1141 - Die Königin von Avalon
tödlichen Folterinstrument werden, was Johns Freund Suko vor einiger Zeit einmal selbst durchlitten hatte.
Bloch überlegte, ob er sich dem Sessel anvertrauen sollte, um den Weg auf die Nebelinsel zu finden.
Das allerdings wollte er nicht allein entscheiden. Zwar war er der Führer der Templer, doch er kannte seine Grenzen und dachte nicht daran, autokratisch zu regieren. Zudem zählte er nicht mehr zu den jüngsten Menschen. So hatte er dann zugesehen, sich einen Vertrauten zu schaffen, der so etwas wie ein Assistent war.
Es war Godwin de Salier, der Templer, der aus dem Mittelalter in die Gegenwart geholt worden war und sich hervorragend in die Gruppe eingeführt hatte.
De Salier war der Vertraute des Abbé. Bloch hatte ihn zudem als seinen Nachfolger auserwählt. Das hatte er noch für sich behalten und es den anderen Brüdern nicht bekannt gegeben. Er wollte es tun, wenn er die Zeit dafür richtig hielt.
Godwin de Salier selbst wusste es auch noch nicht. Da gab es keine konkreten Absprachen. Doch der Abbé hatte hin und wieder durchblicken lassen, welche Pläne er verfolgte, und schon jetzt weihte er den jüngeren Mann immer in seine Pläne ein.
In Gedanken versunken saß der Abbé an seinem Tisch und wartete darauf, dass Godwin erschien.
Als es an der Tür klopfte, gab Bloch nur einen kurzen Ruf ab, dann öffnete sich die Tür, und der blonde hochgewachsene Templer betrat das Arbeitszimmer. Für einen Moment blieb er auf der Schwelle stehen, schaute sich um und sah, dass Bloch auf einen Stuhl wies. »Bitte, setz dich.«
»Danke.« De Salier schließ die Tür und nahm am Tisch Platz. Die beiden Männer saßen nebeneinander, und so konnten sie auf das Fenster gegenüber schauen und auch auf den Sessel, der seinen Platz direkt darunter gefunden hatte.
Er war ein besonderes Möbel, das wirklich aus dem Skelett des letzten Templer-Führers bestand, der auf dem Scheiterhaufen sein Leben verloren hatte. Er hieß de Molay, und sein Tod war auch mit dem Ende der Heiligen Johanna zu vergleichen. Von ihm war das Skelett übriggeblieben, von der jungen Frau das Herz, das nun so verzweifelt gesucht wurde.
Der Abbé brauchte seinen jüngeren Templer-Bruder nicht groß einzuweihen. Er hatte bereits mit ihm über dieses Thema gesprochen. Nun wollte er es intensivieren und sprach davon, dass es ihm nicht gefiel, allein hier zu warten und sich letztendlich erklären zu lassen, wie der Fall gelaufen war.
De Salier hörte zu und strich nur hin und wieder über sein blondes Haar. Er sah nicht aus wie ein Templer. Er trug keine Kutte mit dem Kleeblatt-Kreuz darauf, sondern eine beige Cordhose und ein graues Hemd aus dickem Stoff. So wirkte er wie ein normaler Mann, der genau in die Zeit hineinpasste.
»Ich kann es hier kaum noch aushalten, Godwin«, sagte der Abbé zum Schluß. »Etwas treibt mich weiter, und ich weiß auch, was ich unternehmen müsste, um wieder zufrieden sein zu können.«
»Du willst hin, nicht wahr?«
»Ja.«
»Avalon«, murmelte de Salier vor sich hin. »Bist du dir der Gefahr bewusst, der du dich aussetzt?«
Bloch deutete auf den Sessel. »Ist es wirklich so gefährlich, wenn ich ihn benutze?«
»Meiner Ansicht nach schon. Er nimmt nicht jeden an.«
»Dann wäre er ja wertlos.«
Godwin lachte. »Das sagst du nur so. Das glaubst du auch nicht. Für John Sinclair ist er nicht wertlos und…«
»Pardon, aber Sinclair hat einen anderen Weg genommen und Avalon sicher durch das Tor auf dem Hügel erreicht. Ich habe ja mit ihm gesprochen, und deshalb weiß ich auch, wie sich der Fall entwickelt hat, aber ich weiß nicht, wie er weiterging. Es gab bei der Weißen Macht eine Unterwanderung durch unsere Feinde. Sie wollen das Herz der Heiligen Johanna finden, das sich auf der Nebelinsel befindet.«
»Darüber weiß auch John Bescheid.«
»So ist es.«
»Reicht es dann nicht?«
Bloch drehte den Kopf und schaute den jüngeren Templer an. »Du bist dagegen, nicht wahr?«
Godwin zuckte mit den Schultern. »Was heißt dagegen? Ich möchte nur nicht, dass du dich in Lebensgefahr begibst.«
»Danke, das ist lieb. Genau aus diesem Grunde habe ich dich ja geholt, mein Freund. Es ist mir wichtig, dass du dabei in meiner Nähe bleibst und eingreifen kannst, wenn es sinnvoll ist. Ich spüre einen großen und starken Drang in mir. Ich will unbedingt einen Blick nach Avalon werfen, auch wenn ich nicht selbst die Nebelinsel betrete. Die Ungewissheit zehrt an mir.«
»Von der Gefahr brauche ich nicht zu
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