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1138 - Zurück aus der Hölle

1138 - Zurück aus der Hölle

Titel: 1138 - Zurück aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bisher zurückgestellt hat«, meinte Dagmar.
    »Kann auch sein.«
    Die beiden Männer hatten sich von der Scheibe gelöst. Harry behielt sie noch immer im Blick. Jetzt allerdings normal und nicht mehr nur innerhalb des Glases. Er sah ihre Bewegungen, wie sie zur Seite glitten, und sie schienen dabei über den Boden zu schweben. Auf ihren Gesichtern lag ein ungewöhnliches Lächeln, als befänden sie sich in zwei Ebenen, einmal hier auf der Erde und zum zweiten mit ihren Gedanken weit, weit weg. Vielleicht sogar in der Hölle.
    Harry streichelte Dagmars Hand, um sie aufmerksam zu machen. »Die beiden haben etwas vor. Ich spüre es an ihrem Verhalten. Es muss gleich der Punkt erreicht sein, wo sie ihre eigentliche Identität preisgeben.«
    »Was machen wir dann?«
    Harry war ins Schwitzen gekommen. »Ich weiß es nicht. Ich möchte aber nicht schon zu früh reagieren.«
    Dagmar wechselte das Thema. »Sie wissen Bescheid«, sagte sie plötzlich.
    »Was meinst du?«
    »Über uns!«
    Harry hatte sich in der letzten Zeit nur auf Dagmar konzentriert, nicht auf die Uniformierten. Nach Dagmars Antwort jedoch drehte er sich herum.
    Er schaute sie an.
    Sie blickten ihn an!
    Sie behielten den Tisch der beiden unter Kontrolle, als wüssten sie sehr genau, wer dort saß.
    Sie taten in den folgenden Sekunden nichts, warteten ab, bis einer der beiden mit den Fingern schnippte. Es war das Zeichen für sie, sich in Bewegung zu setzen. Sie hatten nicht weit zu gehen, und sie suchten sich unter den zahlreichen Menschen in der Passage ausgerechnet Dagmar Hansen und Harry Stahl aus.
    Plötzlich standen sie neben ihnen. Sie sagten nichts und schauten nur nach unten. In den Uniformen und mit den glatten Gesichtern wirkten sie wie Zwillinge.
    Harry Stahl blieb gelassen, auch wenn es ihm schwerfiel. Er nickte den beiden zu. »Können wir etwas für Sie tun? Oder warum sind Sie zu uns gekommen?«
    Einer deutete auf Dagmar. »Wer ist sie?«
    »Pardon, aber geht Sie zwar nichts an, aber sie ist meine Partnerin.«
    »Und was noch?«
    »Nichts.«
    »Sie ist anders.«
    »Tut mir leid. Wie meinen Sie das?«
    »Sie ist eine Gefahr.«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich.«
    »Wir müssen sie mitnehmen.«
    Harry schüttelte den Kopf. Dagmar tat nichts. Sie ließ alles auf sich zukommen. Beinahe war die Situation zum Lachen, und Harry versuchte es noch einmal. »Da wir friedliche Menschen sind und uns nichts haben zu Schulden kommen lassen, möchte ich Sie beide bitten, uns in Ruhe zu lassen.«
    »Nein!«
    Diese Antwort reichte ihnen. Wieder handelten sie gemeinsam, und sie hoben ihre Hände an. Es ging alles sehr schnell. Dagmar und Harry kamen nicht dazu, sie daran zu hindern. Die Bewegung hatten sie unzählige Male geübt, und plötzlich geschah das Unwahrscheinliche. Sie drehten die Köpfe synchron nach hinten…
    ***
    Madame Tarock war in dieser Etage die Herrscherin. Sir ging vor mir her und es machte ihr auch nichts aus, dass sie mir den Rücken zudrehte. Sie war sich sicher, und um den verletzten Menschen kümmerte sie sich erst recht nicht.
    Für mich stand fest, dass sie bisher nur gespielt hatte. Keiner ihrer Kunden hatte ihr tatsächliches Geheimnis oder ihr wahres Ich erkennen können. Da war sie vorsichtig gewesen und hatte so ihr heimliches Reich aufbauen können.
    Auch jetzt ließ sich niemand außer uns im Flur blicken. Es wirkte alles so steril und gestylt. Man hätte sich hier abstrakte und übermoderne Graphiken an den Wänden vorstellen können. Statt dessen gab es nur die Leere und den hellen Boden, über den Zingara schwebte, als wäre sie eine Gestalt aus der Vergangenheit. Irgendwie stimmte das auch, denn was sie trieb, hatte seinen Ursprung tief in einer Vergangenheit.
    Die alte Macht der Karten. Dieses gefährliche Spiel aus Wissen und Lügen. Karten hatten Schicksale der Menschen beeinflusst. Karten hatten sie in das Verderben gerissen. Karten hatten ihnen die Schicksale vorhersagen sollen. Karten hatten auch Freundschaften und Familien zerstört. Glück, das sich in lebenslanges Pech umgewandelt hatte. Karten wurden nicht grundlos als des Teufels Gebetbuch bezeichnet, denn der Leibhaftige persönlich schien sie erfunden zu haben. Strahlender Glanz, bitteres Unheil und tiefste Depression waren ihre Begleiter. Daran hatte sich bis heute nichts geändert.
    Vor einer großen Tür, die offenstand, blieb Madame Tarock stehen und drehte sich zu mir um. Sie blickte mir ins Gesicht. Den weichen Mund hatte sie zu einem Lächeln

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