Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1143 - Grabmal des Grauens

1143 - Grabmal des Grauens

Titel: 1143 - Grabmal des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nur ein paar Schritte.«
    Wieder ging ich hinter ihm her. Er war auf der Hut. Auch ich merkte die Spannung in mir. Wir waren hier relativ gut vor dem Wind geschützt. Mein Schal flatterte nicht mehr. Er hing schlaff über die Schulter hinweg.
    Der Boden war dunkel. Kleine Steine klebten daran fest. Die stummen Zeugen an der rechten Seite glotzten uns mit ihren steinernen Gesichtern an. Einige hatten ihre Arme über die Gräber hinweg gestreckt, als wollten sie die Lebenden zu sich holen, um sie dann in die Tiefe der kalten Erde zu drücken.
    Bill brauchte mir nicht zu sagen, wo wir das Grabmal finden konnten.
    Ich sah es auch so, denn es war nicht zu übersehen.
    Vier helle Gestalten!
    »Schau es dir gut an«, flüsterte mein Freund. Er trat zurück, um mich nicht zu stören.
    Etwa eine Schrittlänge entfernt war ich vor dem Grabmal stehen geblieben. Dass man eine Grabstätte mit vier steinernen Zeugen besetzte, das hätte ich noch hingenommen. Nicht aber mit Zeugen, die so schrecklich aussahen. Die musste sich ein wirklich perverses Hirn ausgedacht haben. Man konnte die Freiheit der Kunst auch übertreiben, das war hier sehr genau zu sehen.
    Die vier Figuren standen nicht unbedingt zusammen wie steinerne Soldaten. Sie hatten einen Pulk gebildet, aber sie sahen dabei aus, als wären sie noch in der Vorwärtsbewegung und darin dann erstarrt. Leicht geduckt, die Oberkörper vorgeschoben, zumindest traf das auf die beiden an den Außenrändern zu. Hinter ihnen stand der wichtigste, der Killer mit dem Beil, der für den Tod der drei anderen gesorgt hatte. Er hatte das Beil erhoben, und über seine Schulter weg schaute das Gesicht der vierten Figur.
    Es war ein Beil aus Stein. Ein langer Griff, eine mächtige Schneide, die jeden Augenblick nach unten sausen und jemand den Kopf abschlagen konnte.
    Nackte Steinfiguren, die allesamt etwas gemeinsam hatten. Die Hörner an den glatten Stirnen, die leicht krumm gewachsen waren und mich an die Hörner von Bullen erinnerten.
    Die Gesichter waren glatt. Das traf bei allen vieren zu. Aber sie waren nicht ohne Ausdruck. Da gab es Augen, Nasen, Münder, und der Bildhauer hatte es geschafft, jeweils einen besonderen Ausdruck in die Gesichter hineinzubringen.
    Bei einer Gestalt stand der Mund halb offen, und deshalb hatte das verdammte Steingesicht einen grinsenden Ausdruck bekommen, die Gestalt dahinter sah für mich leicht kasperhaft aus, wie jemand, dessen Mimik mitten in einem Lachen plötzlich erstarrt war.
    Der dritte war der Mörder, der das mächtige Beil schwang. Auch sein Gesicht besaß einen Ausdruck, der sich von denen der anderen unterschied.
    Mir fiel es nicht leicht, ihn einzustufen. Er war nicht direkt wild, er war erstarrt, und all die Wut und der Hass, den er bei seinem Amoklauf empfunden haben musste, stand darin wie eingraviert. Es war ein Anblick zum Fürchten. Zudem schien sich Gerald Hopper nur schlafen gelegt zu haben, um einen Augenblick später zu erwachen und uns überfallen zu können.
    Die vierte Figur stand etwas im Hintergrund und schaute einfach nur tumb über die Schulter des anderen hinweg.
    »Jetzt siehst du es selbst«, flüsterte Bill mir zu. »Was sagst du dazu?«
    »Verrückt.«
    Er lachte leise. »Und noch etwas mehr, John. Nicht nur verrückt, es ist verdammt gefährlich.«
    »Ja, auch das. Aber wer hier steht, kann es nicht beurteilen. Er wird sicherlich geschockt sein und sich fragen, wer eine solche Phantasie aufbringt und sich ein derartiges Grabmal hinstellt. Uns wäre das nicht in den Sinn gekommen.«
    Bill ging nicht darauf ein und meinte nur: »Schau dir das verdammte Beil genau an.«
    »Habe ich.«
    »Und jetzt vergleiche es mal mit dem Schatten, den du auf dem Foto gesehen hast.«
    »Es ist identisch - möglicherweise.«
    Er widersprach heftig. »Nein, John, nicht nur möglicherweise. Da stimmt alles. Vom Griffende bis zur Schneide. Ich habe das genau in Erinnerung.«
    »Wenn es einen Schatten gibt, muss normalerweise auch ein Gegenstand in der Nähe sein, der diesen Schatten wirft. Das ist bei dir in der Wohnung nicht der Fall gewesen. Oder irre ich mich da?«
    Bill winkte ab. »Du weißt selbst, dass das nicht stimmt. Es war nur der Schatten vorhanden.«
    »Klar.«
    »Was willst du tun, John?«
    »Mir die vier Freunde mal aus der Nähe anschauen. Ein Quartett des Grauens. Aus Stein zwar, aber…«
    »Nimm das Kreuz. Ich warte darauf. Nur durch das Kreuz kannst du feststellen, ob mit diesen Gestalten tatsächlich alles in Ordnung

Weitere Kostenlose Bücher