn?«
    »Von den Toten. Muss ich dir das noch sagen? Die Bewohner der anderen Welt. Nichts geht verloren. Sie umgeben uns, und sie sind immer da, auch wenn wir sie nicht zu Gesicht bekommen. Du musst dich ihnen gegenüber nur öffnen. Sei nicht zu hart und verkrustet. Es gibt nicht nur diese eine Welt, John Sinclair.«
    Ja, dachte ich und mir fiel der neue Bond ein. Die Welt war eben nicht genug. Zumindest nicht für Geister oder für Gestalten, die schon den Höllentrip hinter sich hatten.
    Im Gegensatz zu mir saß die Wahrsagerin auf einem breiten Kippsessel. Sie drückte ihre Lehne zurück und gab sich dabei sehr entspannt. Um ihre Lippen spielte ein Lächeln, und sie machte auf mich genau den Eindruck, als wäre sie in der Lage, all das zu hören, was meinen Ohren verborgen blieb.
    Das Spiel mit den Toten. Das Erschaffen des Tunnels. Die Verbindung zwischen den beiden Zuständen. Wer das fertigbrachte, der musste verdammt mächtig sein und durfte eigentlich nicht zu den Menschen zählen. Das war die Frau zweifelsohne. Vor mir saß keine Dämonin, auch keine direkte

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