1141 - Die Königin von Avalon
sich sanft und schleichend zwischen uns beide legte.
Mein Blick verschwamm. Sukos Gestalt löste sich nicht auf, aber sie wahr jetzt mehr Schemen als Mensch. Zugleich meldete sich die andere Seite. Ich hörte die Stimmen in meinem Kopf. Geister der Nebelinsel meldeten sich, denn sie waren von meinem Kreuz abgelenkt worden, das ich aus der Tasche gezogen hatte und nun in der Hand hielt.
Ich wusste nicht hundertprozentig, welche Geisterstimmen mich erwarteten. Es war mir auch nicht neu, ich hörte sie nicht zum erstenmal, und ich hatte mir selbst einen Reim auf die Geschichte gemacht, denn diese Stimmen so neutral sie auch klangen, konnten eigentlich nur denen gehören, die auf Avalon ihre letzte Ruhestätte in einer Höhle gefunden hatten.
Es waren die Ritter der Tafelrunde und mit ihnen König Artus. Ihre Geister beherrschten die Insel. Sie waren noch Wächter wie im normalen Leben, nur eben in einem anderen Zustand.
Ich hatte einen Blick auf mein Kreuz geworfen und sah jetzt den leicht matten Glanz, den es abstrahlte. Es hatte reagiert. Es hatte sich gemeldet, und ich wusste jetzt, dass Avalon bereit war, mich zu empfangen. Dort wo sich das M für Michael abzeichnete, strahlte mein Kreuz heller. Wollte er mir doch noch einmal den Weg ebnen, damit ich an seine Stelle trat und das Herz der Jungfrau schützte?
Ich kam nicht mehr dazu, mir weitere Fragen zu stellen, denn die Kräfte der Nebelinsel drangen jetzt stärker zu mir. Ich fühlte mich von ihnen wie angeschoben, ging auch vor und bewegte mich dabei auf den anderen Ausgang zu.
Bis dahin kam ich nicht.
Plötzlich veränderte sich die Umgebung. Zunächst hatte ich noch den Eindruck gehabt, ins Leere zu treten, der verschwand sehr bald und auch mit dem Abtauchen der Innenmauern.
Ich hatte die normale Welt verlassen und befand mich nun auf der geheimnisvollen Nebelinsel Avalon…
***
Es kam nicht oft vor, dass ein Mann wie der Templer-Führer Abbé Bloch ratlos war, doch in diesem Fall hatte er mit einem Problem zu kämpfen, an das er nicht herankam.
Für ihn stand fest, dass etwas passierte und auch passiert war, das die Templer betraf. Darauf hatte sein Telefonat mit Father Ignatius hingedeutet, und natürlich auch das Gespräch mit John Sinclair in London. So hatte sich das Dreieck geschlossen.
Nur wusste er nicht, wie es weiterging und ob der Fall gelöst werden konnte. Fest stand nur, dass es Verräter innerhalb der Weißen Macht gab. Der Abbé hatte geglaubt, Father Ignatius etwas Neues zu berichten, der allerdings hatte die Dinge sehr ruhig und locker aufgenommen, was den Abbé wiederum zu einer Frage verleitet hatte.
»Wisst ihr darüber Bescheid?«
»Nein, nicht alle.«
»Aber du?«
»Ja.«
»Und du hast nichts unternommen?«
»Nein. Bewusst nicht. Wir wollten den Vorgängen nicht ihre Eigendynamik nehmen. Es sollte sich alles entwickeln. Und es hat sich auch entwickelt. Das brauche ich dir nicht zu sagen.«
Father Ignatius hatte damit die Verlagerung nach London und auch hin zu John Sinclair gemeint. Damit lag der Fall in den besten Händen, das wusste Bloch genau. Trotzdem war er nicht zufrieden. Die Dinge gingen auch ihn an. Er fühlte die Gruppe der Templer verraten, weil sich die Verräter unter diesem Namen eingeschlichen hatten, und das konnte er auf keinen Fall hinnehmen.
Die Templer waren etwas Besonderes. Zumindest er mit seinen Leuten. Diejenigen, die den falschen Weg gegangen waren, versuchten zwar noch immer, etwas zu unternehmen und zu stören, was ihnen auch ab und zu gelang, aber der Abbé war dagegen, dass es ihnen gelang, große Erfolge zu erringen.
Und besonders nicht, was die geheimnisvolle Nebelinsel Avalon anging. Da reagierte er allergisch. Sie war für ihn ein absolutes Refugium, und er hatte auf dieser Insel und in einer anderen Dimension sein Augenlicht zurückerhalten. Seit dieser Zeit fühlte er sich dem geheimnisvollen Reich mehr als verpflichtet.
Er wollte nicht untätig sein. Zudem war ihm bekannt, dass der Weg nach Avalon sehr schwierig war.
Es gab nur wenige Menschen, die in gehen konnten, und sie mussten unter anderem das Tor bei Glastonbury dafür benutzen.
Oder einen anderen Gegenstand, der sich im Besitz der Templerführers befand.
Es war der Knochensessel, der seinen endgültigen Platz im Arbeitszimmer des Abbés gefunden hatte.
Er schaffte es ebenfalls, einen Menschen auf die Nebelinsel zu bringen. Bei John Sinclair war es kein Problem, bei anderen Menschen schon. Da konnte der Sessel zu einem
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